Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1860) Wenn es um die aktuelle Situation im Dentalmarkt geht, sind zwei Begriffe vorherrschend: „Umbruch“ und „Wandel“. Neben den Thematiken Z-MVZ und länd- liche Unterversorgung drängt angesichts der Altersstruktur der niedergelassenen Zahn- ärzte und der zunehmenden Schwierigkeit, die eigene Praxis verkaufen zu können, ein weiteres Thema nach vorne: Wird es in Zu- kunft eine Versorgungslücke geben? Eine drohende Unterversorgung zeichnet sich bislang nur vage ab. Nimmt man je- doch die neuesten Zahlen zur Situation in den Planungsbezirken zur Hand, wird dieses aus der Betroffenenperspektive gefühlte Problem erstmals durch belastbare Zahlen greifbar. Die Erklärung liegt jedoch ausweis- lich der Zahlen der Körperschaften nicht im Mangel an zahnärztlichem Nachwuchs begründet. Vielmehr zeigt sich eine un- gleiche Verteilung insbesondere von Stadt zu Land, die sich in Zukunft weiter ver- stärken wird. Stellt man auf die abnehmende Anzahl der Praxen ab, muss daher die Frage nach möglichen Versor- gungslücken bezogen auf die heutige Ver- sorgungsstruktur mit einem Ja beantwortet werden. Von 2007 bis 2017 reduzierte sich bereits die Zahl der an der vertragszahnärzt- lichen Versorgung teilnehmenden Zahnärzte bundesweit um 5.000 Niedergelassene. Problemverschärfend wirkt sich die Alters- struktur aus. 2017 waren 24 Prozent der zahnärztlich tätigen Zahnärzte zwischen 55 und 64 Jahren alt, 10 Prozent waren bereits 65 Jahre und älter. Die gute Nachricht lau- tet: Die Zahnmedizin ist ein toller Beruf, den man erfolgreich bis ins höhere Alter aus- üben kann. Die schlechte Nachricht: Es wer- den trotzdem mehr Praxen aufgegeben als übernommen oder neu gegründet. In die- sem Szenario sind die Praxen auf dem Land überproportional betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass zukünftig die Quote nicht nachbesetzter Kassenzahnarztsitze bei 30 Prozent liegen wird. Die Situation wird derzeit noch maskiert durch den Umstand, dass viele Zahn- ärzte zwar vor dem üb- lichen Ende ihres Arbeits- lebens stehen, jedoch ver- mehrt noch weitere Jahre bis ins hohe Alter tätig sind, weil sonst kein Zahn- arzt mehr vor Ort ist. Ich habe allergrößten Respekt vor diesen Zahnärztinnen und Zahnärzten. Aber in der Konsequenz macht es die professionspolitische Aufgabe der Sicherstel- lung der Versorgung noch größer. Interessant ist jedoch, dass bei Betrachtung der Anzahl der behan- delnd tätigen Zahnärzte sich ein anderes Bild zeigt. Denn gemäß den Zahlen der KZBV nimmt die Anzahl der behandelnd tätigen Zahnärzte weiter zu. Das führt nun zu dem Effekt, dass bei gleichzeitiger Abnahme der Anzahl der niedergelassenen Zahnärzte die Anzahl der angestellten Zahn- ärzte weiter ansteigen wird. Wie zukünftig die Verteilung auf die einzelnen Ausübungs- formen Einzelpraxis, Gemeinschaftspraxis, Berufsausübungsgemeinschaft oder Z-MVZ aussehen wird, muss sich zeigen. 30 % nicht nachbesetzte Kassenzahnarztsitze Diese Entwicklung wird voraussichtlich da- für sorgen, dass die anzunehmende Versor- gungslücke in der Realität deutlich geringer ausfallen wird, allerdings um den Preis einer erhöhten Mobilität der Patienten. Da die Anzahl der pro Niedergelassenen mög- lichen angestellten Zahnärzte kürzlich auf bis zu vier angehoben wurde, sind in den Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen: Zahnärztliche Versorgung in der Zukunft Weniger Zahnarztpraxen, steigende Zahnarztzahlen – wie passt das zusammen? 74 Praxis

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