Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1904) Frau Dr. Burkhart, die Millennials sind jetzt mit dem Studium fertig und starten ins Berufsleben – auch in der Zahnmedizin. Was ändert sich in der Arbeitswelt durch diese neue Generation? Dr. Steffi Burkhart: Meine Generation ist anders aufgewachsen als die Generationen davor. Sie ist demokratischer erzogen wor- den: Da hatte nicht Papa immer das letzte Wort, sondern über Fragen wie Hobby- oder Reiseplanung wurde in der Familie ganz anders diskutiert und entschieden. Diesen Umgang miteinander können wir auch zu- nehmend in der Arbeitswelt beobachten – das beeinflusst auch den Führungsstil der jungen Zahnmediziner. Anders als viele unserer Eltern leben wir keine klassische Drei-Phasen-Biografie, sondern Multigrafien: zwischen Vollzeitfestanstellung, Selbstständigkeit, Teilzeitanstellung, Sabba- tical, Auslandsaufenthalt und Branchen- wechsel. Wir sind die erste Generation, die vermutlich achtmal ihren Job wechseln wird – ob wir es wollen oder nicht. Davon geht das World Economic Forum aus. Ich persön- lich glaube, die Zahl wird höher liegen. Wir leben eher im Zickzack statt uns über Jahre hinweg mühselig auf der vertikalen Karriere- leiter hochzuschuften. Wenn wir woanders ein besseres Arbeitsumfeld antreffen, uns besser entwickeln oder mehr Wirkkraft er- zeugen können, dann sind wir ganz schnell weg. Dies gilt auch, wenn Millennials wahr- nehmen, dass Chefs keine Lust auf Men- schenführung haben. Das ist eine neue Herausforderung für jeden Arbeitgeber und eine zentrale Frage lautet heute: Wie schaffen wir es, junge Talente in unsere Organisation zu bekommen und sie dort auch länger zu halten? Welche Rolle spielen die neuen digitalen Technologien für diese Generation? Anders als ihre älteren Kollegen sind die Mil- lennials schon als Jugendliche in die digitale Welt hineingewachsen. Bei der nachfolgen- den Generation Z (*1995 bis 2010) ist das übrigens noch stärker der Fall: Die kennen gar keine Kindheit ohne Internet. Wir befinden uns derzeit im Wandel von dem industriellen zum digitalen Zeitalter: Technologie wird Einzug in all unsere Lebens- bereiche nehmen, Kommunikation verändert sich, Talentmanagement verändert sich – hierzu zählt beispielsweise auch die digitale Präsenz einer Praxis oder digitale Möglich- keiten, um neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Auch in der Zahnarztpraxis sind ja beispiels- weise Intraoralscanner und 3-D-Drucker auf dem Vormarsch. Hier muss sich auch die Branche mit der Frage beschäftigen: Wie verändert Technologie die bestehenden Jobprofile und wie können wir Studierende aber auch Mitarbeiter auf diese Veränderun- gen gut vorbereiten? Es ist oft die jüngere Generation, die den Einsatz neuer Techno- logien in Unternehmen einführt. Sie sind häufig Early Adopter und Trendsetter – und das ist ein Potenzial, das von Organisatio- nen besser genutzt werden könnte. Wir sind zwar quantitativ in der Minderheit, qualitativ jedoch eine wichtige Generation. In Gemeinschaftspraxen und MVZ arbeiten Zahnärzte aus unterschiedlichen Generationen auf einer Hierarchieebene zusammen. Wo kann da Konfliktpotenzial entstehen? ? ? ? Interview zu den Millennials „Ein guter Zahnarzt ist noch lange keine gute Führungskraft“ Die „Millennials“ werden die Zahnmedizin in den nächsten Jahren prägen. Aber was macht diese Generation der zwischen 1980 und 1995 Geborenen aus? Was treibt sie an? Und worauf sollte man – als Partner oder als Chef – achten, damit die Zusammenarbeit gut klappt? Dr. Steffi Burkhart wurde selbst 1985 geboren und versteht sich als Botschafterin dieser Generation. Dr. Steffi Burkhart hat Sportwissenschaften studiert und promovierte in Gesundheits- psychologie. Sie ist Aufsichtsrätin in einem Schweizer Unternehmen und Board Mitglied eines internationalen Thinktanks. Am 26. Oktober ist sie eine Referentin auf dem Kongress FutureDent in München, der vom Deutschen Ärzteverlag in Kooperation mit der Bayerischen Landeszahnärztekam- mer, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns und dem Bundesverband der implan- tologisch tätigen Zahnärzte in Europa e. V. (BDIZ EDI) veranstaltet wird. Anmeldung und weitere Informationen: futuredent.de . Foto: privat 118 zm–starter

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