Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

lernen, inwieweit die eigene kulturelle Prä- gung die Wahrnehmung, das Denken und die Bewertung im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen beeinflusst – und ihre Haltung zu unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichen Werte und Orientierungs- systemen zu hinterfragen. Wie ticke ich und wie ist meine kulturelle Prägung? Und was hat das mit meiner Hal- tung zu tun? Ein Beispiel ist die Aussage: „Arrangierte Ehen halten länger.“ Zu prüfen ist, welche Einstellungen sich im westlichen Kopf dazu zeigen: Wird das verneint – oder verbergen sich dahinter nicht doch nach- vollziehbar positive Aspekte? Ein anderes Beispiel: Wie äußert ein Patient Schmerz? Leise leidend, wie es oft in westlichen Kultu- ren der Fall ist? Oder laut klagend, weil es im eigenen Kulturkreis Usus ist, sein Befinden klar zu äußern? 2. Die Kommunikation Es geht um Beziehungsgestaltung und akti- ves Zuhören. Wie vermittelt man seinem Gegenüber durch sprachliche und nonver- bale Mittel Akzeptanz? Auch der Umgang mit Fachdolmetschern ist wichtig – und zu wissen, warum es schwierig ist, Angehörige dolmetschen zu lassen. Drei Beispiele: Der Behandler sollte wissen, dass es in manchen Ländern Erfahrungen gibt, wie: „Schlimme Diagnosen werden verschwiegen und höchstens den Verwand- ten mitgeteilt.“ Oder: „Eine gute Behand- lung kostet Geld, in staatlichen Krankenhäu- sern sterben die Menschen.“ Oder: Die Frage: „Geht es Ihnen besser?“ wird mit Ja beantwortet, weil ein Nein als unhöflich gilt. Fazit: Fragen sollte man besser offen stellen. Hilfreich ist es für den Arzt, wenn er mehr über die Herkunft des Patienten erfährt. Falls Großfamilien sich ihm vorstellen, bietet sich etwa in manchen Kulturen zunächst die Kontaktaufnahme mit älteren Personen an, dann erst die zum Patienten. Wichtig ist, dem Patienten zu erklären, dass Ärzte in Deutschland verpflichtet sind, über Nebenwirkungen sehr detailliert aufzuklä- ren, was aber nicht heißt, dass diese auch eintreten. Bei der Auswahl von Dolmet- schern ist darauf zu achten, dass sie neutral sind und der Schweigepflicht unterliegen: Alles wird übersetzt, keine Handynummern ausgetauscht, keine Fachwörter benutzt. 3. Krankheitsverarbeitung Im Zentrum stehen die unterschiedlichen Phasen der Krankheitsverarbeitung: Wie er- kennt und hinterfragt man individuelle Wahrheitskonstrukte und was kann bei Menschen Angst, Scham und Schuld auslö- sen? Es geht um den Umgang mit akuten und chronischen Erkrankungen, um den Stellenwert und die Sichtweise von Krank- heiten, den Umgang mit psychischen Erkrankungen oder mit mit körperlichen und geistigen Behinderungen. Fragen sind etwa: Ist Krankheit für mich ein Störfall, ein Schicksal, eine Gottesprüfung? Betrachte ich meinen Köper als Geschenk? Dann muss ich sehr auf ihn achten. Ein wei- teres beispielhaftes Problem: Wenn Kinder mit Diabetes von ihren Eltern Süßigkeiten als Belohnung erhalten, da Süßes im Kultur- kreis als Zuwendung gilt. Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl, die Eltern vom Gegenteil zu überzeugen. 4. Familie und Gender Themen sind unterschiedliche Familien- und Gesellschaftsstrukturen, der Stellen- wert von Familie und Frauen, der Umgang mit Kindern und Jugendlichen, mit körperli- cher und geistiger Behinderung in der Familie, Prävention und Gesundheitsförde- rung oder Betreuung im Alter. Ein typisches Beispiel: Die strikte Geschlech- terrolle und Geschlechtertrennung. Das be- deutet: Männer sind bei Frauenthemen wie Schwangerschaft nicht anwesend. Moch ein Beispiel: Menschen mit Behinderungen sind in den Herkunftsregionen meist in die Gemeinschaft integriert, gesonderte Ein- richtungen sind oft unbekannt. Familien mit Kindern mit Behinderungen kapseln sich oft ab. Oder: Bei älteren Migranten herrschen Bildungsarmut und enge Famili- enzusammenhalte: Die Pflege erfolgt dann zu Hause durch die eigenen Kinder und nicht durch Institutionen. Wie werden Traumata verarbeitet, wie wird Tel. 02744/92000 www.beycodent.de NEUE MOTIVE! MUNDSPÜLBECHER PASSEND FÜR BEYCODENT BECHERSPENDER

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