Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 109, Nr. 22, 16.11.2019, (2538) Aktuell zeigt die Digitalisierung im euro- päischen Gesundheitswesen ein uneinheit- liches Bild – sowohl mit Blick auf die Dynamik als auch beim Blick auf die Akteure, konstatiert die Unter- nehmensberatung Roland Ber- ger in ihrem Bericht „Future of Health, Eine Branche digi- talisiert sich – radikaler als erwartet“. USA und China: eine Blaupause für Europa So legen die führenden Län- der USA und China mit ihren Entwicklungen eine Blaupause für Europa, denn mit aller Macht drängen die fünf großen Konzerne Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft (kurz: GAFAM) in den Gesund- heitsbereich. Der Markt mit Apps auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI), die Kunden Selbstdiagnose, Therapie oder Krankheits- begleitung anbieten, wächst demnach ra- sant. Während 2018 das weltweite Volumen bei 1,3 Milliarden Euro lag, wird für 2025 ein Marktvolumen von 16 Milliarden Euro allein für KI erwartet, schätzt das Unter- nehmen mit Verweis auf das US-Marktfor- schungsinstitut „Zion Market Research“. Generell beobachten die Autoren steigende Investitionen und Konzentrationsprozesse in der Branche: So fanden bereits im ersten Quartal 2019 371 Transaktionen statt, davon 78 in Europa. Zu den spektaku- lärsten zählten die Übernahme des Kranken- versicherers „Aetna“ durch die US-Drogerie- und Apothekenkette „CVS“ (63 Milliarden Euro) und die Übernahme der Online-Apo- theke „PillPack“ durch Amazon (675 Millio- nen Euro). Amazon schafft schon mal eine Testumgebung Ende Oktober legte Amazon noch einmal nach und kaufte für eine unbekanne Summe das 2014 gegründete US-Telemedizin-Start- up „Health Navigator“. Solche Zukäufe sollen neben der Gründung der eigenen Krankenkasse „Amazon Care“ nur zur medi- zinischen Versorgung eines Teils seiner mehr als 600.000 Angestellten dienen, teilt der Online-Händler mit. US-Medien gehen je- doch davon aus, dass der Versandhandel- gigant so eine Testumgebung aufbaut, in der er Erfahrungen für größere Projekte sammeln will. Umfangreiche Investitionen gab es zuletzt auch bei den US-Unternehmen „Collective Health“ (Krankenversicherer, 395 Millionen Euro), „Tempus“ (Datenbankbetreiber für klinische Informationen, 473 Millionen Euro) sowie „Encoded Therapeutics“ (Entwickler von viralen Therapien bei genetischen Erkrankungen, 95 Millionen Euro). Die bedeutendste Akquise im europäischen digitalen Gesundheitsbereich stellte 2018 die Über- nahme des auf die Auswertung von Krebsdaten spezialisierten Unternehmens „Flatiron“ durch das Pharma- unternehmen Roche dar – zu einem Preis von 1,7 Milliarden Euro. Die nationalen Be- mühungen zur Digita- lisierung des Gesund- heitswesens nach dem Vor- bild Estlands wertet Roland Berger als hinreichendes Indiz für einen bevorstehenden, grundlegenden Wandel. Finnland, Aserbaidschan und Na- mibia entwickelten derzeit ähnliche Kon- zepte. Im Fokus steht indes der ungezügelte Innovationsdruck in China und den USA. Beispielhaft wird das chinesische Unterneh- men „Ping An Healthcare and Technology Company Limited“ vorgestellt: Das an der Börse notierte „Ping An Good Doctor“ will ein eigenes Gesundheits-Ökosystem auf- bauen, um Hunderttausenden chinesischen Familien Komplettpakete aus medizinischen und gesundheitlichen Leistungen anzubieten. Dazu gehören dann „Online-Beratungen rund um die Uhr, eine Zweituntersuchung durch anerkannte Ärzte, die Vorbereitung von Kli- nikaufenthalten, Gesundheitsmanagement, Digitalisierung des Gesundheitswesens Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft kommen Während hier die Digitalisierung im Gesundheitswesen vor allem hinsichtlich Datenschutz und Haftung problematisiert wird, rollt in den USA und in China die nächste große Welle an, prognostiziert die Unternehmensberatung Roland Berger nach einer Befragung von 400 Experten. Der Umbruch ist in vollem Gange. Foto: AdobeStock/Gstudio Group_pixel8001 56 Gesellschaft
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