Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1882) Bereits als frischgebackener Zahnarzt ging ich 2018 das erste Mal von Freiburg nach Israel, um zwei Wochen an der Klinik einen freiwilligen Dienst zu leisten. Es bereitete mir von Anfang an viel Freude, für diese Organisation zu arbeiten. Gebürtig in Tel Aviv, kannte ich Jerusalem bisher nur flüch- tig. Ich war begeistert von der entspannten und warmherzigen Atmosphäre in der Stadt. Bisweilen fühlte ich mich sicherer als in Deutschland. Auch nachts war ein un- beschwerter Stadtbummel möglich. Zahnbehandlungen sind allesamt Privatleistungen Die Patienten der Klinik, Kinder, Jugendliche und Erwachsene zwischen vier und 26 Jah- ren, werden vom Municipal Welfare Office, der Sozialbehörde von Jerusalem, an die Klinik überwiesen. Sie werden unabhängig von ihrer religiösen oder ethnischen Zuge- hörigkeit aufgenommen. Der Direktor der Klinik, Dr. Roy Perel, stellt für jedes Kind einen Behandlungsplan auf. In Jerusalem leben allein mehr als 200.000 Kinder unter der Armutsgrenze. Zwar ist der Standard der zahnmedizinischen Versorgung in Jerusalem und in Israel hoch, allerdings ist die zahnärztliche Behandlung seit 1977 infolge einer Gesundheitsreform eine private Leistung. Die zahnärztliche Be- handlung, die bis dahin für alle Schulkinder kostenlos war, wurde aus den Sozialleistun- gen entfernt. Dies traf besonders religiöse Familien mit großer Kinderzahl aus Jerusa- lem. Diese Tatsache war für Trudi Birger der Anstoß zur Gründung der Hilfsorganisation „Dental Volunteers for Israel“(DVI). Festgelegte Standards sichern Qualitätslevel Um die Zahngesundheit der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern, wird in der Klinik großer Wert auf Prophylaxe gelegt. Eigens für die Klinik konzipierte DVI-Behandlungs- standards sollen das hohe Behandlungs- niveau aufrechterhalten und die Arbeit der Volontäre, die naturgemäß ganz unter- schiedliche Arbeitsweisen mitbringen, unter einheitliche Qualitätsstandards setzen. Dazu gehört, dass beim DVI Prophylaxe mit In- struktion und Motivation großgeschrieben wird: Jedes Kind wird vor Behandlungsbeginn in Anwesenheit seiner Eltern instruiert, wie man Mundhygiene richtig durchführt. Es folgen eine Zahnreinigung und eine Fissuren- versiegelung. Füllungen werden allesamt unter Kofferdam gelegt. Der Behandlungs- plan für jeden einzelnen Patienten wird vom Direktor des DVI, Dr. Roy Petel, festgelegt. Die Aufgaben der ausländischen Zahnärzte sind überwiegend Füllungstherapien, ein- fache Extraktionen sowie die Einleitung einer endodontischen Behandlung, besonders bei Schmerzpatienten. Einsatzaufruf für die „Dental Clinic“ in Jerusalem Arbeit und Urlaub zusammen 1980 gründete die Mikrobiologin und Holocaust-Überlebende Trudi Birger die Dental Clinic in Jerusalem. Die Klinik ermöglicht Kindern aus sozial benachteiligten Familien eine kostenlose zahnärztliche Behandlung. Getragen wird sie durch die Mitarbeit von Volontären. Oren Shani, der zuletzt im August in der Klinik arbeitete, stellt die Initiative vor. Bei Interesse an einem Arbeitsurlaub als Zahnarzt an der Klinik ist der Kontakt über international@dental- dvi.org.il möglich. http://dentaldvi.org.il/deutsch/ Kontakt Oren Shani (re.) mit seinem Patienten Elazar Shachar und der Assistentin 96 Gesellschaft
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