Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 109, Nr. 22, 16.11.2019, (2590) Eigene Praxis oder Anstellung? Dr. Lilly Qualen: Mir sagte mal jemand: „Wenn dein Drang zur Selbstverwirklichung größer ist, als die Motivation stets im Sinne deines Arbeitgebers zu handeln und seine Träume zu verwirklichen, dann musst du dich selbstständig machen.“ – gesagt, getan! Bei meiner ersten Assistenzstelle habe ich gemerkt, dass ich eine eigene Praxisphilo- sophie entwickeln und mich selbstständig machen möchte. Dass es dann so schnell ging, ergab sich aus einem Angebot, dass ich nicht abschlagen konnte. Ich hatte die Option, in einem Neubau von Beginn an, an der Raumplanung und Umsetzung mit- zuwirken. Die zentrale Lage, Parkplätze am Haus, Barrierefreiheit und viel Licht auf 200m 2 waren neben der guten Verkehrs- anbindung ausschlaggebende Faktoren. Die ersten Grundrissskizzen hatte ich also schon in den ersten Monaten meiner Assis- tenzzeit in der Hand. Richtig bewusst war mir da allerdings nicht, was noch alles an Arbeit auf mich zukommen würde. Mitte 2016 bin ich dann zu einer etablierten Einzelpraxis gewechselt und durfte dort mein Wissen und Können auf fachlich höchstem Niveau vertiefen. Mein damaliger Chef wusste, dass unsere gemeinsame Zeit begrenzt sein würde und hat mich dennoch immer in meinem Vorhaben bestärkt und unterstützt. Bis heute steht er mir bei Fragen zur Seite. Dafür bin ich sehr dankbar. Übernehmen oder gründen? Zunächst sollte man sich mit den Vor- und Nachteilen einer Neugründung im Vergleich zur Übernahme auseinandersetzen. Die zweite Frage ist dann „Schaffe ich das alleine oder möchte ich mich lieber mit anderen Grün- dern zusammentun?“. Eine Bedarfs- und Standortanalyse muss dabei allem voran- gehen: Wie viele Kollegen sind bereits in der Region? Findet sich eventuell eine Bestand- spraxis mit Potenzial zur Übernahme? Dabei muss einem natürlich bewusst sein, was es bedeutet, selbständig zu sein: „Selbst und ständig!“ Aber wie sieht es aus mit Familienplanung, Freizeit, Sicherheiten? Kann und möchte ich wirklich alles geben und dabei vielleicht auch mal etwas aufgeben? Habe ich auch das Know-How und ein gesundes Selbstbewusstsein für ein eigenes Unternehmen? Eine Übernahme scheint etwas einfacher, als ohne Patientenstamm zu starten, aber auch da warten Schwierigkeiten wie „Das hat der Alte aber immer anders gemacht!“. Damit müssen junge Kollegen erst mal zurecht- kommen. Das Wichtigste ist, sich ein Netzwerk an Kol- legen aufzubauen, Kontakte zu pflegen und sich persönlich bei allen Zahnärzten in der Umgebung vorzustellen. Zeigt euch und bleibt kollegial. So ganz alleine, mit ausgefahrenen Ellenbogen, wird das definitiv nichts! Stadt oder Land? Nach sieben Jahren Stadtleben war mir klar, dass ich unbedingt in meinen „Heimathafen“ Niendorf an der Ostsee zurückkehren wollte. Ich habe das Glück, dort leben und arbeiten zu können, wo andere Urlaub machen. Der 1 2 3 Praxisgründerin Dr. Lilly Qualen „Ich bin ein Anti-Generation-Y-Beispiel“ Vergangenes Jahr ließ sich Dr. Lilly Qualen in Niendorf an der Ostsee nieder – mit 26 Jahren die jüngste Praxisgründerin ever. Sie selbst bezeichnet sich als „Anti-Generation-Y-Beispiel“. Welche Antworten sie auf die entscheidenden Fragen bei einer Gründung gefunden hat. Foto: Baylight Studio „Ich will jeden Patienten mit einem Lächeln nach Hause schicken.“
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