Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (2044) ich zwar auch verschiedene Mundschleim- hautveränderungen zu Gesicht bekommen, jedoch keine mit dem dringenden Verdacht auf ein malignes Karzinom. Das sah ich in Ecuador zum ersten Mal. Drei Stunden durchs Gebirge zu Klinik Die zahnmedizinischen Materialien und Instrumente wurden größtenteils von den Volontären aus Deutschland mitgebracht, sodass eine qualitativ angemessene Be- handlung durchgeführt werden konnte, auch analoges Röntgen war möglich. Um acht Uhr morgens meldeten sich die Patien- ten in der Klinik an, woraufhin eine Reihen- folge festgelegt wurde. Eine Terminvergabe, wie wir sie kennen, gab es nicht – aus meh- reren Gründen: einerseits, weil die Patienten Pünktlichkeit oft nicht garantieren können, was ab und zu am langen und erschwer- lichen Weg zur Klinik liegt, teilweise drei Stunden durch neblige Gebirge, oder daran, dass die Busse nicht pünktlich fahren. Da bekommt Pünktlichkeit automatisch einen anderen Stellenwert. Andererseits weil man nicht voraussagen kann, welche zahn- medizinische Behandlung beim jeweiligen Patienten durchgeführt werden muss. Erst nach der intraoralen Befunderhebung wurde deutlich, ob eine umfangreiche Behandlung oder eine weniger umfangreiche notwendig ist. So kam es vor, dass einige Patienten eine lange Wartezeit in Kauf nehmen mussten. Trotz dieser langen Wartezeit hatten die Pa- tienten stets ein Lächeln im Gesicht. Ich spürte ihre Herzlichkeit und Dankbarkeit, die sie auch mit kleinen Geschenken zeigten. Herzerwärmend! Die Arbeitsatmosphäre ins- gesamt war sehr angenehm – und untermalt von den Gesängen der ecuadorianischen zahnmedizinischen Fachangestellten. Bereichernd waren auch die Kontakte zu anderen Ärzten und zur Bevölkerung vor Ort. Ich lernte viele verschiedene Menschen kennen, so reiste für zwei Wochen eine Gruppe von Augenärzten aus den USA an, um unter anderem Katarakt-Operationen durchzuführen. Mit ihnen verbrachte ich viel Zeit, wir saßen abends auf dem Balkon oder spielten ein wenig mit der hauseigenen Gitarre. Zusammen besuchten wir die nächstgelegene Stadt Zamora, organisier- ten Ausflüge zu Wasserfällen und gingen durch den Regenwald wandern. Nach ihrer Abreise unternahm ich viel mit Ecuadorianern vor Ort und wurde herzlichst aufgenommen. Mir wurde die wunder- schöne Natur- und Tierwelt Ecuadors ge- zeigt und ich bemerkte, wie naturgebunden meine ecuadorianischen Freunde sind. An Wochenenden wurde ich auf traditionelle indigene Feste eingeladen, wo ich die Saraguro-Kultur näher kennenlernen durfte. Auch bei alltäglichen Dingen, wie gemein- sam Fußball zu spielen oder andere Freunde zu besuchen, wurde ich eingebunden. So bekam ich einen sehr guten Einblick in das Leben und den Alltag der ecuadorianischen Menschen – und wurde ein Teil dieser. Ihre Gastfreundlichkeit und stets positive Lebens- einstellung begeisterten mich sehr. Fazit: Ich möchte jedem Zahnarzt, zahn- medizinischen Fachangestellten oder Zahn- techniker ans Herz legen, ebenso ein Volontariat in einem Entwicklungsland zu absolvieren. Meine Zeit in Ecuador gehört zu den einprägsamsten und wertvollsten Erfahrungen in meinem Leben. Sümeyye Demir 40477 Düsseldorf Sümeyye Demir in Vilcabamba, Mandango Berg Bild: Kevin Macas Sümeyye Demir mit einer Klasse der „Inti Pakari“-Schule Foto: Penelope Delevoryas Blick vom Balkon auf die Landschaft mit Bananenplantage in Guadalupe Foto: Sümeyye Demir 106 Gesellschaft

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