Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1754) - , 16.8.2019, (1754) Zahnpflege zu motivieren? Was kann er oder das Betreuungspersonal leisten? Wel- che zahnärztlichen Behandlungen sind ihm zumutbar? Manchmal sind rechtliche Fra- gen zu klären, wenn pflegebedürftige, älte- re Menschen einen Betreuer haben. Doch gerade die Mundhygiene ist für alte, hospitalisierte Menschen enorm wichtig. Gerade sie sind sehr anfällig für Lungenent- zündungen und versterben nicht selten da- ran. Prof. Müller stellte eine Studie vor, nach der in einem von zehn Fällen ein Versterben an einer Lungenentzündung bei hospitali- sierten Patienten durch bessere Mundhygie- ne hätte verhindert werden können [Sjö- gren et al., 2008]. All diesen Herausforde- rungen begegnen Behandler am besten über einen individuellen, präventiv ausge- richteten Mundhygiene-Plan. Denn nicht zuletzt ist die orale Gesundheit ein Zeichen von Lebensqualität. Prof. Avijit Banerjee vom Kings College aus London forderte in seinem Vortrag eine „Minimally invasive dentistry“ für ältere Menschen. Aktive Kariesläsionen könnten versiegelt und damit „geheilt“ werden. Restliche Dentinkaries könne unter einer Sealing-Schicht belassen werden. Ein invasi- ves Vorgehen mit kompletter Kariesexkava- tion und definitiver Versorgung sei für alte Menschen oft nicht zu empfehlen. Dazu führte er in seinem Vortrag rund 20 Untersu- chungen an, die dies belegten. Prof. Meyer-Lückel aus Bern führte in sei- nem Vortrag aus, dass die Prävalenz von Wurzelkaries steige. Auch er plädierte dafür, dem mit – wenn möglich – nicht-invasiven Behandlungen zu begegnen. Zum Beispiel ist die tägliche Anwendung von 5000 ppm Fluorid-Zahnpasta geeignet, Wurzelkaries in ihrer Progression zu stoppen und deren Oberfläche zu härten [Wierichs und Meyer- Lückel, 2016]. Ebenso ist die Anwendung von Silberdiaminfluorid zur Arretierung der Karies erfolgversprechend [Wierichs und Meyer-Lückel, 2016]. Dr. med. dent. Kerstin Albrecht Medizin-/ Dentaljournalistin Düsseldorf E-Mail: albrecht@sanustext.de \ Entfernung von kariös erweichtem Dentin von peripher nach zentral. Ein Rest an weichem, kariös verändertem Dentin wird pulpanah belassen, um eine Eröff- nung zu vermeiden (= selektives Exkavie- ren) . Dieses kariöse Restdentin wird mit Calciumhydroxid abgedeckt. Im An- schluss wird für etwa zwölf Monate eine Glasionomerzement-Füllung gelegt. \ Nach sechs bis zwölf Monaten wird das restliche kariöse und inzwischen erhärtete Dentin vollständig entfernt. In aller Regel sollte sich nach dieser Zeit eine Schicht von Tertiärdentin an der Stelle gebildet haben. Dadurch kann in vielen Fällen er- neut eine Pulpaeröffnung vermieden werden. Im Anschluss wird eine definitive Füllung gelegt. Bedingungen für dieses Vorgehen: 1. Der Patient ist weitestgehend schmerzfrei, insbesondere existiert kein persistierender und kein Nachtschmerz. 2. Der Zahn ist vital und erhaltungs- würdig. 3. Es gibt keine apikale Aufhellung an dem betroffenen Zahn auf dem Röntgenbild. Quelle: Lars Bjørndal Das schrittweise Exkavieren der Karies Quelle: DGZ Prof. Lars Bjørndal, Direktor der Klinik für Ka- riologie und Endodontologie an der Universi- tät zu Kopenhagen Quelle: DGZ Quelle: Bart van Meerbeek Prof. Marco Ferrari von der Universität Siena, Italien, referierte über postendodontische Ver- sorgungen Quelle: DGZ 10-MDP (10-methacryloyloxy-decyl-dihy- drogen-phosphate). Die Phosphorsäure-Es- ter-Seite (blau) bindet ionisch an das Kalzi- um des Hydroxylapatits auf Zahnseite (Schmelz und Dentin). Die Methacrylat- Seite (gelb) interagiert mit der Restaurati- on, zum Beispiel mit Zirkoniumoxid. Die Carbon-Brücke in der Mitte hält die beiden Gruppen auf Abstand und erzeugt ein hy- drophobes Umfeld. Prof. Dr. Frauke Müller, Leiterin der Division für Gerodontologie und abnehmbare Prothetik der Universität Genf erläuterte die Herausforderungen im Umgang mit älteren Patienten. 96 Zahnmedizin

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