Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1984) (mindestens zwei Drittel der Wurzel vorhan- den, keine interradikuläre Aufhellung, keine interne oder externe Resorption) erfolgen. Ferner sollte die Mitarbeit des Kindes ge- prüft und die Wirtschaftlichkeit der Therapie abgewogen werden. Die Wurzelfüllung am Milchzahn erfordert erneut ein Umdenken, da keine Verlängerung der Wurzelkanäle er- wünscht wird und ein Überinstrumentieren zum Schutz des Zahnkeims unbedingt ver- mieden werden muss. Die Aufbereitung dient der Entfernung der Bakterien und des infi- zierten Pulpagewebes. Ein großflächiger Ab- trag von infiziertem Dentin ist hingegen nicht gewünscht. Zudem sind bei jungen Kindern die Kanalwände sehr dünn, so dass eine for- cierte mechanische Kanalreinigung Perfo- rationen hervorrufen kann. Zur chemischen Aufbereitung haben sich Natriumhypochlo- rid aufgrund seiner gewebsauflösenden und antibakteriellen Eigenschaften sowie Kochsalz als Abschlussspülung bewährt. Nach Trock- nung des Kanalsystems mit Papierspitzen wird im Idealfall eine resorbierbare Kalzium- hydroxid-Jodoform-Paste (zum Beispiel Vita- pex, Neo Dental International Inc, Kanada) mit leichtem Druck eingebracht und der Zahn nach Anfertigung eines Röntgenkontroll- bilds mit einer Krone versorgt [AAPD, 2017]. Die Wurzelfüllung des Michzahns wird zu- meist zum Erhalt der Oberkieferfrontzähne durchgeführt (Abbildung 8). Aber auch im Seitenzahnbereich ist dieser Eingriff sinnvoll, vor allem bei sehr jungen Kindern, bei denen ein frühzeitiger Zahnverlust vermieden wer- den soll (Abbildung 9). Kinderkrone als langlebige Restauration Da die Füllungstherapie im Milchgebiss sehr schnell an ihre Grenzen stößt und bei nicht adäquaten Restaurationsdefekten das Risiko eines Füllungsverlusts oder einer Sekundär- karies (Abbildung 10) besteht [Van Waes, 1993], stellt die konfektionierte Kinderkrone in vielen Fällen die einzige Möglichkeit zum Zahnerhalt dar. Die wichtigsten Indikationen für Milchzahn- kronen sind die umfangreiche Glattflächen- karies, mehrflächiger Kariesbefall, floride Karies, endodontisch behandelte Zähne, Anomalien der Zahnform und -struktur und der Erhalt des mesio-distalen Kronen- durchmessers [Schulte, 1999]. Die wohl am ältesten und am weitesten verbreitete Variante ist die konfektionierte Stahlkrone für den Molarenbereich (Abbildung 11). Nach erfolgter Exkavation, eventuell durch- geführter endodontischer Maßnahme und Aufbaufüllung mittels Glasionomerzement Abbildung 9: Ausgangsbefund des ersten und des vierten Quadraten bei einem Zweijährigen sowie Zustand nach Wurzelfüllungen und Überkronung an 54 und 84 zum Erhalt der Stützzonen und zur Unterstützung der Gebissentwicklung Abbildung 10: Sekundärkaries und Füllungs- verlust nach inadäquater Füllungstherapie bei einer Fünfjährigen 46 Zahnmedizin
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