Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 109, Nr. 18, 16.9.2019, (1946) Fotzn‘spanglerei – Vergesst die Old-school-Kolleginnen und -Kollegen nicht \ Zum Beitrag „Unkonventionelles Praxis-Marketing: ‚Dieses Klischee wollen wir mit aller Radikalität durchbrechen!‘“, zm 15-16/2019, S. 30–34. Ich habe den Artikel gelesen und würde gern meine „two cents“ dazu schreiben, da ich mich seit dem 1.1.19 in einer ähnlichen Situation befinde: Natürlich ist der Name meiner ersten eigenen Praxis nicht so reißerisch wie „Fotzn‘spanglerei“. Da ich aber auch im Zentrum Deutschlands ansässig bin, würde es hier vermutlich nicht mit einem Schmunzeln, sondern mit einem Aufschrei aufgenommen werden. Es geht mir vielmehr auch nicht unbedingt um den Namen der Praxis, welcher sicherlich seine provokative Wirkung nicht verfehlt, sondern eher um die Darstellung der Kollegin und ihr Engagement in der eige- nen Praxis. Als ich im September 2018 den Anruf bekam, ob ich nicht Interesse hätte, eine Praxis nahe meiner alten Heimat zu übernehmen, war ich erst mal ziemlich überrascht. Diese Überraschung wechselte in ein ganz entschiedenes „Vielleicht“ und später (nach den ersten Träumen der Umgestaltung) in ein lautes: „Hell, yeah!“ Dass die gute Kollegin hier ihre Schranktüren selbst weiß gestrichen hat, ist löblich, aber sicherlich nicht sonderlich erwähnenswert! Hätte mir jemand im Studium gesagt: „Du wirst in deiner Praxis mal Netz- werkkabel selbst verlegen“, dem hätte ich wahrscheinlich einen Vogel gezeigt. Nun kommt es ja erstens anders und zweitens als man denkt. So begab es sich, dass die Praxis-Einrichtung eben nicht so aktuell und „in Ordnung“ war, wie der Abgeber es dargestellt hat. Also muss- ten in den letzten sieben Monaten die komplette Röntgenanlage, die kompletten Behandlungszimmer und der Empfang neu gemacht werden. Dabei habe ich zwischen den Jahren nicht nur in Eigenregie gestrichen, Möbel gebaut, Kabel verlegt, Wände durchbrochen usw. sondern eben auch Patchfelder neu aufgesetzt! Das mag jetzt erst mal komisch klingen, aber ich wusste bis dahin nicht mal, was ein Patchfeld überhaupt ist, geschweige denn, wie man das Teil einbaut! Daher kann ich dem Bericht leider nicht so viel abgewinnen und finde es ziemlich traurig, dass man anscheinend heutzutage einen provokanten Namen braucht um als Zahnarzt wahrgenommen zu werden! Mag vielleicht etwas old-school wirken, aber wir sind ja schließlich keine Friseure. Ich finde, es wird mit ihrem Bericht einfach nicht genug unterstrichen, wie viele Kolleginnen und Kollegen jeden Tropfen Blut, Schweiß und Tränen (und sind wir mal ehrlich, manchmal ist es zumHeulen!) in die Praxis stecken und es verdient hätten, einen mehrseitigen Bericht ver- öffentlicht zu bekommen, stattdessen aber eine Praxis über fünf Seiten ausgequetscht wird, die aufgrund ihres Namen ausgewählt wurde. Wie auch immer, da ich schon mal dabei bin, Ihnen zu schreiben, möchte ich Ihnen und allen Redakteuren danken für die tolle Arbeit, die sie leisten! Weiter so und lassen Sie sich nicht ärgern! (Zahnärzte sind ja schließlich nicht ganz einfach.) Christoph Diederich, Duderstadt Fotzn‘spanglerei – Respekt für ihren Mut \ Zum Beitrag „Unkonventionelles Praxis-Marketing: ‚Dieses Klischee wollen wir mit aller Radikalität durchbrechen!‘“, zm 15-16/2019, S. 30–34. Bitte mehr Berichte und Interviews dieser Art. Einfach mal Menschen aus unserer Branche vorstellen, die ein paar Dinge anders machen und Innovationen, Mut und/oder Kreativität mitbringen. Zugegebenermaßen: Der Praxisname ist nicht meins, muss er aber ja auch nicht, und die ein oder andere Aussage ist provokativ, aber immerhin wird dadurch eine (Medien-)Prä- senz geschaffen, die die Kollegin letztendlich für ihre Messages nutzen kann. Die kann man auch finden, wie man will, aber ich zolle ihr Anerkennung für ihren Mut. Gerade solche Geschichten, von jungen Frauen, die den Schritt in die Selbstständig- keit gewagt haben, müsste es viel, viel mehr geben! ZumMut machen oder zur Inspiration. Die Zahnmedizin wird immer weiblicher und gerade die jungen Kolleginnen haben so oft viel zu viel Respekt, vor dem Chef(in)-Dasein. Mein Mann und ich haben vor fünf Jahren neu gegründet. Ich unter 30, in München, das nicht gerade für eine zahnärztliche Unterversorgung steht, und ein Baby hatten wir auch noch daheim. Im Alltag habe ich so viele Patienten und Patientinnen, Mütter, Väter, die mir großen Respekt dafür zollen. Gleichzeitigmache ich die Erfahrungmit den jüngeren Kolleginnen, die mir sagen: „Bloß keine Selbstständigkeit! Ich will Familie!“ Also, bringt mehr so Mutmach-Geschichten. Vielleicht wird ja der eine oder die andere dadurch inspiriert. Und wenn nicht, ist es zumindest ganz unterhaltsam. Laura Bulst, München Foto: privat 8 Leserforum
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