Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 109, Nr. 21, 1.11.2019, (2427) für die Reduktion der Häufigkeit alveolärer Ostitiden als auch für die Reduktion von Wundinfektionen [Ren und Malmstrom, 2007; Lodi et al., 2012; Ramos et al., 2016; Marcussen et al., 2016], allerdings zeigen nicht alle Reviews einen signifikanten Therapie- effekt [Isiordia-Espinoza et al., 2015]. Auf der anderen Seite weisen einige Autoren auf die Problematik potenzieller Resistenz- bildungen und Veränderungen im Mikro- biom auch bei kurzzeitiger Gabe von Anti- biotika hin [Zaura et al., 2015; Aragon- Martinez et al., 2016]. Vor diesem Hinter- grund finden sich auch Übersichtsarbeiten, in denen die Autoren trotz signifikanter Re- duktion infektiöser Komplikationen (selbst in der eigenen Metaanalyse) nicht zu einer antibiotischen Prophylaxe raten [Lodi et al., 2012; Arteagoitia et al., 2016]. Obwohl die Datenlage in ihrer Gesamtheit die Wirksam- keit einer Antibiotikaprophylaxe gut belegt und mittlerweile sogar eine methodisch akzeptable Kohorten-Studie zum Nutzen der Antibiotikaprophylaxe unter Praxis- bedingungen vorliegt [Lang et al., 2017], lassen sich daher sowohl die Befürwortung als auch die Ablehnung einer antibiotischen Prophylaxe wissenschaftlich begründen. Zur Piezochirurgie Die wissenschaftliche Evidenz zur Piezo- chirurgie hat in den letzten fünf Jahren er- heblich zugenommen, so dass die Bedeu- tung der Methode voraussichtlich weiter zunehmen wird. Allerdings sind die Daten zu relevanten klinischen Endpunkten noch nicht so einheitlich, dass ein Einsatz der Piezo- chirurgie generell gefordert werden kann. ! Empfehlung: Die Piezo-Osteotomie kann bei gefährdeten anatomischen Nachbarstrukturen als Alter- native oder Ergänzung zur konventionellen Osteotomie für die Weisheitszahnentfernung eingesetzt werden. ! Hintergrund: Piezochirurgische Anwendungen wurden in den letzten Jahren als Alternative für zahl- reiche Eingriffsarten in der MKG-Chirurgie und zahnärztlichen Chirurgie beschrieben, da aufgrund des technischen Prinzips eine Reduktion der Gefährdung von Nachbar- strukturen zu erwarten ist. Für die Weisheits- zahnentfernung liegen zwischenzeitlich mehrere prospektiv randomisierte Studien und auch Ergebnisse aus systematischen Reviews [Jiang et al., 2015; Moraissi et al., 2016; Badenoch-Jones et al., 2016] vor, wobei die Studienauswahl und Teile der Auswertungsmethodik von Al-Moraissi et al. in der Literatur kritisiert wurden [Badenoch- Jones et al., 2016]. Durchgehend ergaben sich in der Metaanalyse signifikante Vorteile bei Schmerzbelastung, Mundöffnung, Schwellung, aber auch signifikant längere Operationszeiten gegenüber konventio- nellen Osteotomie-Techniken. Erste Bewer- tungen für den klinischen Endpunkt „Nerv- schädigung“ [Badenoch-Jones et al., 2016]) deuten darauf hin, dass die Piezochirurgie auch das Risiko von Nervschäden verringern könnte. Zur Koronektomie Bezüglich der Koronektomie haben sich im Zeitraum der Aktualisierung keine wesent- lichen neuen Erkenntnisse ergeben. Der Umfang der Verlaufsbeobachtungen hat sich zwar gebessert und es werden kompli- kationsarme Nachbeobachtungszeiten über Zeiträume bis hin zu mehr als fünf Jahren beschrieben, es fehlen aber weiterhin Daten zu den längerfristigen Auswirkungen über Abbildung 4: Varianten der Wurzelmorphologie Foto: Kunkel 81

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