Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

Äußeren des Patienten. Man kann zu Recht von einem „paradoxen“ Erscheinungsbild sprechen. Da ein derartiger Zustand sehr selten und schwierig einzuordnen ist, wurde der Fall zur Diskussion der Gesamtplanung in der wöchentlichen Ärztebesprechung vorgestellt. Hier waren alle zahnärztlichen Fachrichtungen vertreten. Die ungewöhnli- che Konstellation von Vernachlässigung der Mundhygiene bei gepflegtem äußerlichen Erscheinungsbild erzeugte eine gewisse Un- sicherheit hinsichtlich der Einschätzung des Patienten. Eine prima vista Kategorisierung allein auf Basis des zahnärztlichen Befundes hätte die Planung eines hochwertigen Zahnersatzes eher ausgeschlossen. Es bestand aber die Vermutung, dass mit einer solchen Kategorisierung für diesen Patien- ten keine adäquate Therapieplanung zu begründen war. ! Diagnose: - Generalisierte Gingivitis - Nicht erhaltungsfähige Zähne 18–14, 24–28, 38–34 und 44–48 - Kariöse Zähne 13–23 und 33–43 Abwägung der Optionen und Risiken Bei der gestellten Diagnose unter Berück- sichtigung einer unsicheren Prognose hin- sichtlich der Mundhygiene des Patienten wurden folgende Behandlungsoptionen diskutiert: ! Option 1: Totalprothese Entfernung aller Zähne im Ober- und Unter- kiefer sowie Herstellung von Totalprothe- sen. Diese Therapieoption war insbesondere in Anbetracht des Alters des Patienten frag- würdig. Nach Zahnverlust sowie unphysio- Abbildung 2: Der röntgenologische Ausgangsbefund zeigt multiple kariöse Läsionen mit zum Teil nicht erhaltungsfähigen Zähnen. Foto: Michael Korsch logischer Belastung der Kieferkämme käme es zur Resorption des Alveolarfortsatzes. Wiederholte Anpassungsmaßnahmen der Prothese durch Unterfütterungen führen zu einem stetig größer werdenden Prothesen- körper, wodurch nicht beherrschbare Kipp- bewegungen der Prothesen hervorgerufen werden können. Nicht zu vernachlässigen ist der psychologische Aspekt der Zahnlo- sigkeit. Vorteil dieser Behandlung ist die Möglichkeit einer sehr schnellen, kosten- günstigen Therapie. ! Option 2: Teilprothese Entfernung der Zähne 18–14, 24–28, 38–34 und 44–48, endodontische / prothetische Vorbehandlung der Zähne 13–23, 33–43 und Herstellung eines herausnehmbaren Zahnersatzes. Als prothetische Optionen stehen herausnehmbare Klammerprothesen (Einstückgussprothesen) oder Teleskoppro- thesen zur Verfügung. Für eine Teleskoppro- these können die Zähne 13–23, 33–43 als Verankerung dienen. Nachteilig bei Teleskopen sind die erhöhte Invasivität sowie mögliche Schleiftraumen durch einen hohen Verlust an Zahnhartsub- stanz, insbesondere an den in vergleichs- weise gutem Zustand befindlichen und fül- lungsfreien Unterkieferfrontzähnen. ! Option 3: Festsitzender Zahnersatz unter Einsatz von Implantaten Entfernung der Zähne 18–14, 24–28, 38–34 und 44–48 sowie endodontische und pro- thetische Vorbehandlung der Zähne 13–23 47

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