Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1757) zm 109, Nr. 15- 6 Wirkung auf die Demineralisation von bovi- nem Schmelz und Dentin in situ. Als Nega- tivkontrolle diente eine Paste ohne Fluorid und ohne Nanohydroxylapatit. Für die fluoridhaltigen Zahnpasten konnte die Arbeitsgruppe eine Fluoriddosis-Wir- kung-Beziehung sowohl in Bezug auf die demineralisationshemmende Wirkung auf Schmelz als auch auf unterschiedlich stark demineralisierte Dentinproben zeigen [Wie- richs et al., 2019]. Für die fluoridfreien Zahnpasten (nHAP und Negativkontrolle) konnte kein solcher Effekt gezeigt werden. Sie unterschieden sich auch nicht in der de- mineralisationshemmenden Wirkung. Zähne mit Komposit umformen? Dass Zahnärzte Zähne bei Nichtanlagen oder zum Lückenschluss mit Komposit um- formen beziehungsweise verbreitern kön- nen, ist nicht neu. Doch wie lange geht das gut? Diese Frage klärten zwei junge Wissen- schaftlerinnen in einer multizentrischen Langzeit-Nachbeobachtungsstudie (FO- KOS, Standorte Heidelberg, Würzburg, Tü- bingen). Sie untersuchten 2018 insgesamt 667 Restaurationen, die zwischen 2002 und 2012 direkt eingebracht wurden. Die mittle- re Nachbeobachtungszeit betrug 15,5 Jah- re. Frau Dr. Theresa Wohlrab aus Heidelberg untersuchte den Erfolg der Restaurationen [Wohlrab et al., 2019], Frau Dr. Britta Hahn aus Würzburg die parodontalen Verhältnisse an diesen Zähnen [Hahn et al., 2019]. Von den 667 Restaurationen gingen insgesamt acht vollständig verloren, 81 zeigten ein un- erwünschtes Ereignis, am häufigsten ein Chipping. Sie konnten allerdings repariert werden und verblieben in situ. Unbeschadet waren nach zwei Jahren 98,8, nach zehn Jahren 91,7 und nach 15 Jahren noch 77,6 Prozent der Restaurationen. Der Verbreite- rungsumfang, die Lage des Zahns im Kiefer und der Zahntyp schienen dabei keinen Ein- fluss auf das Überleben zu haben, erläuterte Wohlrab. Bezüglich des Attachments, der Sondierungs- tiefen und des Sulkus-Blutungs-Indexes zeig- ten die formveränderten Zähne (Testzähne n= 588) keine signifikanten Unterschiede zu den nicht-korrigierten Zähnen (Referenzzähne n=420). Der Plaque-Index (Turesky-Plaque-In- dex) war an den umgeformten Zähnen aller- dings signifikant erhöht, vermutlich weil Plaque auf Komposit-Oberflächen eher adhä- riert als auf Schmelz. Dieser Umstand hatte je- doch keinen Einfluss auf die parodontale Ge- sundheit dieser Zähne. Silberdiaminfluorid – anti- bakterielle Wirkung auch im Wurzelkanal? Privatdozent Dr. Thomas Gerhard Wolf aus Bern ging in seiner In-vitro-Untersuchung der Frage nach, ob Silberdiaminfluorid und Kaliumjodid sowie deren Kombinationen gegen endodontisch relevante Bakterien wie Enterococcus faecalis, Actinomyces na- eslundii und Parvimonas micra wirksam sind. Die Silberdiaminfluorid-Lösung hatte eine bakterizide Wirkung auf die untersuch- ten Keime. Aufgrund der In-vitro-Situation der Studie möchte Wolf allerdings noch kei- ne Rückschlüsse auf die Wirkung einer Wur- zelkanalspülung mit einer Silberdiaminfluo- rid-Lösung ziehen. Weitere Studien in dieser Richtung sollen folgen. Big Data in der Zahnheilkunde In der Medizin, vornehmlich in der Onkolo- gie, Neurologie und Kardiologie, untersu- chen Forscher bereits heute zahlreiche Bio- marker, um Krankheiten möglichst früh er- kennen zu können. Professor Dr. Andreas Keller, klinischer Bioinformatiker an der Uni- versität des Saarlandes, gab seinen Zuhö- rern einen Einblick darüber, was in Zukunft auf dem Fachgebiet der Zahnmedizin mög- lich sein könnte. Die Untersuchung von Biomarkern in Blut oder Speichel könne mit hoher Sensitivität Auskunft über Erkrankungen geben. Als Bei- spiel nannte Keller bestimmte RNA-Baustei- ne aus Blutzellen des Immunsystems, die ei- ne Aussage über vorliegende entzündliche Prozesse wie zum Beispiel bei einer Paro- dontitis zulassen. Dabei können die Erkran- kungen in der Regel sogar in Frühphasen di- agnostiziert werden. Aber auch im Speichel finden sich molekulare Hinweise auf Erkran- kungen. Proteine oder sogar komplette Bak- teriengenome können aus Patientenproben heute ohne großen Aufwand erhoben wer- den. Dabei werden pro Patient leicht Millio- nen oder gar Milliarden an Datenpunkten generiert. „Natürlich bedarf es dabei der Hilfe von Algorithmen und Computern, um die enormen Datenmengen auszuwerten“ führte Keller aus. „Dafür erlauben dann die Zusammensetzung der Bakterien im Mund und gegebenenfalls vorhandene Virulenz- und Resistenz-Faktoren Rückschlüsse über vorhandene Karies oder das Kariesrisiko ei- nes Patienten“. Ein wichtiger nächster Schritt sei jetzt die Translation von der Grundlagenwissenschaft hin zum Patienten. Dr. David Higgins erläuterte, wie Künstliche Intelligenz (KI) bei der Auswertung von Röntgenbildern Unterstützung leisten kön- ne. Auf Bissflügel-Aufnahmen könnte eine spezielle Software Karies erkennen und auf dem digitalen Röntgenbild einfärben. Eine solche Computer-unterstützte Diagnostik wäre ein höchst nützliches Hilfsmittel, um in den Praxen die Diagnosesicherheit zu erhö- hen und den Arbeitsalltag zu erleichtern. Dr. med. dent. Kerstin Albrecht Medizin-/ Dentaljournalistin Düsseldorf E-Mail: albrecht@sanustext.de Dr. Sebastian Soliman vom Universitätsklini- kum Würzburg stellte eine Studie zu den pa- rodontalen Verhältnissen von formveränder- ten Zähnen vor. Quelle: DGZ 99
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