Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 109, Nr. 22, 16.11.2019, (2585) handeln und führte zahlreiche Zahnextrak- tionen, Abszessbehandlungen und auch die eine oder andere Füllungstherapie durch. Oft waren die Zähne schon so zerstört, dass eine zahnerhaltende Therapie nicht mehr möglich war. Extraktionen im nicht- kaukasischen Kiefer Da kein Röntgengerät vorhanden war, musste ich mich diagnostisch allein auf klinische Kriterien stützen, was teilweise schon eine Herausforderung war. Eine wei- tere Besonderheit bei der Behandlung der Patienten im Senegal bestand darin, dass die Zähne im Vergleich mit kaukasischen Kiefern sehr lange Wurzeln aufweisen und besonders fest im Kiefer verankert sind. Die Entfernung dieser Zähne gestaltete sich des- wegen anspruchsvoll. Viele der Patienten hatten noch nie einen Zahnarzt gesehen und Angst vor der Behandlung. Doch unser Übersetzer half den Patienten, Vertrauen zu gewinnen. Auch Kinder ließen sich nach ein bisschen Überredungskunst gut behandeln. Beein- druckend war die große Dankbarkeit für unsere Hilfe. Zweimal unternahmen wir einen Ausflug zum Schiff, um die dortige große Crew zu besuchen und einige Erledigungen an Bord zu machen. Auf dem Schiff befinden sich komplett ausgestattete OP-Säle mit den Abteilungen MKG-Chirurgie, HNO, Augen- heilkunde, Allgemeine Chirurgie, Orthopädie und Gynäkologie. Die Aufgabenbereiche innerhalb der Crew sind klar definiert, und ich hatte den Eindruck, dass alles sehr gut organisiert ist. Das ganze Schiff ist komplett klimatisiert, was bei dem feucht-warmen Klima und Temperaturen von über 30 Grad sehr angenehm ist. In einem großen Speise- saal, im Coffeeshop Starbucks – mit echtem Cappuccino – oder im Gemeinschaftsraum kann sich die Crew erholen. Ich wurde oft nach meiner Motivation zu diesem Hilfseinsatz gefragt. Natürlich war mein Hauptanliegen, Menschen mit meinem medizinischen Wissen zu helfen. Aber für mich war es auch wichtig, mich selbst aus der eigenen „comfort zone“ zu bewegen, über mich selbst hinauszuwachsen und zu spüren, was man alles bewegen kann, wenn man den Mut dazu hat. Trotz der doch erheblichen Anstrengung – man behandelt täglich eine Vielzahl an Patienten – erfüllte es mich mit einer großen Zufriedenheit, Menschen helfen zu können, die sonst nie Zugang zu einer zahnärztlichen Versorgung hätten. Neben den inspirierenden Menschen, die ich kennenlernen durfte, genoss ich es sehr, mich nur auf die Behandlung meiner Patienten konzentrieren zu können. Es gab nur wenig Bürokratie und vor allem keinen ausgeprägten Dokumentations- und Auf- klärungsaufwand, wie ich ihn von meiner Arbeit in Deutschland gewohnt bin. Dafür blieb mehr Zeit zum persönlichen Kontakt mit den Patienten. Insgesamt leistet Mercy Ships in den Län- dern einen wichtigen Beitrag. Darüber hinaus wird medizinisches Hilfspersonal ausgebildet und steht über die Dauer des Einsatzes hinweg vor Ort zu Verfügung. Kritisch anzusehen ist, dass mit Abfahrt des Mercy Ships das dringend benötigte fach- ärztliche Personal die Region wieder ver- lässt. Notwendig wäre jedoch der Aufbau einer Infrastruktur, so dass Fachärzte im Land eine flächendeckende medizinische Versorgung leisten können. Dr. Janina Sander, Weiterbildungsassistentin bei Dr. Dr. Weber, Dr. Ueding in Passau ... bringt seit 1978 dringend benötigte medizinische Hilfe in Länder, die zu den ärmsten der Welt zählen. Bisher wurden 56 Entwicklungsländer be- sucht. Aktuell ist die „Africa Mercy“ das größte private Hospitalschiff, ein weiteres, noch größeres, befindet sich im Bau. Die medizinische Ausrüstung an Bord entspricht dabei höchsten Standards. Aber nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch die Ausbildung von Fachkräften ist ein wichtiges Ziel von Mercy Ships. \ Mercy Ships ... Fotos: Sander 103

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