Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

auch internationalen Gemein- wohlverpflichtung. Dies er- schien uns umso wichtiger, als sich die Diskussionen bei den G20 unter deutscher Präsidentschaft sowie bei den G7 um die gleichen Themen wie bei uns drehten: demo- grafische Entwicklung und Fachkräftemangel, Auswirkun- gen von Flucht und Migration, Antibiotika-Resistenzen und Fehl- und Mangelernährung, um nur einige zu nennen. Hier haben wir als Berufsstand konsentierte Antworten und Lösungsansätze entwickelt. Und dies geht auch nur mit der FDI: Als einzelne nationale Organisation findet man dort kein Gehör. Gab es Reaktionen seitens der G-20? Lemor: Die Reaktionen waren erstaunlich: Die Regierungen Australiens, Kanadas und der USA haben uns auf unser Anschreiben hin geantwortet, dass man das Thema „Oral Health“ aufgrund unserer Aktivitäten nunmehr auch im Rah- men der G20 sowie der G7 behandeln und auf die Agenda für die japanische Präsidentschaft der G20 2019 heben wolle. Noch warten wir allerdings darauf, dass diesen Ankündigun- gen auch Taten folgen. Sind Sie bezüglich der Inhalte der jährlichen FDI-Generalversammlung mit dem Bundesgesundheits- ministerium im Kontakt? Lemor: Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit dem Bundes- gesundheitsministerium. Dabei tauschen wir uns zu Themen aus, die für die Zahnärzteschaft und die Regierung wichtig sein könnten. Aus dieser engen Kooperation ist unsere Mitglied- schaft in der vom BMG gegründeten Plattform Global Health Hub Germany (GHHG) entstanden, die sich dem Ziel der glo- balen Gesundheit verschrieben hat und die interaktive und in- terdisziplinäre Lösungen für eine bessere weltweite Gesundheit erarbeitet. Die BZÄK nimmt damit auch Verantwortung für die deutsche Gesundheitspolitik auf internationaler Ebene wahr. Welche Arbeit leistet das europäische Büro der BZÄK in Brüssel im Vorfeld einer Jahresversammlung? Lemor: Die Europäisierung und Globalisierung auch im Gesundheitsbereich schreiten voran. Themen – wie etwa Amal- gam – werden häufig erst auf Ebene der WHO, dann auch auf Ebene der EU und schließlich auch in Deutschland gesetzgebe- risch relevant. Nationale Gesundheitspolitik kann daher zuneh- mend nicht mehr isoliert von der europäischen und internatio- nalen Gesundheitspolitik gedacht werden. Diesen Anforderungen sind wir frühzeitig erstens durch eine Aufwertung der europapolitischen und internationalen Arbeit sowie zweitens einer engeren Verzahnung der beiden Bereiche in unserem Brüsseler Büro begegnet. Nicht zuletzt muss auch das Personal diesen Aufgaben gewachsen sein – das betrifft so- wohl das Verständnis für internationale Zusammenhänge als auch die notwendige Sprachkompetenz und Kultursensibilität. Herr Dr. Engel, Sie haben für das Ehrenamt des Presi- dent-elect kandidiert und unterlagen im zweiten Wahl- gang der jungen marokkanischen Professorin, die das Amt nun zwei Jahre ausüben wird. An was lag es aus Ihrer Sicht, denn Sie galten als aussichtsreicher Kandi- dat, der sich inhaltlich stark einbringt? Engel: Wissen Sie, das nehme ich ganz sportlich! Es geht hier um demokratische Prozesse, die wir aus deutscher Sicht klar unterstützen. Es standen drei weltweit und über alle Grenzen hinweg anerkannte Persönlichkeiten zur Verfügung. Und die Wahl fiel dieses Mal auf eine junge Kandidatin und Muslima aus Marokko. Das ist ein gutes Signal. Der riesige Kontinent Afrika kann stolz darauf sein, erstmals die FDI-Präsidentin zu stellen. Ich und die gesamte deutsche Delegation drücken die Daumen für eine erfolgreiche Präsidentschaft. Welche Themen gilt es für Shanghai 2020 vorzuberei- ten und schließlich auch für dessen Umsetzung zu wer- ben? Engel: Mit unseren Themen der vergangenen drei Jahre liegen wird richtig. Auch im Rahmen der globalen Gesundheitspolitik beschäftigt man sich nun damit. Aber es liegen darüber hinaus auch weitere wichtige Themen vor uns, die globaler Antworten bedürfen: Wie gehen wir mit dem zunehmenden Fachkräfte- mangel im Gesundheitswesen vor allem in den westlichen Industriestaaten um, ohne andere Länder ausbluten zu lassen? Wir gehen zudem davon aus, dass das Thema Flucht und Migration wieder verstärkt aufkommen wird. Internationale und europäische Gesundheitspolitik werden uns also anhal- tend fordern. Wir als BZÄK haben uns dementsprechend aufgestellt und sind uns sicher, dass wir in enger Kooperation mit dem BMG und der Bundesregierung und auf aufgrund unserer nachgewiese- nen Kompetenz eine wichtige Rolle im Interesse der Kollegin- nen und Kollegen spielen können und werden. Die Fragen stellte Anita Wuttke, freie Journalistin, München. Der FDI-Kongress fand dieses Jahr vom 5. bis 8. September in San Francisco statt. ? ? ? ? ? Hier wird EU-Politik gemacht: Das Büro der BZÄK in Brüssel. Foto: BZÄK Politik

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