Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 109, Nr. 22, 16.11.2019, (2496) salz zu verzichten. Fluoridiertes Speisesalz bietet nachgewiesener- maßen einen guten Kariesschutz. Fluoride, die in Zahnpasten, Mund- spüllösungen oder Fluoridgelees enthalten sind, spielen übrigens bei der Berechnung der systemischen Fluoridaufnahme keine Rolle, da sie im Wesentlichen wieder ausgespuckt werden.“ Stellungnahme zur Studie aus den USA Zur US-Studie: „Es handelt sich um eine Querschnittsstudie auf der Grundlage von Daten aus dem National Health and Nutrition Exami- nation Survey (NHANES) der USA, die in den Jahren 2013 bis 2016 erhoben wurden. Das Alter der Probanden betrug durchschnittlich 15,4 Jahre. Ziel der Studie war es, einen möglichen Zusammenhang zwischen systemischer Fluoridexposition aus fluoridiertem Trinkwasser und Nieren- sowie Leberwerten zu untersuchen. Bei 1.983 Heranwachsenden lagen Plasma-Fluoridwerte und bei 1.742 Wasser-Fluoridwerte vor. Die mittlere Fluoridkonzentration im Blutplasma belief sich auf 0,33 µmol/Liter und die im Trinkwasser auf 0,48 mg/Liter. Bei 25 Prozent der untersuchten Probanden lag der Fluoridgehalt im Trinkwasser über der empfohlenen Konzentration von 0,7 mg/L. Ein Anstieg der Plasma-Fluoridkonzentration um 1 µmol/Liter war mit einer Veränderung von Nierenwerten assoziiert – unter anderem mit niedrigeren Harnsäure- und Harnstoffkonzen- trationen im Blut. Diese können mit veränderten Funktionen von Nieren und Leber in Zusammenhang stehen. Konkret wurde gemessen: \ eine 10,36 mL/min/1,73m² niedrigere glomeruläre Filtrationsrate der Nieren \ eine um 0,29 mg/dL niedrigere Harnsäurekonzentration \ sowie eine um 1,29 mg/dL niedrigere Harnstoffkonzentration im Blut. \ Ein Anstieg um 1 mg Fluorid/Liter Wasser war mit einer um 0,93 mg/dL niedrigeren Harnstoffkonzentration im Blut korreliert. Für weitere untersuchte Nieren- (Verhältnis Albumin/Kreatinin und Serumalbumin) sowie Leberparameter (Aspartat Aminotransferase, Alkalische Phosphatase und Gamma-Glutaryl-Transferase) wurden keine Korrelationen gefunden. Bei der Bewertung der Studie ist zu berücksichtigen, dass ausschließ- lich Probanden mit gesunder Nieren- und Leberfunktion untersucht wurden. Die beobachteten Veränderungen spielten sich allesamt innerhalb gesunder Normwerte ab. Bei Querschnittsstudien wie dieser sind lediglich Assoziationen abzu- leiten, Ursache und Wirkung bleiben dabei unklar und müssen durch weitere Studien untersucht werden (Kausalität). Es ist denkbar, dass systemisch aufgenommenes Fluorid zu den beobachteten Verände- rungen geführt hat. Nach Aussage der Autoren ist es aber genauso möglich, dass bereits eingeschränkte Funktionen der Nieren und/ oder der Leber zu einer erhöhten Fluoridanreicherung im Körper geführt haben. Die Autoren empfehlen, weitere Untersuchungen durchzuführen, um die Limitationen ihrer Studie zu überwinden. Was bedeutet diese Studie für Deutschland? Generell muss zuerst festgestellt werden, dass die Studie keinen kausalen Zusammenhang zwischen Fluoridexposition und Nieren- sowie Leberwerten ermitteln konnte. Außerdem hatten alle Studien- teilnehmer, auch diejenigen mit einer erhöhten Fluoridaufnahme aus dem Trinkwasser, gesunde Nieren- und Leberwerte. Innerhalb dieser Normwerte waren Veränderungen der Laborwerte bei Menschen messbar, die eine erhöhte Fluoridaufnahme aus dem Trinkwasser auf- wiesen. Solche erhöhten systemischen Fluoridaufnahmen kommen in Deutschland, auch bei Nutzung von fluoridiertem Speisesalz, nicht vor. Zum Vergleich: Die tägliche Fluoridaufnahme aus Trink- wasser und fluoridiertem Speisesalz liegt in Deutschland bei etwa 0,34 mg/Tag. Die genannten erhöhten Laborwerte waren mit einem Anstieg von 1 mg Fluorid/Tag im Trinkwasser assoziiert, also erheblich über dem Durchschnittswert in Deutschland.“ mg Die populationsbasierte Studie zur „Fluo- ridbelastung sowie Nieren- und Leber- funktion bei Jugendlichen in den USA“ untersuchte, ob eine höhere Fluorid- exposition zu veränderten Nieren- und Leberwerten bei US-Jugendlichen führt. Die Querschnittsstudie verwendete Daten aus dem National Health and Nutrition Examination Survey der Jahre 2013 bis 2016 und analysierte Daten von knapp 2.000 Jugendlichen, die keine Nierenerkrankung hatten. Fluorid wurde in Plasma und Lei- tungswasser gemessen. Die untersuchten Nierenparameter umfassten die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, Serumharn- säure und das Verhältnis von Albumin im Urin zu Kreatinin. Die Leberparameter wurden im Serum bestimmt und umfass- ten Alanin-Aminotransferase, Aspartat- Aminotransferase, alkalische Phosphatase, Blut-Harnstoff-Stickstoff, Gamma-Gluta- myltransferase und Albumin. Untersucht wurden nun die Beziehungen zwischen der Fluoridexposition und den Nieren- und Leberparametern. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen betrug 15,4 Jahre, die mittleren Wasser- und Plasmafluoridkon- zentrationen lagen bei 0,48 Milligramm pro Liter beziehungsweise 0,33 Mikromol pro Liter. Die Studienautoren beobachteten eine Korrelation zwischen der Fluorid- exposition und der glomerulären Filtrations- rate sowie der Blut-Harnstoff-Stickstoff- konzentration. Ashley J Malin, Corina Lesseur, Stefanie A Busgang, Paul Curtin, Robert O. Wright, Alison Sanders: Fluoride exposure and kid- ney and liver function among adolescents in the United States: NHANES, 2013–2016, Environment International doi.org/10.1016/j.envint.2019.105012, August 2019. Einfluss auf Nieren- und Leberfunktion bei Teenagern US - STUDIE 14 Zahnmedizin
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