Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1820) Anhand hochaufgelöster mikroskopischer Aufnahmen der Zahnschmelzoberfläche von Schuppenechsen lässt sich der Unter- suchung zufolge erkennen, wovon sich die Tiere ernährt haben. Geforscht wurde dazu unter der Leitung von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Zu den untersuchten Echsen zählen unter anderen Leguane, Warane, Eidechsen und Brückenechsen. Als bahnbrechend gilt dabei die Erkenntnis, dass die Abnutzungspuren im Zahnschmelz nicht nur deutliche Unterschiede zwischen Fleisch- und Pflanzenfressern ermöglichen, sondern auch feinere Unterscheidungen in Algen-, Frucht- oder Weichtierfresser. Laut den „Echs-Perten“ war es bisher schwierig, solche Unterscheidungen der Ernährungs- weise – insbesondere bei ausgestorbenen Arten – allein aufgrund von Zahn- oder Ske- lettfunden vorzunehmen. Grund: Die Zahn- form unterscheidet sich bei vielen Reptilien kaum. Entscheidend sind die Furchen im Zahnschmelz Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Pro- ceedings of the Royal Society B (Biologie) berichten, untersuchten sie Oberkieferzähne von 77 präparierten Echsen aus freier Wild- bahn, die zu 23 noch existierenden Arten gehören und aus naturkundlichen Museen stammen. Zum Teil legten die Wissenschaftler Kieferstücke mit Zähnen direkt unter ein kon- fokales Mikroskop, teils nahmen sie Silikon- abdrücke von den Zähnen und machten von den Abdrücken dann Aufnahmen. An- schließend erstellten sie 3-D-Oberflächen- modelle der Zähne und werteten diese nach 46 verschiedenen Merkmalen aus, etwa nach der Anzahl der Furchen im Zahn- schmelz und deren mittlerer Tiefe. Dadurch fanden sie heraus, dass sich die Tiere auf- grund der Abnutzungspuren in verschiedene Ernährungskategorien eingruppieren lassen. Beispielsweise wies der Zahnschmelz der Fleischfresser nur wenige und flache Furchen auf, wohingegen der Zahnschmelz der Frucht- fresser sehr stark gefurcht ist. „Diese Methode wurde an Säugetieren ent- wickelt. Wir haben sie nun erstmals an Reptilien angewendet und gezeigt, dass sie auch hier funktioniert“, erklärt die Leiterin der Studie, Dr. Daniela Winkler, vom Institut für Geowissenschaften der JGU. Damit sei nicht unbedingt zu rechnen gewesen: „Rep- tilien kauen kaum. Meistens beißen sie nur ab und schlucken direkt. Deshalb konnten wir nicht unbedingt davon ausgehen, aus- Untersuchung von „Echs-Perten“ der Universität Mainz Was frisst die Schuppenechse? Der Zahnschmelz verrät es! Abnutzungspuren im Zahnschmelz von Schuppenechsen zeigen deutliche Unter- schiede zwischen Fleisch- und Pflanzenfressern. Sie ermöglichen sogar feinere Unterscheidungen, etwa in Algen-, Frucht- oder Weichtierfresser. Zu diesen Ergebnissen ist ein Forschungsteam unter Leitung von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gekommen. Mikroskopische Aufnahmen des Zahnschmelzes von Schuppenechsen, hier beispielhaft einer Bartagame, geben Aufschluss über deren Ernährungs- gewohnheiten. Links die Zähne eines Muschel- und Schneckenfressers, eines Nilwarans, mit rauer Schmelzoberfläche. Rechts die deutlich schwächer gefurchte Schmelzoberfläche eines Allesfressers, eines Goldteju. Foto: Daniela E. Winkler, Michelle Aimée Oesch 34 Gesellschaft
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