Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2250) schränkt oder gar nicht vom Zahn und von der Restauration entfernt werden können. Auch temporäre Zemente sind nicht immer einfach und vollständig zu entfernen [Behr et al., 2014]. Für die Einprobe sind wasser- lösliche Stoffe auf Glyceringel- oder Hydro- gelbasis zu bevorzugen, die sich leicht mit Wasser entfernen lassen. Ist die Oberfläche von Zahn oder Restauration mit Speichel oder Blut kontaminiert, reicht Wasser zur Reinigung oft nicht aus. Werden Säuren oder Basen verwendet, müssen diese kom- plett entfernt werden. Verbliebene Reste von Basen können zum Beispiel die Wirkung von Haftmonomeren neutralisieren. Und Säurereste können das basische Amin des chemischen Reaktionssystems blockieren. Alkohol als Lösungsmittel kann die Adhäsiv- systeme angreifen und damit deren Reaktion beeinträchtigen. Wird Alkohol zur Zahnrei- nigung verwendet, so kann er in die Dentin- tubuli eindringen und die Zahnhartsubstanz dehydrieren. Einige Reinigungsoptionen wie H 2 O 2 , NaCl, CHX mit Phenolen können unter Umständen eine Neutralisation der Haftmonomere bewirken oder dadurch die Polymerisation der Adhäsivsystems beein- trächtigen [Erkut et al., 2014; Di Hipolito et al., 2012]. Da Feuchtigkeit das Risswachs- tum in dentalen Keramiken und Polymeren unterstützen kann, kann die Reinigung mit einem Dampfstrahler zu einer weiteren Schädigung führen. Dentale Glaskeramiken können am leichtes- ten mit 37-prozentiger Phosphorsäure und daran anschließend im Ultraschallbad mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch gereinigt werden. Zirkonoxide sollten dagegen nicht mit Phosphorsäure gereinigt werden, da diese die Verbindungstellen zur Zirkonoxid- Oberfläche belegt, die von den phosphor- sauren Methacrylaten (zum Beispiel MDP) zur späteren adhäsiven Haftung benötigt werden [Behr, 2017]. Dentale Keramiken und Zirkonoxide kön- nen auch gut und effektiv mit speziellen Rei- nigungsmitteln gesäubert werden. Legie- rungen sind leicht mit Alkohol zu reinigen, während polymerbasierte Restaurationen, Restaurationen aus polymerinfiltrierter Kera- mik beim Kontakt mit alkoholischen Lösun- gen an der Oberfläche an- beziehungsweise aufgelöst werden können. Diese Werkstoffe sollten zur Desinfektion nur kurz in Alkohol geschwenkt werden und können anschlie- ßend mit Wasser im Ultraschallbad – even- tuell mit etwas Alkohol versetzt – gereinigt werden (Tabelle 3). Konditionierung Restaurationen müssen vor einer Zementie- rung meist nicht, vor einer adhäsiven Befes- tigung aber immer konditioniert werden, um den Haftverbund zwischen Befestigungs- material und Restauration zu gewährleisten. Konditionierungssysteme werden oft als Ad- häsivsysteme (engl. „Adhesive“ – „Klebstoff, Haftvermittler“), Bonder (engl. „Bond“ oder „Bonding“ – „Kleber“) oder Primer („Grun- dierung“) bezeichnet (Abbildung 3). Die Systeme können durch Licht oder chemisch aktiviert werden. Um lichthärtende Systeme zusätzlich chemisch zu aktivieren (zum Bei- spiel bei wenig transluzenten Restauratio- nen), müssen entsprechende chemische Aktivatoren (zum Beispiel „dark curing acti- viator“) beigemischt werden. Primer gehen einen chemischen Verbund einerseits zur mögliche Reinigungsoptionen (unbedingt Herstellerangaben berücksichtigen) Material Glaskeramik Kunststoffe (PMMA/- Komposit/PAEK), PICN Zirkonoxide Legierung Tabelle 3, Quelle: Martin Rosentritt Bearbeitung Ultraschallbad (Wasser mit Alkohol); Phosphorsäure; Spezialreiniger (Achtung! Bei Konditionierung mit Silanmethacrylaten ist keine weitere Reinigung erlaubt) evtl. kurz in Alkohol, danach Ultraschallbad Ultraschallbad (Wasser mit Alkohol); Spezialreiniger Alkohol; Ultraschallbad (Wasser mit Alkohol) Abbildung 3: Material-Primer-Systeme für die verschiedenen Restaurationsmaterialien Quelle: Martin Rosentritt 40 Zahnmedizin

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