Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2228) Soldaten durch. Oder denken Sie an die besonderen Lebensbedin- gungen in Gemeinschaftsunterkünften. Hier bekommt die Schnarch- therapie eine weitere noch größere Bedeutung. Was kann die deutsche Bundeswehr für die Mundgesundheit in der Welt tun? Die Mundgesundheit gehört tatsächlich nicht zu unseren Aufgaben, wir hätten dazu weder Kräfte noch Mittel. Wie in weiten Teilen der NATO wird auch in der Bundeswehr seit Jahren sehr erfolgreich ein zahnärztliches Risikoqualifizierungssystem in Form der sogenannten Dental Fitness Class (DFC) praktiziert und gelebt. Mir kommt es darauf an, diesen zielführenden Ansatz weltweit mit anderen Militärkollegen zu diskutieren und ihn als quasi natürlichen Anspruch jedes Soldaten weiterzugeben: Gesund beginnt im Mund! Prof. Dr. Reinhard Hickel, München, ist im ständigen Ausschuss Wissenschaft (Science) aktiv und leitet das Dental Material Task Team: Sie haben in San Francisco Ihre ange- kündigten Stellungnahmen zu „Repair of Restorations“ und zur Erstversorgung von Läsionen vorgelegt. Was haben Sie erreicht? Prof. Dr. Reinhold Hickel: Beide Policy Statements wurden von der Generalver- sammlung angenommen. Bei der Erst- versorgung von Läsionen gab es zwar vorab noch Widerstand aus den USA, sprich von der American Dental Associati- on (ADA). Nach umfangreichen Gesprächen und einer minimalen Er- gänzung – es ging um das Wort Silberdiaminfluorid – haben sie zuge- stimmt. Gibt es Neues zum Umgang mit Amalgam zu berichten? Einige Länder aus Afrika haben den Antrag gestellt, „Amalgam Phase- down“ zu verkürzen und in „Phase-out“ – Ausstieg – umzuwandeln. Die FDI bleibt letztlich bei ihrer Stellungnahme. Sicherlich wird Phase- down wie vorgesehen in den verschiedenen Ländern mit unterschied- lichen Wegen und Geschwindigkeiten durchgeführt. Welche Projekte sind in Vorbereitung für Shanghai 2020? Wir werden bis Shanghai ein Policy Statement zum Umgang mit licht- härtenden Kunststoffmaterialien erarbeiten, weil hier oft unbewusst viele Fehler gemacht werden. Das übernehme ich. Weiterhin wird es um Nebenwirkungen von e-Zi- garetten (vaping) gehen. Weitere Themen sind die Lippen-Kiefer- Gaumen-Spalte sowie die örtliche und systematische Anwendung von Antibiotika bei parodontalen Erkrankungen. Dr. Michael Sereny, Hannover, Vorsitzender des Ausschusses Zahn- ärztliche Praxis (Dental Practice): An welchen Projekten hat Ihr Ausschuss im Vorfeld von San Francisco gearbeitet? Dr. Michael Sereny: Das Dental Practice Committee (DPC) war verantwortlich für die Stellungnahmen Malokklusion und Mundgesundheit (wie die Bedeutung der Kieferorthopädie für die Mundgesund- heit; Gefahren der Selbst-Behandlung), Infektionsvermeidung und -kontrolle (Gesetze und Richtlinien nur in Zusam- menarbeit mit der Zahnärzteschaft; angemessene Erstattung der Kosten) und ethische Grundsätze für die internationale Rekrutierung von Zahnärzten und zahnärztlichem Personal (etwa ausreichende Ausbildung im eigenen Land; Gesundheitssysteme in den Herkunfts- ländern nicht gefährden; Anforderung an die zugewanderten Zahn- ärzte). Wir haben an dem Endodontic Chairside Guide und am Pro- jekt Partially Dentate (Teilbezahnte) mitgearbeitet. Außerdem war ich an den Stellungnahmen des Task Teams zahnärztliche Materia- lien, Reparatur von Restaurationen und Kariesläsionen und ihre erste restaurative Behandlung beteiligt. Was hat der Ausschuss in der Generalversammlung erreicht? Alle unsere Stellungnahmen wurden in San Francisco mit einer Zwei- drittel-Mehrheit angenommen – ein Blick auf die Webseite der FDI lohnt sich (https://www.fdiworlddental.org ). Was sind die nächsten Aufgaben bis Shanghai 2020? Für 2020 stehen die Überarbeitungen der Stellungnahmen Aktion gegen die illegale zahnärztliche Berufsausübung und die Rolle des zahnärztlichen Teams an. Richtlinien für die Einführung eines Quali- tätssystems und Hinweise für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Zahnmedizin sollen ebenfalls erstellt werden. Sie haben den Vorsitz abgegeben. Wie geht es für Sie bei der FDI weiter? Nach drei Jahren habe ich den Vorsitz zwar satzungsgemäß abgege- ben, aber bis 2020 bin ich noch an der Erarbeitung der Vision 2030 beteiligt, die dem Berufsstand die notwendigen Antworten auf die Veränderungen des beruflichen, sozialen und gesellschaftlichen Um- feldes aufzeigen soll. Bis 2021 bin ich außerdem im Beirat für die Vali- dierungsstudie für das Adult Oral Health Standard-Set – einer Metho- de zur Messung der Mundgesundheit. Ob ich weiterhin den Vorsitz der Oral Health Observatory-Arbeitsgruppe führen werde, entschei- det der Rat der FDI und ob ich im nächsten Jahr für eine Position im Rat der FDI kandidieren soll, muss der Vorstand der BZÄK entscheiden. Die Arbeit in der FDI ist vielseitig, für die Kollegenschaft auch in Deutschland relevant, und ich würde mich gerne weiter einbringen. Die Fragen stellte Anita Wuttke. Dr. Michael Sereny Foto: privat Prof. Dr. Reinhard Hickel Foto: Uni München 18 Politik

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