Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2310) Als die Familie in der Klinik für Mund-, Kie- fer- und Gesichtschirurgie Bremen vorstellig wurde, bestand die Veränderung am Gau- men bereits seit sieben Tagen. Anamnes- tisch lagen keine weiteren Auffälligkeiten vor, insbesondere war die Ernährung unge- stört möglich. Fieber oder andere Zeichen eines Infekts bestanden nicht. Klinisch saß die palpatorisch harte Verände- rung mit einer Ausdehnung von circa 10 mm x 10 mm breitbasig und unverschieblich dem Gaumen auf (Abbildung 1). Es wurde ein Versuch unternommen, die Veränderung seitlich zu punktieren. Dabei löste sich diese komplett vom Gaumen ab und konnte ge- borgen werden. Die darunter befindliche Gaumenschleimhaut war intakt (Abbildung 2). Der vermeintliche Tumor oder Abszess stellte sich als Teil einer Blister-Verpackung heraus mit darin enthaltenen Speiseresten, die farblich und von der Konsistenz her tat- sächlich an Pus erinnerten (Abbildung 3). Bei der beschriebenen Lokalisation und dem Erscheinungsbild der Veränderung muss differenzialdiagnostisch insbesondere an eine Fremdkörperinkorporation gedacht werden. Tumoren, Entzündungen oder Eruptionszysten sind im frühen Kindesalter hingegen fast immer im Bereich des Alveolarfortsatzes lokalisiert. Die Aufnahme von Fremdkörpern ist im Kindesalter und bei Erwachsenen mit höhergradiger kognitiver Einschränkung relativ häufig. Komplikatio- nen werden allerdings mit weniger als einem Prozent angegeben [Simo Alari und Gutierrez, 2018]. Das Verschlucken der scharfkantigen Blister-Verpackungen, zum Beispiel von Tabletten, führt hingegen regelmäßig zu schweren Krankheitsbildern mit intestinalen Blutungen und Darm- perforationen und kann mitunter fatal sein [Fleres et al., 2018]. MKG-Chirurgie Plastikmüll in der Mundhöhle Niklas Janßen, Lutz Günther, Jan Rustemeyer Die Eltern eines elf Monate alten Mädchens bemerkten eine rundliche, gelblich trübe Erhabenheit mittig im Hartgaumenbereich. Bei der Vorstellung in der Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie des Klinikums Bremen-Mitte wurde die Verdachtsdiagnose eines Abszessgeschehens oder einer gutartigen Neoplasie gestellt. Beim Versuch der seitlichen Punktion löste sich jedoch der vermeintliche Tumor ab und stellte sich als Teil einer Blisterverpackung heraus. Abbildung 1: Gelblicher, harter Tumor des Gaumens Fotos alle: Jan Rustemeyer Abbildung 2: Intakte Schleimhaut nach Ablösen der Veränderung 100 Zahnmedizin

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