Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

Quelle für alle Blogbeiträge: FB-Patientengruppe einer südosteuropäischen Zahnklinik stuhl wirkt etwas verwirrt angesichts der Situation. Man ruft nach einer Dolmetsche- rin, die zehn Minuten später erscheint. Es geht weiter zur Cone-Beam-Aufnahme. Danach bekommt die Frau ihre weiteren Termine genannt und soll am nächsten Tag zur Befundbesprechung und Vertragsunter- zeichnung wiederkommen. Die Behandlungsplanung erfolgt wie in den Ford-Autowerken – standardisiert. „Warum sollen denn diese drei Zähne im Oberkiefer extrahiert werden? Man könnte die doch belassen und gegebenenfalls später ziehen und durch ein Implantat ersetzen“, frage ich einen Kollegen, „die sind doch noch erhal- tungswürdig.“ Antwort: „Wir müssen so planen, dass der Patient nach Möglichkeit nicht wiederkommt. Außerdem würden die Zähne unserer Planung für sofortbelastbare Implantate im Wege stehen.“ Interessant. Am folgenden Tag werden der Patientin von einem Mitarbeiter, dessen Ausbildung in zahnmedizinischen Fragen und Zusammen- hängen allenfalls als rudimentär zu bezeich- nen ist, zwei aufgeblasene Behandlungs- pläne vorgestellt. Von den Kosten reicht die Zirkonoxid-Variante an den Plan des deutschen Kollegen heran. Notwendige Wurzelkanalbehandlungen, Knochenaufbau und natürlich die besseren Materialien sind die Argumente des Verkäufers. „Sie wollen doch später keinen Trauerrand an den Kronen sehen, oder?“ – „Ja, aber von den anderen Behandlungen war doch in Deutschland gar keine Rede“, gibt die verunsicherte Patientin zu bedenken. „Wir haben hier eben die bessere Ausrüstung und können viel genauer sehen, was wirklich zu machen ist“, bekommt sie vom Verkäufer zur Antwort, während er gleichzeitig am Bildschirm die dreidimensionale Abbildung ihres intraoralen Zustands hin- und her- dreht. Der Patient wird ungern vom Haken gelassen Man merkt, dass die Patientin einerseits noch die Versprechungen günstiger Preise im Kopf hat, andererseits jetzt aber mit anderen Gegebenheiten konfrontiert wird. Warum eigentlich eine Revision der Wurzel- kanalbehandlung? Der Zahn ist doch seit 15 Jahren symptomlos. Ach so, der alten Wurzelfüllung fehlen 1,5 mm bis zum Apex. Aber da ist doch im Röntgenbild gar keine Veränderung an der Wurzelspitze zu sehen. Richtig, aber die könnte ja noch kommen. Außerdem ist die erneute Wurzelkanal- behandlung nur ein kleiner Betrag auf der Rechnung. Genau. Einer unter vielen der Kostenplanung. Bei der Patientin rattert es im Kopf. ” Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen. John Ruskin, englischer Sozialreformer Jetzt hat sie seit Monaten überlegt, ob sie das Abenteuer Zahnarzt im Ausland wagen soll, sich schließlich dazu entschlossen und all ihren Freunden, Bekannten und Verwandten erzählt, dass sie sich die über 25

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