Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1996) teilen [Sarkar, 2014]. Die Ätiologie ist nicht abschließend geklärt. Neben einer primären osteogenen Proliferation oder neoplastischen Entstehung wird eine entzündliche Genese diskutiert [Starch-Jensen, 2017]. Ursächlich kann auch ein Trauma sein, so wird zum Beispiel für den Gehörgang auch eine Assoziation mit Schwimmen im kalten Wasser und Tauchen berichtet [Harrison, 1962; Hakim et al., 2015]. In der Regel handelt es sich um eine asymptomatische Läsion [Manjunatha et al., 2013], wobei Osteome am ehesten dadurch auffallen, dass es zu einer Asymmetrie des Knochens kommt oder sie werden – wie im vorliegenden Fall – im Rahmen von Routine- untersuchungen als Nebenbefund entdeckt [Manjunatha et al., 2013]. Eine Besonder- heit stellt hier eine Lokalisation am Kiefer- gelenk dar, da es in diesem Fall frühzeitig zu einer Okklusionsstörung oder Behinderung der Mundöffnung kommen kann [Mancini et al., 2005]. Zur Diagnostik ist in der Regel eine Pano- ramaschichtaufnahme ausreichend, bei komplexen anatomischen Beziehungen (zum Beispiel Assoziation zum N. alveolaris inferior) kann eine dreidimensionale Bild- gebung mittels digitaler Volumentomo- grafie sinnvoll sein. Bei extraossärer Lage empfiehlt sich zur genauen Weichgewebs- differenzierung gegebenenfalls eine Com- putertomografie [Starch-Jensen, 2017; Her- nando et al., 2018]. Periphere Osteome präsentieren sich als gut abgrenzbare, ovaläre radioopake Läsion mit Basis an der Kortikalis [Hernando et al., 2018], die kortikale Assoziation fehlt bei zentralen oder extraossären Osteomen. Dif- ferenzialdiagnostisch sollten ein maligner Tumor oder andere Tumore des ossifizieren- den Formenkreises ausgeschlossen werden [Starch-Jensen, 2017], wobei eine sichere Zuordnung nur über eine histopathologische Untersuchung möglich ist. Bei Unklarheiten sollte daher eine Entfernung im Sinne einer Exzisionsbiopsie erfolgen. Bei vollständiger Entfernung eines Osteoms sind Rezidive höchst selten [Starch-Jensen, 2017; Hernando et al., 2018] und eine maligne Transforma- tion wird nicht beschrieben [Starch-Jensen, 2017]. Bei multifokalen Osteomen in Kombination mit multipler Zahnretention und Epidermoid- zysten sollte an das Vorliegen eines Gardner- Syndroms gedacht werden [Seehra, Patel et al., 2016]. Diese Erkrankung geht mit einer familären Polyposis des Dickdarms und damit einer obligaten Präkanzerose einher. Osteome treten hierbei früher auf und kön- nen somit zur Früherkennung dienen [Yu, Ng Cw et al., 2018]. Dr. Elisabeth Goetze Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de \ Osteome sind gutartige Proliferationen des Knochens, die in der Regel asymptomatisch sind oder durch eine Asymmetrie im Vergleich zur Gegenseite auffallen. \ Bei einem Auftreten von Osteomen am Kiefergelenk kommt es frühzeitig zu Funktions- einschränkungen. \ Ist eine längerfristige radiologische Verlaufsdokumentation ohne Größenprogredienz vor- handen, kann von einer chirurgischen Intervention eventuell abgesehen werden. \ Osteome können auch in syndromalem Kontext vorkommen. Sind multiple Osteome mit multiplen retinierten Zähnen assoziiert, sollte man an ein Gardner-Syndrom denken. Fazit für die Praxis Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: privat Foto: privat Abbildung 2: Klinischer Situs nach Darstellung des Befunds von extraoral: Das exophytische Wachstum des Knochentumors am Unter- kieferrand ist klar zu erkennen. Abbildung 3: In toto entfernte Raumforderung vor Einsendung an die Pathologie 58 Zahnmedizin

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