Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1950) Zahnschmelz besteht zu 96 Gewichtsprozent aus anorganischen Verbindungen, die dicht gepackt sind und dem Biomaterial seine Härte und Widerstandkraft verleihen. Ausgereifter Zahnschmelz ist azellulär und hat somit keine Kapazität, sich nach Schäden – zum Beispiel durch kariöse Läsionen oder Erosion – selbst zu regenerieren. Die chinesischen Forscher sahen bei der künstlichen Nachbildung des Zahnschmelzes – bekanntermaßen die härteste Struktur des menschlichen Körpers – die größte Herausforderung dann auch in der stabilen und naturgetreuen Anordnung der Apatit-Kristalle, um durch eine exakte Kopie auch die mechanischen Eigenschaften des natürlichen Zahnschmelzes zu erhalten. Sie entwickelten ein neues Material in Gelform, das eine Art Vorläuferschicht erzeugen soll, um eine optimale Ausrichtung der Apatit-Kristalle zu induzieren und damit das natürliche Vorbild so gut wie möglich zu imitieren. Die Kalziumphosphationencluster wurden hier durch Triethylamine (TEA) stabilisiert. Die Grenze zwischen künstlichem und natürlichem Zahnschmelz war nicht mehr auszumachen. Im Rasterelektronenmikroskop (REM) konnte nach dem Auftragen des Gels ein kontinuierlicher, ununterbrochener Verbund von natür- lichem und künstlichem Zahnschmelz sowie eine epitaxiale Aus- richtung der Apatit-Kristalle festgestellt werden. Die natürliche, Chinesische Studie Ja, Zahnschmelz ist regenerierbar, aber ... „Scientists discover way to ‚grow‘ tooth enamel“, „Nie wieder Füllungen? Gel lässt Zahnschmelz nachwachsen“: Nicht nur in den Gazetten machte diese vermeintlich bahnbrechende Nachricht in den vergangenen Tagen die Runde, auch seriöse Magazine wie der Guardian feierten die Arbeit der chinesischen Forscher als Durchbruch. Vertraut man dem Abstract der Studie, könnte man sich durchaus zu diesem kühnen Schluss hinreißen lassen. Der Blick „ins Kleingedruckte“ dämpft jedoch die Euphorie ... Für viele Tageszeitungen und Nachrichtenportale war es Anfang September eine Breaking News (der Zahn- medizin): „Nachwachsender Zahnschmelz entdeckt!“ Für den Guardian war es die Lösung eines „age-old problem“, also uralten Problems. Und für ntv war klar, dass wir uns „in Zukunft Füllungen aus Keramik oder Metall ersparen“ können. Was ist dran an der chinesischen Studie? Foto: Screenshot zm 12 Zahnmedizin

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