Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1866) tiert wird – können aufschlussreich sein. Mikrobiologische und molekulare evaluierte Verfahren sind Nukleinsäure-amplizierende Tests (zum Beispiel PCR), Interferon-Gam- ma-Release-Assays (zum Beispiel der Quan- tiferon-Test, TB-Spot-Test), Kulturanlegung und mikroskopische Untersuchungen von Exzisionsbiopsien. Die mikrobiologische Diagnostik mit Kultivierung der Bakterien ist die Methode der Wahl (Goldstandard), da sie zum einen die Bestimmung der myko- bakteriellen Spezies und zum anderen die Untersuchung auf medikamentöse Unver- träglichkeiten und Resistenzen erlaubt [Schaberg et al., 2017]. Der therapeutische Goldstandard beruht in Deutschland auf der medikamentösen, zwei- monatigen Vierfachtherapie mit Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol. Isoniazid und Rifampicin sollen vier weitere Monate eingenommen werden. Bei Resis- tenzbildungen gegen tuberkulöse Myko- bakterien stellt die selektive Ausräumung der (Hals-)Lymphknoten eine probate Alter- native dar [Omura et al., 2016]. Eine Ernährungsumstellung zur Minderung der Nebenwirkungen und eine psychologische Betreuung können als adjuvante Therapie- maßnahmen eingesetzt werden. Vor allem bei jüngeren Patienten ist zudem eine Sub- stitution mit Vitamin D sinnvoll. Weitere Maßnahmen wie eine Abszessdrainage, eine Inzision oder eine Exzision der Lymphknoten können individuell etabliert werden. Von einer alleinigen Exzision ohne Chemothera- pie wird laut Leitlinie dringend abgeraten [Schaberg et al., 2017]. Raha Lina Rejaey Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, M.A., FEBOMFS Leitender Oberarzt / Stell- vertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de \ Eine Tuberkulose sollte bei jungen Patienten ohne Risikoprofil als Differenzialdiagnose bei einer (einseitigen) Halslymphknotenschwellung erwogen werden. \ Aufgrund des fehlenden Kontakts der Bakterien zur Außenwelt geht von der extrapulmonalen Tuberkulose normalerweise keine Infektionsgefahr aus. \ Bei klinischem Verdacht auf eine Lymphknotentuberkulose ist die Kultivierung der Erreger die diagnostische Methode der Wahl, wobei zum Ausschluss falsch-negativer Ergebnisse mehrere diagnostische Methoden herangezogen werden müssen. \ Die Standardtherapie ist die Chemotherapie, die durch chirurgische Maßnahmen unter- stützt werden kann. \ Differenzialdiagnostisch müssen bei einseitigen zervikalen Raumforderungen Infektionen (viral, bakteriell, fungal), Neoplasien (zum Beispiel Lymphome) und anlagebedingte Krank- heitsentitäten wie die laterale Halszyste bedacht werden. Fazit für die Praxis Abbildung 3: Klinischer Situs bei der Präparation der Raumforderung Abbildung 4: Entnommene Läsion zur pathohistologischen Untersuchung Abbildung 5: Nach Eröffnung der Raumforderung stellt sich ein gekammerter, teilweise nekrotisch eingeschmolzener Lymphknoten dar. Foto: privat Foto: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 80 Zahnmedizin

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