Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 109, Nr. 21, 1.11.2019, (2380) Produziert wurde der 7-Minüter von der Pro- duktionsfirma „Exit“ im hessischen Vellmar. Hauptsächlich werden dort Beiträge für das ZDF gemacht. Der Inhaber, ein Journalist, hat in der Vergangenheit auch Beiträge für RTL gedreht und ist Autor des Buches „Die miesen Maschen der Abzocker“. Mit seinem Jurastudium als Grundlage scheint es sinn- voll, dass er sich auf Themen wie „Recht und Justiz“ spezialisiert hat. Im Rahmen der Recherche war seine Firma mit der Bun- deszahnärztekammer (BZÄK) in Kontakt, deren Pressestelle die Antworten schriftlich übermittelte – ein Umstand, der jetzt eine Gegenüberstellung ermöglicht, die deutliche Diskrepanzen offenbart. Der Beitrag beginnt mit einem Patienten, der Zahnersatz benötigt. Ein Zahnarzt mit Eigenlabor hatte ihm einen Kostenvoran- schlag gemacht, der jedoch schlussendlich die veranschlagte Summe um 3.500 Euro überstieg. Die private Krankenkasse des Patienten weigerte sich daraufhin, die Gesamtkosten zu übernehmen, weil, wie es hieß, die Rechnung deutlich überzogen war. Der Patient sollte seiner Kasse die Röntgen- aufnahmen und seine Patientenakte zu- schicken, was ihm jedoch nicht gelungen war, weil der Zahnarzt ihm die Unterlagen zwar versprach, aber bis dato nicht aushän- digte. Misstrauisch geworden, holte er sich einen zweiten Kostenvoranschlag – diesmal von einem Zahnlabor. Und offenbar hätte dieses Labor die Arbeit für rund 6.000 Euro weniger erledigt. Nun kommt ein Experte zu Wort, der Zahnlaborrechnungen überprüft und bezeugt, dass Leistungen berechnet wurden, die nicht miteinander kompatibel sind – wie die Ätzung eines Zirkonoxid- gerüsts, was per se, so der Experte, nicht möglich ist. Ein nachgestelltes Zeugengespräch Die nächste Szene schwenkt auf einen Zeugen – einen „Insider, der nicht erkannt werden möchte”. Die Stimme des Autors WISO Schein-Journalismus Abzocke im Eigenlabor Anfang Oktober strahlte das ZDF in seinem Magazin „WISO“ die Reportage „Teure Tricks der Zahnärzte“ aus. Der Untertitel „Abzocke mit eigenem Zahnlabor und überhöhten Rechnungen“ beschreibt die Stoßrichtung. WISO berichtet einmal wöchentlich über „wichtige und investigative Themen aus Wirt- schaft und Service für Verbraucher“. Das Wort „investigativ” lässt unschwer erkennen, dass dieses Format Einblicke in Betrugsszenarien bieten soll. Das bedeutet: Falls der Journalist beziehungsweise die Produktionsfirma keine Missstände entdecken kann, kippt die Story. Theoretisch zumindest. Alle Fotos: zm-Screenshots, ZDF-Mediathek, WISO Am 7. Oktober lief im ZDF der WISO-Beitrag „Teure Tricks der Zahnärzte“. WISO hatte 2018 im Durchschnitt 2,75 Millionen Zuschauer. „InWirklichkeit nehmen viele Zahnärzte über ihre Eigenlabore fette Aufschläge“, weiß dieser vermeintliche „Insider“ in diesem nachgestellten Szenario zu berichten. Privatpatient Ingo Lorenz: Da sich seine Prothese amWochenende „gelöst“ hatte, ging er zumNotdienst. Der Zahnarzt führte dann auch die Behandlung durch. 34 Politik

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