Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1988) oder festsitzenden Platzhalters oftmals indi- ziert [Krämer, 2012]. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Mesialisierungen der nach- folgenden Zähne drohen und dadurch ein Engstand oder ein Verlust der Stützzone zu erwarten ist. Da die Compliance bei Kleinkindern für eine lose Apparatur nur in den wenigsten Fällen ausreicht, gibt es mittlerweile festsitzende Sofortplatzhaltersysteme. Diese können nach der Extraktion innerhalb von 15 Minuten angepasst werden, wie zum Beispiel die Platzhalter der Firma Denovo (Denovo Dental, USA) für Einzelzahnlücken. Dabei handelt es sich entweder um ein „Band & Loop“ (Abbildung 14) oder einen „Distal Shoe“ (Abbildung 15). Nach Auswahl und Anpassung des entsprechenden Molaren- bands am Nachbarzahn wird eine Metall- schlaufe in die Ösen am Band eingeführt, auf Lückenbreite gebracht und mithilfe einer speziellen Zange an den Ösen fixiert. Anschließend wird der gesamte Platzhalter, beispielsweise mit einem lichthärtenden Glasionomerzement, eingesetzt. Vor der Eingliederung des Distal Shoe sollte ein Röntgenbild angefertigt werden, um den Sitz des Platzhalters in der Alveole zu kon- trollieren und gegebenenfalls zu korrigieren (Abbildung 15b). Die Oberkiefereckzähne fungieren als Distanz- halter zwischen 52 und 62. Somit kommt es bei einem Verlust der Oberkieferschneide- zähne zu keiner Lückeneinengung. Um je- doch die phonetischen Funktionen zu be- wahren und die soziale Akzeptanz des Patienten zu unterstützen, kann eine fest- sitzende ästhetische Lückenversorgung (FÄL, Abbildung 16) oder eine herausnehmbare Variante (HÄL) angefertigt werden. Wenn sowohl die Front- als auch die Seitenzähne fehlen, können partielle Kinderprothesen bis hin zur Totalprothese angefertigt werden. Die zuletzt genannten Optionen werden nur der Vollständigkeit halber aufgeführt und nicht näher beschrieben. Sie sollen auf- zeigen, dass auch bei Zahnverlust diverse Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, über die der Generalist umfassend informiert sein sollte, um die Eltern aufzu- klären, entsprechende Therapien selbst durchzuführen oder bei Bedarf an einen Spezialisten zu überweisen. Dr. Dr. Simone Ulbricht, M.A. Leitende Zahnärztin Kinderzahnheilkunde und Ästhetische Zahnheilkunde Akademie für Zahn- ärztliche Fortbildung Karlsruhe Lorenzstr. 7 76135 Karlsruhe simone_ulbricht@za-karlsruhe.de \ Bei der Behandlung von kariösen Milchzähnen ist die solide klinische und röntgenologische Diagnostik unentbehrlich. \ Für die allgemeinzahnärztliche Praxis besteht die Option, mit wenig Materialaufwand die Techniken der Vitalamputation und der Stahlkrone zu etablieren, da die Füllungstherapie sehr schnell an ihre Grenzen stößt. \ Technik- und materialsensitive Vorgänge wie Wurzelfüllungen, Zirkoniakronen oder die Versorgung nach frühzeitigem Zahnverlust wird es hingegen überwiegend in spezialisierten Praxen geben. \ Trotzdem ist eine genaue Kenntnis der Behandlungsoptionen wichtig, um einzuschätzen, was in der eigenen Praxis angeboten werden kann und wann die Überweisung zum Kinder- zahnarzt erfolgen soll. \ Eine Nichtbehandlung / falsche Behandlung einer Milchzahnkaries birgt die Gefahr einer akuten Abszedierung und der Einschränkung der Lebensqualität des Kindes [Pine et al., 2006]. Dies sollte keinesfalls in Kauf genommen werden, da mit modernen Behandlungsmethoden solche Risiken nahezu ausgeschlossen werden können. Fazit für die Praxis Abbildung 16: Ausgangsbefund (a und b) eines Zweijährigen mit massiver Flaschen- karies und Therapie mit einer FÄL in der Ver- laufskontrolle von zwölf Monaten (c und d) Foto: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 50 Zahnmedizin

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