Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1864) Ein 28-jähriger Patient mit Migrationshin- tergrund stellte sich mit einer linksseitigen druckdolenten, submandibulären Volumen- zunahme links in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz vor. Die Haut über dem Befund war gerötet und induriert. Die linkszervikale Schwellung fluktuierte unter Druck, eine Allgemeinsymptomatik lag nicht vor. Es bestanden keine Vorerkrankungen und Voroperationen, lediglich ein Nikotinabusus mit – nach eigenen Angaben – „ten packs/ year“. Nach einer ausführlichen klinischen Untersuchung des jungen Mannes konnte ein dentogener Fokus ausgeschlossen werden. Die serologische Blutuntersuchung ergab eine starke Erhöhung der C-reaktiven Proteine und der Leukozyten. Im Ultraschall und in der Kontrastmittel-verstärkten Computer- tomografie (CT) ließ sich eine Vergrößerung der zervikalen Lymphknoten darstellen (Ab- bildungen 1 und 2). Weitere Befunde oder Foci ließen sich nicht nachweisen. Der Patient gab an, zwei Katzen zu haben. Eine Bartonellose (Katzenkratzkrankheit) konnte durch eine negative Polymerase- Kettenreaktion (PCR) auf Bartonella-hense- lae-DNA, ebenso wie eine Toxoplasmose und HIV, ausgeschlossen werden. Basierend auf dem anschließenden klinischen Verdacht einer Tuberkulose wurde ein Nukleinsäure- amplifizierender Test durchgeführt, der aber primär negativ ausfiel. Zudem wurde eine achtwöchige Kultivierung angesetzt. Da die Schwellung nach mehreren Tagen unter antibiotischer Therapie jedoch nicht abnahm und eine weitere diagnostische Abklärung am Präparat sinnvoll erschien, er- folgte die operative selektive Entfernung des Prozesses in einer kurzen Intubationsnarkose (Abbildungen 3 und 4). Bei der Eröffnung des resezierten Präparats entleerte sich putride Flüssigkeit (Abbildung 5). Sowohl histopathologisch als auch mikro- biologisch (säurefeste Stäbchen mit Nach- weis von Mykobakterium tuberculosis) konnte die Verdachtsdiagnose einer Lymphknoten- tuberkulose verifiziert werden. Im Präparat zeigten sich ausgedehnte eosinophile Ne- kroseherde mit neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten, Epitheloidzellen und einzelne Riesenzellen vom Langhans-Typ ohne einen Nachweis von Malignität. Ebenso konnte bei unauffälligem Röntgen-Thorax und negati- ven Sputumuntersuchungen eine Lungen- tuberkulose ausgeschlossen werden. Der Patient erhielt im Anschluss eine antibiotische Kombinationsbehandlung aus Isoniacid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid für zwei Monate sowie eine Kombination aus Isoniacid und Rifampicin für weitere vier Monate. Diskussion Die Tuberkulose gehört weltweit zu den häufigsten und tödlichsten Infektionskrank- heiten. Ausgelöst wird sie meistens durch das opportunistische Erregerspektrum Mycobac- Der besondere Fall mit CME Unilaterale Schwellung am Hals – Lymphknotentuberkulose Raha L. Rejaey, Peer W. Kämmerer Ein junger Patient stellte sich mit einer submandibulären, progredient wachsenden Schwellung vor. Die starke Erhöhung der Entzündungsparameter und die sono- grafische Raumforderung ließen eine Lymphadenitis unklarer Ursache vermuten. Der mikrobiologische und der histologische Nachweis einer Mykobakteriose lieferten dann die entscheidende Diagnose einer Lymphknotentuberkulose. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Alle Fotos: Kämmerer 78 Zahnmedizin

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