Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2668) lichthärtenden Materialien polymerisieren beziehungsweise aushärten. Das breite Lichtspektrum weist allerdings auch einen großen Teil an Hitzestrahlung (> 550 nm) auf. Deshalb sind optische Filter notwendig, um das sichtbare Licht auf 400–500 nm ein- zugrenzen [Rueggeberg, 2011]. Gleiches gilt für die Plasma-Lampen (PAC = Plasma Arc Curing), die Mitte der 1960er-Jahre in Deutschland entwickelt wurden und erst 1998 in den USA die Marktreife erhalten haben [Rueggeberg, 2011]. Seit circa zehn Jahren sind die LEDs, licht- emittierende Dioden, der Standard in der Lichtpolymerisation geworden [Rueggeberg, 2011]. LEDs bestehen aus zwei Halbleitern, die durch Anlegen einer Spannung Licht in einem relativ schmalen Wellenlängenbereich entstehen lassen. Bei einer Lichtausbeute von etwa 30 Prozent und ohne Erzeugung so hoher Temperaturen wie bei den Halo- genlichtgeräten, können sie ohne Kühlung auskommen und werden daher auch als Akku-Geräte angeboten [Jandt und Mills, 2013]. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass mit steigender Intensität auch die Hitzeentwicklung auf der bestrahlten Fläche ansteigt und somit die LED-Licht- geräte keine „kalten“ Polymerisationsgeräte sind. Ein Problem bei den LED-Lichtgeräten liegt in der meist geringen Größe der LEDs selbst und in der häufig nicht gleichförmigen Verteilung der Lichtenergie über die Fläche des Lichtaustrittfensters, dem sogenannten Energiestrahlprofil (englisch: Beam Profile). Für eine optimale Aushärtung von Kompo- sitmaterialien müssen die Polymerisations- geräte auf die im Material enthaltenden Initiatoren angepasst werden. Anders aus- gedrückt, das Emissionsspektrum der Lampe muss mit dem Absorptionsspektrum der Ini- tiatoren übereinstimmen. Die meisten LED-Polymerisationsgeräte wei- sen das typische enge Emissionsspektrum im blauen Wellenlängenbereich von 430 bis 490 nm auf, daher ist ihr universeller Einsatz nicht automatisch gegeben. Oft werden diese Lichtgeräte fälschlicherweise auch als Monowave-LED bezeichnet. Da eine LED- Lampe ein Emissionsspektrum und nicht eine einzelne Wellenlänge, wie zum Beispiel ein Laser, aufweist, wird empfohlen, diesen Begriff zu vermeiden. So wird der Photoini- tiator Lucirin TPO, der in einigen Produkten enthalten ist, von den blauen LEDs nicht ak- tiviert [Price et al., 2015]. Dies ist allerdings nur für sehr wenige Produkte ein Problem, denen ausschließlich alternative Photo- initiatoren beigefügt sind. Dies könnte bei sehr hellen Kompositen der Fall sein (soge- nannten Bleach-Farben). Die entsprechenden Hinweise finden sich dann in den Arbeits- anweisungen der Kompositmaterialien. Einige Hersteller (zum Beispiel Ultradent, Vivadent, GC) bieten sogenannte Multi- Peak-LED-Lichtgeräte (oft unpräzise auch als Poly-Wave-Lichtgeräte bezeichnet) an, die verschiedene LEDs für blaues und violettes Licht im Bereich von 385 bis 515 nm ein- setzen und somit für alle lichthärtenden Materialien verwendet werden können [Price und Felix, 2009; Leprince et al., 2010]. Wichtig bleibt festzuhalten: Ein Anwender muss in jedem Fall wissen, welche Wellen- längen zur Aushärtung des eingesetzten 3500 3000 0 0 2500 2000 1500 1000 500 2 4 6 8 10 12 Halogen Lampe, Astralis 10 LED Lampe, mini-LED LED Lampe, Bluephase Bestrahlungsstärke, mW/cm 2 Abstand, mm Abbildung 3: Bestrahlungsstärke verschiedener Lichtgeräte, gemessen vom Lichtaustrittsfenster von 0 mm (direkt am Lichtleiter) bis hin zu 10 mm Abstand Quelle: Illie Abbildung 2: Begriffe zur Lichthärtung Foto: Blunck 50 Fortbildung Restaurative Zahnerhaltung
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