Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2226) Dr. Michael Frank, Lampertheim, Präsident der europäischen Regio- nalorganisation (ERO) des Weltzahnärzteverbandes FDI: Sie haben zum ersten Mal als Präsident die Sitzung der ERO geleitet. Welche Ziele haben Sie sich bezüglich einer Neuorganisation gesteckt – und waren Sie erfolgreich? Dr. Michael Frank: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass die Zie- le, die man sich als neuer Präsident einer Organisation wie der ERO steckt, gemeinhin nicht im Rahmen einer ersten Sitzung zu erreichen sind. Eines meiner Ziele ist es, die ERO und das Regionalbüro der Welt- gesundheitsorganisation (WHO), die sehr ähnliche Strukturen aufwei- sen, stärker aneinander anzunähern. Dass Bestrebungen dieser Art von einer breiten Mehrheit mitgetragen werden, ist aber bereits nach der letzten Zusammenkunft beim FDI-Jahreskongress in San Francisco erkennbar und betrifft nicht nur die ERO als Teil der FDI, sondern die FDI als Ganzes. So haben wir uns als FDI demCode of Practice zur ethi- schen Rekrutierung von Gesundheitskräften der WHO angeschlossen. Dies ist ein erfolgreicher Schritt und ganz im Sinne meiner persönli- chen Ziele, aber ein Schritt, den wir gemeinsam gehen und den ich nicht allein mache. Welche Ziele verfolgen Sie als Präsident für die ERO in den nächsten zwei Jahren? Mein Ziel ist, den Einfluss der deutschen Delegation in der ERO und der europäischen Zahnärzteschaft auf die internationale Gesundheits- politik zu stärken und ausbauen. Aus deutscher Sicht sind der Erhalt von Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung und die Sicherung der ho- hen Standards in Deutschland die oberste Direktive. Wir alle sehen die eindeutigen Tendenzen zur Aufweichung der nationalen Beschrän- kungen der Berufsausübung. Brüssel möchte einen funktionierenden Binnenmarkt mit größtmöglicher Freizügigkeit und leistet hierfür ei- ner Nivellierung der Standards Vorschub. Dies kann aber nicht in un- serem Sinne sein. Hier müssen wir ge- gensteuern, im Interesse der Zahnärztin- nen und Zahnärzte aber natürlich auch der Patientinnen und Patienten. Wir wol- len die Messlatte nicht tiefer, sondern höher hängen; einheitliche Qualitäts- standards für die Aus- und Weiterbildung in der Zahnmedizin gehören dazu. Lang- fristig ist die Verwirklichung dieses An- spruchs im Sinne aller Mitgliedsstaaten der ERO. Diese Ziele innerhalb der Euro- päischen Union zu realisieren ist natürlich die vorrangige Aufgabe des CED, des Council of European Dentists. Das CED fungiert als politische Vertretung der Zahnärzteschaft in den europäischenMitgliedsstaaten. Welchen Einfluss hat die ERO auf die FDI-Generalversammlung? Unter den verschiedenen Regionalverbänden unter demDach der FDI zählt die ERO hinsichtlich ihrer Struktur und Organisation zu den bes- ten. Dies macht unser Handeln effizient und gibt uns Gelegenheit, die europäischen Anliegen und Vorschläge in Gremien wie die General- versammlung einzubringen, dass wir gehört und verstanden werden. Was die Richtlinien, Zielsetzungen und Verlautbarungen des Weltver- bandes der Zahnärzte angeht, sind dies jedoch immer gemeinschaft- lich getroffene Entscheidungen einer demokratisch aufgebauten Or- ganisation, die viele regionale Untereinheiten mit besonderen Bedürf- nissen in sich vereinigt. Dr. Jürgen Fedderwitz, Wiesbaden, Vorsitzender des Fortbildungs- ausschusses (Education Committee): Sie haben als Vorsitzender des Education Committees der FDI am wissenschaftli- chen Programm mitgearbeitet. Was war diesmal besonders? Dr. Jürgen Fedderwitz: In San Francisco fand der FDI-Kongress gemeinsam mit der American Dental Association (ADA) statt. Die rund 30.000 Teilnehmer sind für die ADA nicht überraschend. Wäh- rend wir sonst in anderen, kleineren Län- dern bei unseren FDI-Kongressen weniger Teilnehmer erwarten und die Referenten in fünf bis sieben Räumen parallel vortragen lassen, wa- ren es in diesem Jahr rund 40 Räume. Das mussten wir als FDI, die wir ja wesentlich die internationalen Referenten auswählen und einladen, erst einmal stemmen. Was hat Ihr Ausschuss in der Generalversammlung erreicht? Zukünftig wird Fortbildung wesentlich mehr über digitale Konzepte und Angebote laufen. Das ist zum einen der Anspruch der Kollegin- nen und Kollegen, aber auch für die FDI Pflicht und Chance zugleich. Das Education Committee der FDI gestaltet nicht nur den jährlichen Weltkongress, wir sind auch wesentlich für die kontinuierliche Fortbil- dung in Entwicklungs- und Schwellenländern verantwortlich. Da wer- Fünf Zahnärzte berichten Das bewegen wir in der FDI! Der Weltzahnärzteverband FDI mit Sitz in Genf wurde im Jahr 1900 als Fédération Dentaire Internationale von Charles Godon und fünf weiteren Zahnärzten in Paris gegründet. Mittlerweile umfasst er mehr als 150 nationale Mitgliedsverbände in mehr als 130 Ländern, die zusammen fast 1 Million Zahnärzte vertreten. Doch was passiert dort eigentlich? Fünf deutsche Zahnärzte berichten. Dr. Michael Frank Foto: Georgios Tsiogas Dr. Jürgen Fedderwitz Foto: KZBV-Baumann 16 Politik

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