Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1751) zm 109, Nr. 15- 6 moderne Kariesdiagnostik. So müsse eine diagnostische Methode Auskunft insbeson- dere über frühe Stadien eines kariösen Pro- zesses geben. Idealerweise sollten auch schon kleinste Eintrittspforten von Bakterien im Approximalraum mit Hilfe eines (bildge- benden) Diagnose-Instrumentes für den Zahnarzt erkennbar sein. Erst dann könnten Behandler die beste Therapie für den Patien- ten aus den non- oder minimalinvasiven Möglichkeiten, die heute zur Verfügung ste- hen, auswählen. Daneben fehle es an einem Instrument bezüglich eines Karies-Monito- rings. In früheren Jahrzehnten führte eine Karies unbehandelt in den meisten Fällen zur De- struktion des Zahnes. Aufgrund verbesserter Prophylaxe arretieren kariöse Prozesse heut- zutage öfter oder schreiten langsamer vo- ran. Ein verbessertes Kariesmonitoring kön- ne Zahnärzten helfen, die kariösen Prozesse bei ihren Patienten korrekt einzuschätzen. Dies erlaube es, häufiger non- oder mini- mal-invasiv zu behandeln, erläuterte Haak. OCT – Karies-Monitoring- Verfahren der Zukunft? Möglicherweise könnte Haaks Forderungen in Zukunft ein bildgebendes Verfahren erfül- len, das bereits in der Humanmedizin, bei- spielsweise in der Augenheilkunde, einge- setzt wird. Die o ptische K ohärenz t omogra- fie (OCT) ist ein kontaktloses Bildgebungs- verfahren ohne Strahlenbelastung, bei dem Schnittbilder und 3D-Volumen mit Hilfe von Licht im nicht sichtbaren Nahinfrarotbe- reich erzeugt werden („Ultraschall mit Licht“). Die hochauflösende Bildgebung im µm-Bereich eignet sich insbesondere für die strukturelle Darstellung der Zahnhartsub- stanz. Damit könnten Forscher die Progres- sion von sehr frühen Kariesstadien engma- schig kontrollieren und sogar suspekte, ok- klusale Verfärbungen ohne taktile Untersu- chung erkennen. Die Geräte befinden sich für die Zahnmedizin erst in einer präklini- schen Studienphase und sind innerhalb der nächsten zwei Jahre sicherlich noch nicht er- hältlich. Kariesbehandlung bei tiefen Läsionen Prof. Dr. Lars Bjørndal aus Kopenhagen warb für ein vertieftes Verständnis der Pa- thologie der Karies. Je nach Tiefe der Läsion auf dem Röntgenbild stehen dem Behandler unterschiedliche Strategien zur Verfügung. Doch trotz der immer umfangreicheren Evi- denz aufgrund vieler Studien zum Thema „selektive Kariesexkavaton“ befolgten viele Zahnärzte die Empfehlungen nicht. 50 Pro- zent der Zahnärzte vernachlässigten laut ei- nem aktuellen Review evidenzbasierte Stra- tegien zur Kariesentfernung. Bjørndal formulierte daher zwei wesentliche Kernaussagen: \ Um eine Pulpaeröffnung zu vermeiden, müssen Behandler „tiefe“ von „sehr tiefen“ kariösen Läsionen unterscheiden. \ Bei tiefen Läsionen sollte der Behandler versuchen, durch schrittweise Exkavation eine Pulpaeröffnung zu vermeiden [Bjørn- dal, 2016]. Gehen Behandler bei Zähnen mit tiefen ka- riösen Läsionen in dieser Weise vor, blieben etwa 74 Prozent der Pulpen vital. Wird die Pulpa beim Versuch, das kariöse Dentin komplett zu exkavieren, eröffnet, seien es le- diglich neun Prozent [Bjørndal et al., 2017]. Zu dem Vorgehen der schrittweisen Karies- exkavation erscheinen inzwischen immer mehr klinische Studien [Duncan et. al, 2019]. Funktionelles Monomer verbessert den Haftver- bund Zahn–Restauration Neben dem großen Themenblock „Karies“ lag ein weiterer Fokus der Veranstaltung auf Prof. Dr. Sebastian Paris, Charité-Universitäts- medizin Berlin, Tagungs- präsident und Präsident der EFCD Quelle: DGZ Prof. Dr. Christian Hannig, Universitätsklinikum Dresden, Tagungsleiter und Präsident der DGZ Quelle: DGZ 93
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