Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2246) In der vergangenen Dekade hat sich das Spektrum der für festsitzenden Zahnersatz zur Verfügung stehenden Materialien stark erweitert – allerdings ohne dass sich damit ein neuer Goldstandard hätte etablieren können. Die heutige Situation ist eher ge- kennzeichnet von einer immer ausgedehn- teren Vielfalt an Materialien, wobei für jede Neuentwicklung naturgemäß Langzeitdaten erst ermittelt werden müssen. Neben den traditionellen Legierungen gibt es heute vor allem zahnfarbene Alternativen auf Silikat- keramik-, Kunststoff- oder Zirkonoxidbasis am Markt. Viele dieser Materialien können neben der konventionellen Herstellung vom Zahntechniker auch über digitale CAD/CAM- Technologien verarbeitet werden. Unabhängig von der Vielfalt des Angebots sind die grundlegenden Anforderungen an ein Zahnersatz-Material unverändert ge- blieben: Nach wie vor soll Zahnersatz funk- tionell stabil, biokompatibel sowie langlebig sein und den gestiegenen ästhetischen Ansprüchen genügen. Das Behandlungs- ergebnis hängt nicht nur vom Material selbst, sondern in erheblichem Maß von der richtigen Indikationsstellung und der optimalen Verarbeitung über den gesamten Prozess der Behandlung hinweg von der Präparation bis zur Eingliederung ab [Ernst, 2010]. Zum klinischen Erfolg tragen zum Beispiel die Form der Präparation, die Art der verwendeten Materialien, die Reinigung und Konditionierung der Restauration und das verwendete Befestigungsmaterial bei [Rosentritt, 2017b; Rosentritt et al., 2016]. Werkstoffkundliche Informationen stellen dabei die Basis für die klinisch erfolgreiche Befestigung dar. Die Anforderungen an ein Befestigungsmaterial sind im Allgemeinen klar definiert und umfassen \ die Sicherung der Stabilität und Lagesicherung bei funktionellen Belastungen, \ die homogene Kraftverteilung und -weiterleitung, \ die Versiegelung der Zahnhartsubstanz, \ die chemische Beständigkeit gegen das orale Milieu, \ die Biokompatibilität und Gewebe- verträglichkeit. Für den Anwender wichtige Vorausset- zungen für die Wahl des Befestigungs- materials sind eine sichere Handhabung, die wirtschaftliche, schnelle und möglichst einfache Verarbeitung sowie die Mög- lichkeit, Überschüsse rückstandslos zu ent- fernen. Art der Befestigung Bei der Befestigung wird je nach Behand- lungsziel und Material zwischen einer provisorischen (temporär, einfach und rückstandlos lösbar) und einer definitiven (permanent, unlösbar) Befestigung unter- schieden. Eine definitive Befestigung kann darüber hinaus entweder mit Zementen oder mit Befestigungskompositen vorge- nommen werden. Die Befestigungskompo- site muss man zwingend differenzieren in Werkstoffkunde für Zahnärzte Werkstoffkundliche Grundlagen für eine erfolgreiche Befestigung Martin Rosentritt Das Angebot an Materialien für festsitzenden Zahnersatz ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Um die Übersicht über die vielfältigen Materialoptionen zu behalten, wird fundiertes Wissen über Material- eigenschaften, Indikationsoptionen sowie über mechanische und chemische Vorbehandlungen von Zahnhart- substanz und Restaurationsinnenfläche immer wichtiger. Im folgenden Beitrag werden werkstoffkundliche und klinische Aspekte der Befestigung von festsitzendem Zahnersatz erörtert. Abbildung 1: Präparationsformen Quelle: Anja Liebermann 36 Zahnmedizin

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