Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1840) Ein 50-jähriger männlicher Patient stellte sich mit Überweisung aus der Klinik für Augenheilkunde in unserer Notaufnahme vor. Grund der Vorstellung war eine seit fünf Tagen bestehende, zunehmende Schwellung periorbital und an der Wange rechts. Ein Trauma war nicht vorausgegangen. Vor einer Woche hatte sich der Patient bei einem nie- dergelassenen Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgen ein vor über zehn Jahren inserier- tes Implantat aus dem rechten Oberkiefer entfernen lassen. Als er nach der Operation geschnäuzt hatte, war die Schwellung peri- orbital erstmalig aufgetreten. Zwei Tage später kamen eine starke Diplopie und eine eitrig phlegmonöse Infektion der Orbita hinzu. Wegen dieser Beschwerdesympto- matik stellte sich der Patient in der hiesigen Augenklinik vor. Anamnestisch war der Patient unauffällig. Allergien oder eine Dauermedikation be- standen nicht. Der Patient gab an, circa 30 Zigaretten am Tag zu rauchen. Befunde: Klinisch zeigte sich ein altersentsprechender Allgemein- und Ernährungszustand. Die Symmetrie der Stirn war unauffällig. Im Be- reich des rechten Jochbeins zeigte sich eine deutlich sichtbare Schwellung und Rötung. Die Pupillen waren seitengleich und der Visus rechts bei bekannter Amblyopie war leicht reduziert. Rechtsseitig zeigte sich eine Protusio Bulbi mit leichtem Lagophthalmus. Der Patient hatte Motilitätseinschränkungen in jede Richtung mit Doppelbilderwahrneh- mung sowie einen erhöhten Augeninnen- druck rechts, besonders beim Aufblick. Augeninnendruck: rechts: 20 mmHg / bei Aufblick 27 mmHg, links: 15 mmHg Latero-infraorbital bestand eine circa 1,5 cm × 1 cm große, fluktuierende Schwellung. An dieser Stelle war der Orbitarand nicht palpa- bel. Der Nervenaustrittspunkt des Nervus infraorbitalis rechts war druckdolent. Die Mundöffnung war nicht eingeschränkt, zer- vikal bestanden keine Veränderungen oder palpable Lymphknoten. Intraoral zeigten sich implantatgetragene Kronen-Brückenkonstruktionen im Ober- und im Unterkiefer. Diese waren initial so- wohl im Ober- als auch im Unterkiefer auf jeweils vier Implantaten befestigt. Im Be- reich des rechten Oberkiefers zeigte sich in Regio 16 eine Mund-Antrum-Verbindung, die offenbar nach dem Versuch einer primä- ren plastischen Deckung weiterbestand. Es bestand eine breite Dehiszenz bis ins Kiefer- höhlenlumen hinein. An allen Implantaten zeigte sich eine chronische Periimplantitis mit ausgeprägtem Knochenabbau und frei- liegenden oberen Gewindegängen. Das Aufnahmelabor zeigte ein erhöhtes C-Reaktives Protein (40 mg/l). Ansonsten bestanden keine Auffälligkeiten der Labor- parameter. Periorbitaler Abszess nach Explantation eines Zygoma-Implantats Friedrich Scheerer, Dietmar Abel, Grace Linardi, Thorsten Böker, Stefan Haßfeld, Lars Bonitz Beim Einbringen von Zygoma-Implantaten ist die korrekte Positionierung in den komplexen Jochbeinkörper eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Dafür stehen heute moderne 3-D-Verfahren zur Unterstützung der Positionierung und der Insertion zur Verfügung. Wie der vorliegende Fall zeigt, kann es bei einer Fehlpositionierung beim Setzen oder Entfernen des Implantats zu schweren Komplikationen kommen. Quelle: MKG-Chirurgie Klinikum Dortmund Abbildung 1: Extraoraler Befund am Aufnahmetag Quelle: MKG-Chirurgie Klinikum Dortmund 54 Zahnmedizin
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