Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 109, Nr. 21, 1.11.2019, (2358) D ie Jahre der Rekordüberschüsse sind ab Mitte der 2020er für die GKV vorbei: Dann droht die Schere zwischen Ausgaben und Ein- nahmen wieder auseinanderzugehen, prognostiziert die Studie „Zu- künftige Entwicklung der GKV-Finanzierung“ des IGES Instituts im Auf- trag der Bertelsmann Stiftung, die jetzt veröffentlicht wurde. „Die Zeiten eines gleichlaufenden Zuwachses von Einnahmen und Ausgaben sind vorbei“, stellt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertels- mann Stiftung, fest. „Die Debatte über den gesundheitspolitisch sinnvollen Instrumentenmix muss heute beginnen, damit die be- schlossenen Maßnahmen wirken, wenn es darauf ankommt.“ Die Wissenschaftler des IGES Instituts haben analysiert, welche Faktoren die Finanzsituation der GKV beeinflussen. Sollte sich etwa die Einkommensentwicklung in Deutschland zukünftig an den re- lativ hohen Lohnsteigerungen der jüngsten Zeit orientieren, müss- te der Beitragssatz bis 2040 nur auf 15,4 Prozent steigen. Im Un- terschied dazu würde ein überdurchschnittlicher Anstieg der Prei- se im Gesundheitswesen die Schere weiter auseinandertreiben. Der Beitragssatz könnte dann 2040 sogar bei 18,7 Prozent liegen. Kostentreiber sind Mengen und Preise der Leistungen „Die für die Finanzierung des Gesundheitswesens einflussreichsten Faktoren kommen von außen und lassen sich durch Gesundheits- politik nicht direkt beeinflussen“, erläutert Stefan Etgeton, Ge- sundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung, ein wesentliches Ergebnis der Studie. „Trotzdem sind die gesundheitspolitischen Instrumente, die die Kostenreduzieren und die Einnahmen verbes- sern, nicht wirkungslos.“ Die Studie zeigt außerdem, dass für die steigenden Ausgaben weniger die Alterung der Bevölkerung als vielmehr die Entwicklung von Menge und Preis bei den medizini- schen Leistungen verantwortlich ist. „Eine kluge Kostendämpfungspolitik, die die Versorgungsstruktu- ren im stationären Bereich konsequent konsolidiert, kann dem Defizit in der GKV wirksam entgegensteuern“, bilanziert Etgeton. Auf der Einnahmeseite könnte wiederum der Bundeszuschuss schrittweise erhöht werden und so die Beitragserhöhung brem- sen. Damit würden auch die Arbeitskosten weniger stark belastet. Wollte man den Beitragssatz dauerhaft auf 15 Prozent stabil hal- ten, müsste der Steuerzuschuss von derzeit 14,5 Milliarden Euro pro Jahr – das entspricht 7 Prozent der Beitragseinahmen – bis 2040 auf 70 Milliarden Euro, und somit auf etwa ein Fünftel der Beitragseinnahmen, ansteigen. Die Studienautoren empfehlen der Foto: AdobeStock_peterschreiber.media Bertelsmann-Studie prognostiziert GKV-Defizit steigt bis 2040 auf 50 Milliarden Euro Der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) droht laut einer aktuellen Prognose der Bertelsmann Stiftung ein Defizit von fast 50 Milliarden Euro bis zum Jahr 2040. Um die Ausgabensteigerung auf- zufangen, müsste der Beitragssatz von derzeit 14,6 schrittweise auf 16,9 Prozent steigen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte im September seine aktuellen Krankenkassenstatistik (1. Halbjahr 2019) veröffentlicht. Die Zahlen zeigen, dass die gesetzlichen Krankenkassen, um ihre Rücklagen abzubauen, im ersten Halbjahr 2019 mehr ausgegeben ha- ben, als sie durch Beitragszahlungen eingenommen haben. Trotzdem liegen ihre Finanzreserven immer noch bei rund 20,8 Milliarden Euro. Im Durchschnitt entspricht dies etwa einer Monatsausgabe und damit etwa dem Vierfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindest- reserve. Insgesamt haben die gesetzlichen Krankenkassen bei einem Ausgabenvolumen von 125 Milliarden Euro im 1. Halbjahr 2019 ein leichtes Defizit von rund 544 Millionen Euro verbucht. Die Einnahmen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,6 Prozent und die Ausgaben um 4,7 Prozent gestiegen. Krankenkassenstatistik I NFO 12 Politik

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