Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1752) - , 16.8.2019, (1752) dem Haftverbund von Restauration und Zahn, auf den Adhäsiven. Prof. Bart van Meerbeek aus Belgien brachte als Experte für dentale Biomaterialien seine Zuhörer auf den neuesten Stand. Laut Studienlage sei ein 3-Schritt Etch & Rinse-Adhäsiv bezie- hungsweise ein 3-Schritt-Selfetch-System mit selektiver Schmelzätzung noch immer der Goldstandard. Doch neben den vielen Vorteilen der mitt- lerweile extrem gut untersuchten 3-Schritt- Etch & Rinse-Systeme wie auch der sehr gu- ten Langzeitergebnisse für den Haftverbund und den geringen jährlichen Verlustraten [Peumans et al., 2014], gäbe es auch Nach- teile. So sei die Phosphorsäure-Ätzung für das Dentingewebe sehr aggressiv. Das Kol- lagen werde recht tief freigelegt und sei an- schließend sehr empfindlich gegenüber ei- ner Übertrocknung. Zudem würden Metal- lomatrix-Enzyme freigesetzt, die das Kolla- gen zersetzten. Eine Lösung für diese Nach- teile sei zum Beispiel eine verbesserte Infil- tration des Haftmaterials durch Ethanol Wet-Bonding. Daneben versuchen Forscher, die enzymatische Degradation des Dentins zu verhindern und das Dentin über eine Kol- lagen-Vernetzung zu stabilisieren. Verzichteten Behandler auf die Phosphor- säureätzung und konditionierten sie das Dentin mit sauren Monomeren, sei das für das Dentin deutlich weniger aggressiv. Das funktionelle Monomer 10-MDP ist heute den meisten Adhäsiven zugesetzt. Es habe dabei den Haftverbund zum Dentin deutlich verbessert, denn es bildet wasserunlösliche Salze mit dem Kalzium aus dem Apatit, das noch nicht vollständig aufgelöst ist. Die neue Generation: Universaladhäsive Universaladhäsive sind weiterentwickelte All-in-one-Adhäsive, sie enthalten Conditio- ner, Primer und Adhäsiv in einer Flasche. Sie werden sowohl für direkte als auch für indi- rekte Restaurationen genutzt. Laut van Meerbeek sei es wichtig, mehrere Schichten aufzutragen und die einzelnen Schichten gut einzumassieren. Zahnärzte sollten jede Schicht separat und direkt nach dem Ein- massieren aushärten. Van Meerbeek em- pfiehlt, danach eine dünne Schicht fließfähi- ges Komposit aufzutragen. Teilweise enthalten Universaladhäsive Sila- ne. Sie sind für Reparaturen gut anwendbar. Zum Beispiel erzeugen sie einen Haftver- bund zu ätzbaren Keramiken wie Feldspat- und Glaskeramiken (nach Flusssäure-Ät- zung), zu Zirkon, zu Kompositen und zu Metall (die letzten drei nach Sandstrahlen der Oberfläche mit Aluminiumoxid). Randspalt oder Chipping? Reparaturen im Sinne der Zahnerhaltung Frau Prof. Marie-Charlotte Huysmans erklär- te in ihrem Vortrag über Karies an Restaura- tionsrändern, dass Behandler allein auf- grund eines Spalts nicht auf das Vorhanden- sein von kariös erweichtem Dentin unter der Restauration schließen könnten [Kidd et al., 1994, 1995, 1996]. Sie stellte eine Studie aus dem Jahr 2018 vor, in der niedergelasse- ne Kollegen und Experten Sekundärkaries diagnostizieren und Behandlungsvorschlä- ge machen sollten. Herrschte bei der Diag- nosestellung noch weitestgehend Einigkeit, wollten die niedergelassenen Zahnärzte doppelt so häufig die Restaurationen aus- tauschen wie die Experten [Signori et al., 2018]. So sei die Sekundärkaries weniger ein Quelle: F. Tetschke Quelle: L. Bjørndal Prof. Marie-Charlotte Huys- mans, Radboud Universität Nijmegen, Niederlande Quelle: DGZ „Tiefe“ kariöse Läsion: Die Karies hat auf dem Röntgenbild drei Viertel des Dentins durch- drungen. Es gibt jedoch noch eine deutlich definierte Schicht radio-opaken Dentins vor der Pulpakammer beziehungsweise dem Wur- zelkanal. Bei dieser Tiefe ist die Pulpa zwar chronisch entzündet, doch es sind in der Re- gel noch keine Bakterien in das Pulpagewebe vorgedrungen. Quelle: L. Bjørndal 3D-OCT-Bild eines Fissuren-querschnitts mit Fissurenläsion. „Sehr tiefe“ kariöse Läsion: Es gibt keine ra- dio-opake Dentinschicht mehr. Die Läsion ist bis zur Pulpakammer beziehungsweise bis zum Wurzelkanal vorgedrungen. 94 Zahnmedizin
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