Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 109, Nr. 21, 1.11.2019, (2398) Der folgende Beitrag stellt einige frugale prothetische Interventionen vor, die für den Patienten mit einer schonenden Behandlung, einem reduzierten Zeit- und Kostenaufwand und einer guten beziehungsweise sehr guten klinischen Bewährung verbunden sind. Einschränkend muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass sich bei GKV-Versicherten der geringere Kostenaufwand einer Methode nicht wirklich spür- bar pekuniär vorteilhaft bemerkbar macht, wenn die angewandte Methode nicht Bestandteil der kassenzahnärztlichen Versorgung im Sinne der geltenden zahnärztlichen Richtlinien ist, und der Patient die Behandlung gegebenenfalls komplett privat bezahlen muss. Nach Ansicht der Autoren sollte darauf hingearbeitet werden, dass auch die frugalen Methoden in der prothetischen Zahnmedizin zumindest mittels Festkosten- zuschuss bezuschusst werden. So sollte zum Beispiel der Patient auch bei der Anwendung von Seitenzahn-Adhäsivbrücken oder von Adhäsiv- attachments zur Verankerung von Teilprothesen den befundorientierten Festkostenzuschuss erhalten. Minimierter Aufwand – hoher Nutzen: 4 4 praxisrelevante Beispiele Frugale Methoden in der prothetischen Zahnmedizin Matthias Kern, M. Sad Chaar, Nicole Passia Die prothetische Zahnmedizin hält bereits seit Langem ein ganzes Arsenal frugaler Interventionen bereit, die von den Patienten in der Regel dankbar angenommen werden. Vor allem die korrekte Anwendung der Adhäsivtechnologie erlaubt in der Prothetik häufig schonendere und weniger aufwendige Lösungen als konventionelle Methoden, die oft mit dem invasiven Entfernen gesunder Zahnhartsubstanz verbunden sind – wie bei den klassischen Vollkronenpräparationen. Die Reparatur von festsitzendem ZE Ein kleines Beispiel für frugale prothetische Zahnmedizin ist die kostengünstige Repara- tur von Verblendungsfrakturen (Chipping) an festsitzendem Zahnersatz mittels direkter Komposittechnik [Wolfart und Kern, 2000] oder – etwas aufwendiger, aber dafür stabiler und abrasionsfester – die Verwendung von keramischen Verblendschalen [Dimaczek et al., 2009]. In dem dargestellten Beispiel trägt die 64-jährige Patientin seit etwa zehn Jahren eine neungliedrige metallkeramische Brücke als Ersatz ihrer oberen Schneide- zähne. Nachdem die keramischen Schneide- kanten aus Feldspatkeramik circa fünf Jahre nach Eingliederung das erste Mal frakturiert waren, wurden sie über die nächsten Jahre wiederholt andernorts mit Kompositkunst- stoff in direkter Technik repariert (Abbildun- gen 1–3). Um die Belastung zu reduzieren, wurden die Schneidekanten der zentralen Schneidezähne allerdings kürzer als die der lateralen Schneidezähne und die der Eck- zähne gestaltet, was in einer ästhetisch un- günstigen negativen Lachlinie resultierte. Die Patientin war mit dem ästhetischen Ergebnis der Reparatur und den häufigen Wiederholungen unzufrieden, wollte sich von ihrer über Jahre liebgewonnenen Brücken- versorgung aber nur ungern trennen. Mit- hilfe eines Mock-ups aus Provisorienkunst- stoff wurde ihr der ästhetische und phoneti- sche Effekt der angedachten Reparatur der Schneidezahnverblendungen mit kerami- schen Verblendschalen visualisiert (Abbil- dungen 4–5). Die Reparatur der Verblendungen durch das Aufkleben von Verblendschalen aus Lithium- disilikatkeramik (e.max Press, Ivoclar Viva- dent) mit drei- bis vierfach höherer Bruchfes- tigkeit als Feldspatkeramik erscheint hier als eine frugale Intervention, die schonend, kos- tengünstig und haltbar ist und gleichzeitig die funktionellen und ästhetischen Ansprü- che der Patientin gut erfüllt (Abbildungen 6–15). Hätte der deutlich höhere Aufwand einer neuen Brückenversorgung für die Patientin und ihr Gebiss irgendwelche Vor- teile gehabt? Abbildung 1: Lippenbild mit reparierter Verblendung an den Brücken- gliedern 12–21 Abbildung 2: Frontalansicht der etwa zehn Jahre alten Brücke mit retrahierten Lippen. 2 1 52 Zahnmedizin

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