Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 109, Nr. 22, 16.11.2019, (2562) Die deutsche Zahnmedizin ist seit den 1960er-Jahren eine Erfolgsgeschichte. Nichts be- weist das eindrucksvoller als der jährlich von der DGZMK erhobene und von der Bun- deszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundes- vereinigung gemeinsam ver- öffentlichte Index für die durchschnittliche Anzahl von Zähnen mit Karieserfahrung bei zwölfjährigen Jugendlichen in Deutschland. In den alten Bundesländern lag der DMFT in den 80er-Jahren bei über 10, jetzt ist er auf weit unter 1 ge- sunken. Deutschland liegt damit weltweit an der Spitze, gemein- sammit Dänemark. Die deutsche Zahnmedizin verzeichnet durch jahrzehntelange, sorgfältige Vor- sorge und Prophylaxe eine Top- Erfolgsquote, die sicher in der medizinischen Zunft ihresgleichen sucht. Das ist der her- vorragenden Arbeit von mehreren Genera- tionen von Zahnärzten in den vergangenen Jahrzehnten zu verdanken. Die Kehrseite der Medaille Mit der gestiegenen Mundgesundheit bei Kindern sinkt die Anzahl der behandlungs- würdigen Zähne. So nahm im Zeitraum von 1991 bis 2017 im Bereich der GKV die Anzahl der jährlichen Füllungen um 46 Pro- zent, der Extraktionen um 30 Prozent und der Wurzelbehandlungen um 10 Prozent ab (KZBV-Jahrbuch 2018, S.95). Es ist also voll- kommen richtig beschrieben, dass in den ver- gangenen 25 Jahren der „Brot-und Butter“- Umsatz deutlich rückläufig ist. Eine ohne Schwerpunkt betriebene Praxis erwirtschaftet rund 50 bis 80 Prozent des Honorars mit der Kons, somit trifft dieser Rückgang die meisten Praxen an ihrer Haupt-Umsatzsäule. Weniger Extraktionen bedeuten zudem zeit- gleich weniger Implantationen. Zudem macht die demografische Entwick- lung den Niedergelassenen zu schaffen. Wie schützt man die Praxis vor einer Überalterung des Patientenstamms? Welches Konzept hat eine Praxis, um junge Patienten zu einem Besuch in der Praxis zu motivieren und regelmäßig zur Vorsorge einzubestellen? Vor diesen Fragen stehen viele Niedergelassene. Die Antworten finden sich immer im Leistungsspektrum der Praxen – und zwar bevor das Marketingbudget in fragwürdige Bewertungsportale investiert oder gar die Freiberuflichkeit ausgehebelt wird. Die Aufgabe besteht somit darin, dass be- stehende Leistungsspektrum sinnvoll zu er- weitern. Doch wie? Dazu reicht ein Blick über den Tellerrand auf den sogenannten zweiten Gesundheitsmarkt, der in den ver- gangenen Jahren stetig gewachsen ist. Der zweite Gesundheitsmarkt umfasst alle gesundheitsrelevanten Dienstleistungen und Waren, die aus privaten Konsumausgaben finanziert, also nicht von einer privaten oder gesetzlichen Krankenkasse im Rahmen der Vollversicherung ganz oder teilweise über- nommen oder durch staatliche Mittel finanziert werden. Im Jahr 2007 war laut der Unternehmensberatung Roland Berger jeder Erwachsene bereit, durchschnittlich 900 Euro im Jahr privat für Gesundheitsthemen auszugeben. Im Jahr 2017 hatte sich diese Zahl bereits verdoppelt: 1.800 Euro pro Jahr sind die Bundesbürger bereit, aus eigener Tasche für Gesundheit, Schönheit und Wellness auszugeben (Quelle: Statista.de). Das Bedürfnis nach Gesundheit, Wellness, Jugendlichkeit steigt. Was sind die Wünsche der Patienten? Gemäß einer Umfrage der Initiative proDente e. V., bei der unter anderen die Bundeszahn- ärztekammer Träger ist, wünschen sich 35 Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen: 2. Gesundheitsmarkt Was smarte Zahnmedizin mit der Zukunft zu tun hat 80 Praxis

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