Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 109, Nr. 20, 16.10.2019, (2252) entsprechenden Materialoberfläche ein (und sind daher immer materialspezifisch auszuwählen: Dentinprimer, Zirkonoxid- primer, Metallprimer, Dentinprimer ...) und ermöglichen auf der anderen Seite eine Anbindung zum Befestigungskomposit. Wichtig ist, dass die Konditionierung von Oberflächen immer erst nach der Reinigung und zeitnah vor der Befestigung erfolgt. Die Konditionierung von dentalen Glas- keramiken wird mit Silanen vorgenommen. Auch polymerbasierte Werkstoffe mit einem Anteil an silikatischen Füllstoffen können so aktiviert werden. Oxidkeramiken können über eine Konditionierung mit Phosphor- säure-haltigen Monomeren (zum Beispiel MDP) befestigt werden. Zur Konditionie- rung von Legierungen und Titan eignen sich Schwefelsäure-, Silan- oder Phosphorsäure- Basis-Systeme, während für polymerbasierte CAD/CAM-Werkstoffe Adhäsivsysteme auf MMA-Basis einzusetzen sind. Gute Haft- werte werden für Komposite, Oxidkerami- ken und Legierungen auch über das tribo- chemische Verfahren (zum Beispiel Rocatec oder CoJet) erzielt. Zur Behandlung der Restaurationsoberflächen werden Universal- adhäsive angeboten, die verschiedene Ad- häsivoptionen (Silan, MDP, Schwefelsäure) gleichzeitig enthalten (Multi-Adhäsive). Auch können Ätzen und Primen verknüpft werden (zum Beispiel Etch&Prime) oder Primer und Bonder (zum Beispiel Prime& Bond). Empfehlenswert ist, immer im ent- sprechenden Herstellersystem zu arbeiten, da die verschiedenen Komponenten des Befestigungssystems eines Herstellers sich gegenseitig in der Reaktion unterstützen können. Befestigungsmaterial Unterschieden werden Befestigungssysteme nach ihrer chemischen Reaktion: Säure- Base-Reaktion (Zemente wie Glasionomer- zement oder Phosphatzement), Chelat- Reaktion (Phenolate wie Zinkoxideugenol) oder Polymerisation (Befestigungskomposite, unterteilt in adhäsive oder selbstadhäsive Systeme) sowie Kombinationen aus Säure- Base-Reaktion und Polymerisation (Compo- mere oder kunststoffmodifizierte Glasiono- mere) (Abbildung 4). Neben der Art der Präparation spielt der Verbleib oder die Entfernung der Schmier- schicht auf dem Zahn eine wesentliche Rolle. Während bei einer Zementierung oder einer selbstätzenden Befestigung die Schmierschicht am Zahn verbleiben muss, wird nur bei einer rein adhäsiven Befesti- gung die Schmierschicht aktiv mit Säure oder entsprechenden Kombinationspräpa- raten entfernt (Abbildung 5). Im Gegensatz dazu ätzt ein selbstadhäsives oder selbst- ätzendes Befestigungskomposit die Schmier- schicht an und infiltriert diese so, dass über eine Hybrid- oder Infiltrationsschicht ein ausreichender Verbund entsteht. Abhängig von der Art der Befestigung ist der Aufwand unterschiedlich hoch. Zudem ergeben sich verschiedene Verbundfestigkeiten zur Zahn- hartsubstanz. Man unterscheidet licht-, chemisch oder dualhärtende Befestigungssysteme. Licht- härtende Systeme sollten nur für lichtdurch- lässige Restaurationen verwendet werden [Ferracane et al., 2014]. Allerdings gilt, dass zum Beispiel bereits bei einer 1 mm dicken dentalen Glaskeramik die Lichtintensität um circa 50 Prozent reduziert sein kann und da- mit auch die zur Polymerisation benötigte Lichtleistung deutlich verringert ist. Polyme- risationslampen müssen eine ausreichende Lichtleistung besitzen und auf die Befes- tigungswerkstoffe (chemische Reaktions- systeme können variieren!) abgestimmt sein [Ilie und Luca, 2018; Ilie, 2017]. Daher sind dualhärtende oder chemisch härtende Sys- teme in vielen Anwendungen das Mittel der Wahl [Behr et al., 2017]. Die Reduktion der Transmission sollte man auch bei opaken Befestigungsmaterialien berücksichtigen [Ferracane et al., 2014]. Abweichungen bei der Dosierung der Befes- tigungsmaterialien ermöglichen zwar die Anpassung von Verarbeitungseigenschaften und erleichtern damit in manchen Punkten die klinische Arbeit, führen aber oft zu deutlichen Verlusten (bis zu 80 Prozent!) in den gewünschten Eigenschaften Härte und Festigkeit [Hahnel et al., 2010; Loher et al., 2009]. Daher sind Dosiersysteme, trotz Abbildung 4: Übersicht über dentale Befestigungsmaterialien anhand ihrer Reaktion [modifiziert nach Rosentritt, Ilie, Lohbauer, 2018] Quelle: Martin Rosentritt 42 Zahnmedizin
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