Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

Rückblickend war es richtig und gut, dass wir alle vor der weiteren wissenschaftlichen Arbeit eine Diplomarbeit zu erarbeiten hat- ten. Bei mir waren das sogar tierexperimen- telle Untersuchungen. Das Arbeiten mit wissenschaftlicher Litera- tur gestaltete sich dagegen als ungeheuer schwierig. Dazu bedurfte es einer besonde- ren Berechtigung. Um internationale Litera- tur lesen zu dürfen, brauchten wir einen „Giftschein“ für die Deutsche Bücherei. Fachliche Isolation und politische Indoktri- nation waren an der Tagesordnung. Ohne gesellschaftspolitische Lobpreiserei konnte kaum ein fachlicher Text verfasst werden. Viele haben innerlich über so viel Borniert- heit gelacht. Andere haben das nicht länger ausgehalten und sind in den Westen gegan- gen. Jeder, der gegangen ist, hat eine Lücke hinterlassen. Als angepasster DDR-Bürger habe ich den Studienplatz bekommen. Ich habe mir oft auf die Zunge gebissen, um keinen Anlass zu geben, dass mir mein beruflicher Traum verbaut werden könnte. Das gelang auch nur mit Not, da ich eine militärische Lauf- bahn ablehnte. „Beziehungen sind das halbe Leben“, sagte man. Es war eine Notgemeinschaft im Käfig. Kinder von Ärzten sollten aus ideologischen Gründen nicht Ärzte werden, so dass häufig familiäre medizinische Kompetenz und Er- fahrung nicht zur Verfügung stand. Ich glaube, dass das bei all der Mangelwirt- schaft ein enormer Fehler war. Materialien und wichtige Hilfsmittel oder neue Technologien fanden nur auf Umwe- gen und mit viel Fantasie und Engagement den Weg in die Polikliniken oder Universitä- ten. So waren Ärzte und Zahnärzte aus der Not heraus Meister im Improvisieren.“ Michael Arnold Studieren mit Kind „Im Internat waren Baby-Etagen für Studen- ten mit Kind eingerichtet.“ „ Anfangs – vielleicht die ersten drei Monate – war es kompliziert, einen Platz in der Kin- derkrippe zu bekommen. Doch dann beka- men wir einen Platz in der Uni-Krippe und später im Kindergarten. Alles war in der Nä- he – optimal. Wir fanden die Studienbedin- gungen damals in Ordnung.“ Michael Kirsten „Als feste Plangröße im Staat konnte ich das Studium nicht unterbrechen oder beenden!“ „Wir haben unseren Sohn bereits mit 12 Wochen in eine staatliche Kinderkrippe ge- geben, da ich das Studium nicht unterbre- chen wollte. Für mich wurde zum Ende der Dr. med. dent. Claudia Espig, rechts mit Ihrem Mann vor Ihrer gemeinsamen Praxis Fotos: privat 91

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