Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1843) einer 3-D-Bildgebung gestellt [Howe et al., 2004]. Das Keimspektrumwird durch Bakte- rien der oberen Atemwege und der Mund- höhle dominiert. Im vorliegenden Fall konnte Streptococcus constellatus nachgewiesen werden. Diese sind typische Vertreter der beschriebenen Gruppe [Whiley et al., 1992]. Als Antibiose der Wahl gelten hier zur Abdeckung eines breiten Spektrums Amino- penicilline mit Betalaktamase-Inhibitoren [Quinn et al., 1994]. Die Therapie ist neben der hochdosierten intravenösen antibiotischen Therapie immer die schnelle chirurgische Entlastung [Gans et al., 1974]. Die umgehende chirurgische Entlastung kann Komplikationen verhindern und ist im Zweifelsfall auch vor abgeschlos- sener diagnostischer Bildgebung indiziert [Howe et al., 2004]. Sinnvoll ist in solchen dringlichen Notfällen stets ein schnelles und effektives interdisziplinäres Vorgehen mit den Kollegen der HNO-Heilkunde zur Beur- teilung der Nasennebenhöhlen, der Augen- heilkunde zur optimalen Behandlung und Wiederherstellung der okulären Strukturen und der Neurochirurgie bei Beteiligung der Schädelbasis [Howe et al., 2004]. Im vorliegenden Fall stellte sich der 50-jährige Patient elf Jahre nach implantatprothetischer Versorgung nach dem All-on-4 Konzept vor. Das Konzept „All-on-4“ mit einer festsitzen- den Versorgung ist gut dokumentiert [Balshi et al., 2014]. Malo et al. konnten den Erfolg und die Ergebnisse über zehn Jahre verfol- gen und dokumentieren [Malo et al., 2011]. Die Datenlage scheint so gut, dass das be- schriebene Konzept manchen Autoren zu- folge einer aufwendigen Sinuslift-Behand- lung vorzuziehen ist [Asawa et al., 2015]. Bei hoch atrophierten Kiefern ist ein extra- langes Zygoma-Implantat eine gute Option und kann gute Ergebnisse liefern [Brånemark et al., 2004]. Das Problem beim Einbringen der Zygoma- Implantate ist die korrekte Positionierung in den Jochbeinkörper. Hier kann es besonders beim liegenden Patienten leicht zu einer Via falsa kommen. Im vorliegenden Fall wurden die 60 mm langen Zygoma-Implantate statt in den Jochbeinkörper beidseits in die Orbita gesetzt. Das Problem der möglichen Fehl- positionierung langer Fixturen und von Zygoma-Implantaten wurde früh erkannt und es wurden hierfür Navigationshilfen entwickelt [Stella et al., 2000]. Schiroli et al. beschrieben 2011 eine Methode zur Com- puter-navigierten Insertion dieser Implantate. Sie wiesen auf der Basis ihrer Erfahrungen mit 25 Implantaten darauf hin, dass Kompli- kationen auch mit der Navigation nicht voll- ständig ausgeschlossen werden können [Schiroli et al., 2011]. Die Einbringung speziell von überlangen dentalen Verankerungselementen im schwierigen Situs oder in anatomisch an- spruchsvollen Regionen geht also mit einem erhöhten Risikoprofil einher. Gerade in die- sen Fällen ist der Einsatz von adäquaten Hilfsmitteln wie der schablonengesteuerten Implantation oder der Navigation sinnvoll und gegebenenfalls bei schlechter Über- sicht auch notwendig. Die Planung des Ein- griffs, das operative Vorgehen und die post- operative Überwachung und Kontrolle des Patienten sollten dabei einem strikten Qualitätsmanagement unterliegen. Auch zum damaligen Zeitpunkt waren die Voraus- setzungen und Notwendigkeiten gegeben, durch eine dreidimensionale Planung den operativen Prozess an die individuelle Pa- tientensituation anzupassen, um Risiken zu Abbildung 7: Zustand nach Inzision und Drainage in Lokalanästhesie Quelle: MKG-Chirurgie Klinikum Dortmund Abbildung 8: Intraoperativer Situs nach Bildung eines breiten Trapezlappens, Darstellung des Bichat‘schen Fettkörpers, mehrschichtiger Wund- verschluss mit resorbierbarem und nicht resorbierbarem Nahtmaterial Quelle: MKG-Chirurgie Klinikum Dortmund 57
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=