Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (2042) Durch die Organisation FCSM e. V. wurde ich auf ein Projekt in Ecuador aufmerksam. Nach intensivem Informationsaustausch und guter Kooperation mit FCSM im Vorfeld und trotz meiner anfänglichen Angst, allein als junge Zahnärztin in ein weit entferntes, mir unbekanntes Land zu reisen, ging es am 24.05.2019 los: sechs Wochen Ecuador. Dort habe ich fünf Tage die Woche in einem kleinen Krankenhaus in dem Dorf Guadalupe gearbeitet. In der Zeit wohnte ich in dem Haus, das den Volontären zur Verfügung ge- stellt wird. Neben mir arbeiteten in der Kli- nik noch ein US-amerikanischer Allgemein- arzt, eine deutsche Allgemeinärztin und ein deutscher Zahntechniker. Zu Beginn war die Patientenkommunikation eine riesige Herausforderung für mich, denn die Patienten und das Klinikpersonal sprachen nur Spanisch, was ich nicht konnte. Anfangs unterhielt ich mich mit meiner Helferin auf Englisch, doch ihr Wortschatz war nicht so groß. Also musste ich Spanisch lernen! Viel- leicht liegt es daran, dass ich als Kind zwei- sprachig erzogen wurde – meine Eltern kom- men aus der Türkei, ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen – und in der Schule noch Latein, Englisch und Französisch gelernt habe. Vielleicht weil ich einfach sehr viel mit den Einheimischen kommuniziert habe – jedenfalls ging es leichter als gedacht. Das Klinikpersonal und ich selber waren überrascht, wie schnell ich mich fließend auf Spanisch unterhalten konnte. Das erleichterte mir die Arbeit in der Klinik enorm. Zu meinen alltäglichen Arbeiten gehörten sowohl Extraktionen als auch konservierende Behandlungen wie Füllungen, Endodontie und prothetische Behandlungen in Form von Interimsprothesen. Vor meiner Reise hatte ich mich darauf eingestellt, fast aus- schließlich Extraktionen durchzuführen, nun war ich erstaunt, dass dies nicht zutraf und zu meinen Hauptaufgaben auch konservie- rende Behandlungen gehörten. In Ecuador sind zuckerhaltige Getränke sehr weit verbreitet, so dass zahlreiche Patienten viele kariös zerstörte Zähne aufwiesen. Gleichzeitig sah ich Patienten, die größten- teils Naturprodukte und Gemüse aus eige- nem Anbau aßen und einwandfreie und ge- sunde Gebisse zeigten. Die Patientenklientel war also stark gemischt, bei den Erwachse- nen wie bei den Kindern. Die Compliance der Kinder war beeindruckend Bei den Kinderbehandlungen machte ich die Erfahrung, dass die Kinder – beispielsweise vor einer Extraktion – trotz anfänglicher Angst sehr compliant waren und die Be- handlung tapfer überstanden. Sie wurden von ihren Eltern auch sehr dazu ermutigt. Eine andere prägende Erfahrung hatte ich bei einem Patienten Anfang 20, der einen schlechten Allgemeinzustand und multiple kariöse Läsionen aufwies. Nach dem intra- oralen Befund und der Inspektion der Mund- schleimhaut zeigte sich eine einseitige hyper- plastisch rötliche Mundschleimhautverände- rung im Rachen- und Tonsillenbereich. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass diese über mehrere Monate gewachsen sei. Mit Verdacht auf ein malignes Karzinom überwies ich den Patien- ten in eine größere, spezialisierte Klinik mit der Bitte um eine Biopsie. Während meiner Assistenzzahnarztzeit in Deutschland hatte Mit FCSM e. V. in Ecuador Viel Kons, das erste maligne Karzinom und die Saraguro-Kultur Hilfseinsätze überwältigen mit zahlreichen Eindrücken: die teilweise stark kariös zerstörten Gebisse, die andere Mundhygiene, das fremde Land und sein Gesundheitssystem. Die Zahnärztin Sümeyye Demir aus Düsseldorf – sie war mit der Hilfsorganisation FCSM in Guadalupe (Ecuador) – hat dazu während ihrer Reise binnen kürzester Zeit auch noch Spanisch gelernt. Sümeyye Demir während der Behandlung mit der zahnmedizinischen Fachangestellten Lida Foto: Anemone Julia Krämer 104 Gesellschaft

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