Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2248) Bearbeitung Eine Bearbeitung der Oberfläche bewirkt grundsätzlich die Aufrauung der Material- oberflächen und erzeugt durch ein mikro- retentives Muster die Vergrößerung der zu verbindenden Oberflächen. Zusätzlich wird das Material gereinigt – so fließen Primer, Bonder oder Befestigungsmaterial leichter an der Oberfläche an. Dadurch wird eine homogene und gleichmäßige Schichtstärke des Materials erzielt und der Verbund der Oberflächen optimiert. Um diese Ziele zu erreichen, reicht bereits eine schonende Be- arbeitung der Oberflächen durch Strahlen, Schleifen oder Ätzen aus. Spröde Werkstoffe wie Keramiken sollten jedoch möglichst nicht gestrahlt werden, da nicht selten durch das Strahlen Risse in der Restauration entstehen, die zu einer vorzeitigen Fraktur führen können. Für dentale Glaskeramiken gilt, dass diese mit Flusssäure (HF) geätzt werden können und dadurch ein ausreichendes Ätzmuster erzielt wird. Zirkonoxide oder Komposite, die keine Glasphase enthalten, können nicht mit HF-Verfahren geätzt werden. Kompo- site, die nicht auf einer keramischen Basis aufgebaut sind, aber trotzdem im Namen den Begriff „Keramik“ führen, können leicht mit den dentalen Keramiken verwechselt werden. Somit besteht ein Risiko, diese polymerbasierten Materialien unzureichend oder gar schädigend zu behandeln. Die Her- stellerangaben sollten unbedingt berück- sichtigt werden, denn die Ätzzeiten variieren je nach Glasanteil der Materialien zwischen 20 und 60 Sekunden. (Hinweis: Einige Kom- posite enthalten allerdings einen hohen Anteil an Glasfüllern und können daher theoretisch, mit einem gewissen Risiko die Struktur zu beschädigen, auch mit HF geätzt werden [Stawarczyk et al., 2018].) Kann ein Werkstoff nicht geätzt werden, ist die zahnmedizinische Option, die Oberfläche durch Strahlen aufzurauen. Werden Ober- flächen gestrahlt, ist bei zahnfarbenen spröden Werkstoffen meist ein vorsichtiges Strahlen mit kleinem Strahlgut (< 50 µm) und niedrigem Druck (< 2 bar) indiziert. Zudem sollte man berücksichtigen, dass jede Form der Bearbeitung ein Risiko der unkontrollierten und dauerhaften Beschä- digung der Restauration zur Folge haben kann (Abbildung 2). Grobe Instrumente beschleunigen und verstärken den Material- abtrag, bewirken dabei allerdings auch größere Schäden am Material. Schäden durch zu grobes Strahlen oder durch das Verwenden von Diamanten > 80 µm sind in der Regel mit einer Politur nicht oder nur eingeschränkt ausgleichbar. Vorhandene Schäden wie zum Beispiel Risse können beim Einsetzen oder Kauen zum spontanen Bruch der Restauration führen oder für ein mittel- oder langfristiges, scheinbar grund- loses Versagen verantwortlich sein. Die Feuchtigkeit der Mundhöhle unterstützt dieses (unterkritische) Risswachstum und damit das langfristige Versagen. Legierungen reagieren im Vergleich zu spröden Werk- stoffen wie Keramiken oder Komposite auf Risse nicht empfindlich. Sie können in der Regel mit einer Strahlgutgröße von 50 bis 110 µm und mit einem Druck von bis zu 2 bar gestrahlt werden. Für Thermoplaste (zum Beispiel PAEK oder PC) wird ein Strahl- druck von > 2 bar empfohlen, wobei die Strahlgutgröße nur eine untergeordnete Rolle spielt (Tabelle 2) [Stawarczyk, 2017]. Reinigung Bei der Einprobe (Try-in, Fit-Check) der Restauration sollten silikon- oder ölhaltige Stoffe wie zum Beispiel Vaseline, Silikonöl oder dünnfließendes Silikon vermieden wer- den, da sie nach der Einprobe nur einge- Empfehlungen für die Oberflächenbearbeitung (unbedingt Herstellerangaben berücksichtigen) Material Glaskeramik PICN Kunststoffe (PMMA/Komposit), Zirkonoxide PAEK/PC Legierung Zahnhartsubstanz Tabelle 2, Quelle: Martin Rosentritt Bearbeitung HF-Ätzen 20–60s HF-Ätzen 60s Korundstrahlen 0,5–1bar; 30–110µm Korundstrahlen < 2bar; 50–110µm Korundstrahlen < 2bar; 50–250µm Ätzen mit Phosphorsäure (ca. 37%) Abbildung 2: links: geätzte und für die Befestigung vorbereitete Keramikoberfläche, rechts: mit Diamant bearbeitete und beschädigte Oberfläche Fotos: Thomas Strasser 38 Zahnmedizin

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