Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 109, Nr. 22, 16.11.2019, (2507) weiß, dass er eine gute Leistung des anderen garantieren könnte, aber er lässt sich auch ohne diese Garantie auf die Beziehung ein, weil er darauf vertraut, dass der andere sich vertrauenswürdig verhält. Der Vertrauende verzichtet freiwillig auf das Einholen weiterer bestärkender und ver- sichernder Informationen [Hartmann, 2011, S. 410] und lässt sich freiwillig auf das Wag- nis des Vertrauens ein. Vertrauen ist daher nicht weniger als eine Bewältigung von Unsicherheit und ein kreativer und kon- t kti U it d G d s ru ver mgang m en renzen es Voraussagbaren mit den Grenzen unserer , Voraussicht. Vertrauen stellt damit eine kon- struktive Antwort auf die Unvermeidbarkeit von Unwissen und Undurchsichtigkeit dar. Durch das Vertrauen wird der Kontroll- imperativ durch innere Ruhe ersetzt. Eine Schneise der S org l o s i g k e it Da raus wir d de ut lich , da ss V ertrauen in ge- i w sser Wei se e i n S pr un g is t , d er s i c h über di e de m Lebe n in häre nt en U ng ew is sh ei ten hi n- wegs et zt. Oh ne die sen Sp ru ng k önnt en w ir mi t der gr un ds ätzlic h e n Of fe h n ei t unserer Zuku nft ni ch t zu re chtk om men . Ver tr auen ist die emotionale Überbrückung eines zwin- genden Defizits an Wissen über die Zukunft – und die innere Disposition, dieses Wissens- defizit nicht als lähmend zu empfinden, son- dern als normal. Vertrauenkönnen heißt also, tolerant sein zu können mit unserem fragmentarischen Wissen. Vertrauen ist inso- fern nichts anderes als die Entproblematisie- rung des Nichtwissens auf dem Boden einer Grundhaltung der Zuversicht. Wer vertraut, ist von der Überzeugung ge- tragen, dass das weitere Einholen von Infor- ti i ht öti i t D S i l ma onen n c n g s . er oz o oege und Psychologe Uwe Laucken hat das Ver- trauen einmal als „Schneise der Sorglosig- keit“ [Laucken, S. 25] treffend bezeichnet. Aber worauf vertraut man, wenn man ver- traut? Wenn man an die Kompetenz des an- deren glaubt, dann ist das eher ein Zutrauen als ein Vertrauen. Man traut ihm zu, dass er etwas kann; wenn man vertraut, dann geht da s über d ieses Zutrauen hinaus, denn dann trau t man de m anderen ni ch t nur ein Kö n- nen zu, sond er n ma n unterstell t ih m grund- ä s t z li h c g t u e M o it ve . I m G ru d n e is t in d as Vert ra ue n ei ne i mp lizite B otschaft ü be r den un te rs te ll te n Ch ar ak ter hi ne in ge sc hr ie be n. Wenn w ir j em an de m ve rt rauen, d ann ve r - lassen w ir u ns nicht nur auf i hn , so nd ern dann unterstellen wir ihm einen guten Cha- rakter, weil derjenige, der vertraut, implizit davon ausgeht, auf den anderen auch dann bauen zu können, wenn es für den anderen schwierig wird. Das heißt, dass über das Ver- trauen dem anderen etwas zugetraut wird, was über Verlässlichkeit und Einhalten von Abmachungen hinausgeht. Nichts anderes als eine Loyalitätserwartung D j d i Ab h d i ass eman e ne mac ung o er e nen Vertrag einhält weil er sonst Sanktionen be- , fürchten müsste, könnten wir voraussetzen. Und doch müssten wir jederzeit damit rech- nen, dass er auch lieber die Sanktionen in Kauf nehmen könnte als die Konsequenzen der Vertragseinhaltung zu tragen. Beim Vertrauen ist es genau umgekehrt. Hier unterstellen wir, dass der andere an seinem impliziten Versprechen , vertrauenswürdig zu bleib en , auch dann fe st halten wird, wenn etwas d az wische nk ommt. Ei ne e ch te V e t r rauensbe i z eh ung i s t d a he r vo n beso n- de rer St abil it ät g ek ennz eich ne t, w ei l in di es e Be zi ehun g et wa s hi ne in ge le gt w or de n is t , w as una bdi ngb ar m it d em V er tr auen verb un den ist , u nd d a s i t s d ie E rw ar tu ng Vertrauen ist die Basis 25
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