Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2672) unvernetzt in der Restauration vor. Von außen ist dies nicht feststellbar, da die Füllung an der Oberseite der Kavität einen ausgehärte- ten Eindruck macht. Die Belichtungszeit muss daher bei den Bulk-Fill-Kompositen an die Schichtdicke angepasst werden [Leprince et al., 2010]. Die erhöhte Schichtdicke in Bulk-Fill-Kom- positen wird im Vergleich zu konventionel- len Kompositen überwiegend durch eine höhere Transluzenz (Lichtdurchlässigkeit) der Materialien hervorgerufen. Die Transluzenz eines Komposits wird durch die Anpassung der Brechungsindizes von Füllkörpern und organischer Matrix eingestellt [Shortall et al., 2008]. Je größer dieser Unterschied ist, desto mehr Licht wird an der Grenzschicht zwischen Füllkörper und Matrix gestreut und kann somit tiefere Schichten nicht mehr erreichen. Die Transluzenz eines Kom- posits kann auch durch die Minimierung der Grenzfläche zwischen Füllkörper und Matrix erhöht werden, nämlich durch die Reduk- tion des Füllkörperanteils und/oder eine Ver- größerung der Füllkörper. Enthalten allerdings Komposite Füllkörper mit einer Partikel- größe unterhalb der Wellenlänge des sicht- baren Lichts (380–780 nm), wird das Licht durch die kleinen Partikel weder gestreut noch absorbiert, was ebenfalls die Trans- luzenz des Materials erhöht. Konventionelle und Bulk-Fill-Komposite be- stehen aus nahezu identischen Zusammen- setzungen, was zu der Annahme führt, dass – zumindest in den ersten Generationen der Bulk-Fill-Komposite – die erhöhten Schicht- dicken imWesentlichen durch die Verkleine- rung der Grenzfläche zwischen Matrix und Füllkörper erreicht wurden [Ilie et al., 2013]. In niedrigviskösen Bulk-Fill-Kompositen wird dies zusätzlich durch einen niedrigen Füllkörpergehalt unterstützt. Darüber hi- naus scheint in vielen Bulk-Fill-Kompositen auch eine Reduktion der Farbpigmente stattgefunden zu haben. Dies erhöht die Transluzenz, verschlechtert jedoch gleich- zeitig die Ästhetik. Viele Bulk-Fill-Komposite werden lediglich in der Farbe „Universal“ angeboten. Modernere Bulk-Fill-Komposite beinhalten neue Initiatorsysteme wie das Ivocerin (BTMGe und DBDEGe) [Moszner et al., 2008] oder setzen gar auf effizientere Polymerisationsmechanismen wie die RAFT- Polymerisation (Reversible Additions-Frag- mentierungs-Kettenübertragungs-Polyme- risation). Letzteres erlaubt, opakere und somit ästhetischere Bulk-Fill-Komposite effizient zu polymerisieren (implementiert zuerst in Filtek One, 3M) sowie eine Kürzung der Be- lichtungszeit auf 3 s bei hoher Bestrahlungs- stärke von 3.000 mW/cm² (implementiert 2019 in Tetric PowerFill). Temperaturentwicklung während der Lichthärtung Die heute angebotenen hohen Bestrah- lungsstärken moderner Hochleistungs-LEDs bedeuten eine entsprechend hohe Energie- abgabe, die während der Polymerisation auf das Kompositmaterial, auf die Zahnhart- substanz, unter Umständen auch auf die Zahnpulpa und auf das benachbarte Weich- gewebe einwirken kann. Nach vorherr- schender Meinung sollte die Temperatur der Pulpa nicht um mehr als 5,5 °C ansteigen [Baroudi et al., 2009], dieser Wert wird aller- dings kontrovers diskutiert [Leprince et al., 2010]. Somit besteht die Möglichkeit, dass Polymerisationslichtgeräte durchaus hohe Abbildung 8: Auswirkungen von zwei Energie- strahlprofilen (Beam Profiles) auf die Licht- härtung in einer Standardkavität (mit freundlicher Genehmigung von Prof. R. B. Price, Dalhousie University; Halifax, Canada). Foto: Price Abbildung 9: Ausleuchtung einer Standard- Molarenkavität bei zentraler Positionierung eines Lichtleiters mit 9 mm Durchmesser (mit freundlicher Genehmigung von Prof. R. B. Price, Dalhousie University; Halifax, Canada). Foto: Price Abbildung 10: Aufzeichnung der Bestrahlungsstärke am Boden einer 4 mm tiefen Kavität bei Anwendung eines Lichtgeräts durch verschiedene Studienteilnehmer (rot vor und grün nach Instruktion zur korrekten Abstützung) Foto: Blunck 54 Fortbildung Restaurative Zahnerhaltung

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