Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 109, Nr. 21, 1.11.2019, (2444) Eine 42-jährige gesunde Patientin stellte sich mit einer Bewegungseinschränkung des Unterkiefers vor. Durch eine schmerz- hafte Einklemmung im Bereich des Kiefer- gelenks rechts kam es zu einer kombinierten Kieferklemme und -sperre, die in einer bei circa 1 cm Schneidkantendistanz federnd- fixierten Mundöffnungsstörung resultierte (Abbildung 1). Die Beschwerden begannen anamnestisch vor ungefähr drei Jahren mit rezidivierenden Schmerzen und Bewe- gungsstörungen, wobei sich insbesondere in den vergangenen zwölf Monaten eine progrediente Verschlechterung mit weiterer Einschränkung der Mundöffnung gezeigt hatte. Während sowohl Subluxationstendenz als auch die rezidivierende Diskusdislokation schon seit Längerem bekannt waren, zeigte ein Befreiungsmanöver zur Diskusreposition zunehmend weniger Wirkung. Die Patientin hatte bereits vor einem Jahr mit einer Schienen- und Physiotherapie begonnen, hierunter war es zu einer leichten Besserung der Schmerzsymptomatik, aber nicht zu einer nachlassenden Bewegungseinschränkung gekommen. Inzwischen war ihr eine selbst- ständige Reposition ebenso wie ein voll- ständiger Kieferschluss nicht mehr möglich. Die Mundöffnung konnte aktiv um maximal 5 mm erweitert werden. Auch in der passiven Führung konnte die Patientin ihren Kiefer nicht vollständig schließen. Bei erneuter Mundöffnung kam es sofort wieder zu einer Einklemmung. Eine passive Erweiterung der Mundöffnung war bis zum schmerzbeding- ten Abbruch bis 2 cm möglich. Über beiden Kiefergelenken bestand ein Klicken, die Kau- muskulatur war weich und bis auf den Be- reich direkt über dem rechten Kiefergelenk lagen keine Druckdolenzen vor. Klinisch lag damit ein „Closed Lock“-Syndrom vor. Neben der klinischen Untersuchung wurden eine digitale Volumentomografie (DVT) zum Ausschluss einer knöchernen Veränderung und eine Magnetresonanztomografie (MRT) der Kiefergelenke mit dynamischer Bild- sequenz in Funktion angefertigt. Während sich die knöcherne Situation unauffällig mit einem normalweiten Gelenkspalt und normal konturiertem Kiefergelenk darstellte (Abbildung 2), zeigte sich in der MRT eine anteriore Diskuseinklemmung am rechten Kiefergelenk ohne Reposition (Abbildung 3). Der Diskus wies keine ausgeprägten De- Der besondere Fall mit CME Therapie einer anterioren Diskuseinklemmung mittels Eminektomie Elisabeth Goetze, Peer W. Kämmerer Etwa 40 Prozent aller Patienten mit Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) weisen eine Verlagerung des Diskus articulare auf – in zwei bis acht Prozent der Fälle findet keine Reposition mehr statt. Kiefergelenkschmerzen und eine eingeschränkte Mundöffnung können die Folgen sein. Ein evidenzbasierter thera- peutischer Goldstandard existiert nicht. Der Beitrag beschreibt eine chirurgische Therapie, bei der der vordere Gelenkhöcker abgetragen wird (Eminektomie). Abbildung 1: Präoperative Schneidekantendistanz mit aktiver Unterstützung bei circa 1 cm Foto: Kämmerer 98 Zahnmedizin

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