Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1844) senken und Komplikationen zu vermeiden. Nicht zuletzt hätte eine postoperative radio- logische Kontrolle die kompromittierte Implantatposition zweifelsfrei dargestellt. Es ist sicher auch der inerten Eigenschaft des Titans zu verdanken, dass der Patient im Verlauf von zehn Jahren keine weiteren Komplikationen erlitten hat. Die Explantation des durch die Periimplanti- tis gelockerten rechten Implantats und die damit verbundene Mund-Antrum-Orbita- Verbindung verursachte die oben beschrie- bene Komplikation. Die mechanische Über- beanspruchung (Schnäuzen) verhalf ver- mutlich den Bakterien aus dem Mund in die Kieferhöhle und in die Orbita zu gelangen. Es bildete sich ein Abszess, der zu einer erheblichen Beeinträchtigung von Visus und Motilität des betroffenen Auges führte. Nach gestellter Diagnose wurde – um Zeit zu sparen – sofort in Lokalanästhesie der Abszess gespalten. Diese Maßnahme führte zum Visuserhalt [Caruso et al., 2006]. Nach erfolgter Akutversorgung wurde die Orbita-Kieferhöhlen-Verbindung zunächst belassen. Ähnlich wie bei einer Orbitaboden- fraktur heilt das Periost in der Regel über den Defekt und kann diesen im Verlauf luft- dicht verschließen [Deichmüller et al., 2018]. Die Mund-Antrum-Verbindung stellt jedoch eine komplexe Wundheilungsstörung in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie dar. Aufgrund der kontaminierten Kieferhöhle kommt es häufig zu erschwerter Wundhei- lung und einem verzögertem Verlauf [Dym et al., 2012]. Der Verschluss erfolgte im entzündungs- freien Intervall. In einfachen Fällen kann der Wundverschluss des Knochendefekts mit einem einfachen Mukoperiostlappen durch- geführt werden [Visscher et al., 2010]. Im vorliegenden Fall wurde jedoch aufgrund des bereits alio loco erfolgten, frustranen Deckungsversuchs ein schichtweiser Wund- verschluss mit dem Bichat´schen Fettkörper durchgeführt. Diese Methode mit zwei- schichtigem Verschluss stellt in der Literatur die Methode der Wahl dar und zeigt die bes- ten Ergebnisse [Kim et al., 2017]. Im Verlauf zeigte sich nun ein regelrechter Verlauf und dem Patienten stehen die üblichen Weiter- behandlungsoptionen zur Verfügung. Fazit Der vorliegende Fall zeigt deutlich, dass die zunehmende Versorgung mit extendierten dentalen Implantaten und Zygoma-Implan- taten zu neuen Herausforderungen der Not- fallmedizin führen kann. Eine entsprechende Operationsplanung, eine postoperative Eva- luation und eine regelmäßige klinische und radiologische Verlaufskontrolle sollte Grundvoraussetzung im Rahmen dieser Therapien sein. Komplexe Implantate sollten komplex ge- plant werden. Zur Unterstützung der Inser- tion der Implantate stehen moderne drei- dimensionale Verfahren zur Verfügung. Der Einsatz der Verfahren wird empfohlen, auch wenn selbst dadurch Komplikationen nicht ausgeschlossen werden können. Ent- sprechende postoperative Lagekontrollen sind daher verpflichtend. Der Behandler sollte sich der möglichen Komplikationen bewusst sein und auf ein routiniertes interdisziplinäres Notfall- management zurückgreifen können. Auch die umfassende Aufklärung des Patienten über mögliche Risiken und Komplikationen ist unverzichtbar. Dr. med. Dr. med. dent. Friedrich Scheerer Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240 44145 Dortmund Dietmar Abel M.Sc. Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240 44145 Dortmund Dietmar.Abel@ klinikumdo.de Dr. med. Dr. med. dent. Lars Bonitz M.Sc., FEBOMFS Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240 44145 Dortmund Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Stefan Haßfeld Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH, Münsterstr. 240 44145 Dortmund Lehrstuhl für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50 58448 Witten Grace Linardi PD Dr. Thorsten Böker Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Dortmund gGmbH Beurhausstr. 40, 44137 Dortmund Abbildung 10: Postoperativer extraoraler Befund Quelle: MKG-Chirurgie Klinikum Dortmund Abbildung 9: Postoperativer intraoraler Befund, Spiegelbefund Quelle: MKG-Chirurgie Klinikum Dortmund Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Alle Porträtfotos: privat 58 Zahnmedizin

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