Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 109, Nr. 23-24, 1.12.2019, (2676) zu Schattenbildungen in der Kavität, wo- durch eventuell Teile des Komposits gar nicht vom Licht erreicht werden. Zur Sicherstellung einer effektiven Licht- härtung des Komposits kann es daher nötig sein, in mehreren überlappenden Zyklen die Lichthärtung durchzuführen. Die effektive Lichthärtung kann auch unterstützt werden, wenn nach Abnahme des Metall-Matrizen- bandes nochmals der approximale Kasten von bukkal und oral belichtet wird [Shortall et al., 2016; Shortall et al., 2016a]. Dabei muss bedacht werden, dass die Abschwä- chung des Lichts beim Passieren eines 2 mm dicken Restaurationsmaterials (direkte und indirekte Komposite, CAD/CAM-Keramiken, Zahnwand) hoch ist und zwischen 59,9 Prozent (Bulk-Fill Venus, Kulzer) und 94,9 Prozent (CAD/CAM VITA Enamic) variiert. Daher können Polymerisationsdefizite durch zusätzliche Belichtung am Ende des Restau- rationsprozesses nur schwer ausgeglichen werden. Die für die Zahnstruktur gemesse- nen Werte liegen mit circa 90 Prozent am oberen Ende dieses Bereichs. Die Licht- durchlässigkeit nimmt exponentiell mit der Dicke ab, so dass durch eine 3 mm dicke Zahnwand so gut wie kein Licht mehr dringt (< 25 mW/cm², wenn die spezifische Aus- strahlung (Intensität) 1.174 mW/cm² be- trug). Dieser Wert kann in einer klinischen Situation sogar deutlich geringer ausfallen, wenn ein Lichtgerät mit geringerer spezi- fischer Ausstrahlung (Intensität) verwendet, der Abstand erhöht wird oder das Lichtaus- trittsfenster nicht senkrecht zur Oberfläche appliziert werden kann. All diese Aspekte stellen den Vorteil einer zusätzlichen Poly- merisation durch die Zahnstruktur infrage und begrenzen sie oft auf einen thermischen Effekt [Ilie and Furtos, 2019]. Expertenempfehlungen Auf einer Konferenz zur Lichtpolymerisation in Halifax, Kanada, wurden von Experten aus Wissenschaft und Industrie Leitlinien als Konsens nach zweitätigen Diskussionen zu diesem Thema zusammengestellt. Folgende Hinweise zur Anwendung eines Licht-Poly- merisationsgeräts wurden dabei gegeben [Price, 2014]: \ Prüfen Sie regelmäßig die spezifische Ausstrahlung (Intensität)! \ Kontrollieren Sie das Lichtaustrittsfenster auf Verunreinigungen! \ Wählen Sie die korrekte Belichtungszeit für das spezifische Kompositmaterial! \ Applizieren Sie das Komposit in der kor- rekten Schichtstärke! \ Berücksichtigen Sie die Entfernung zwi- schen Lichtaustrittsfenster und Komposit! \ Beachten Sie, dass die gesamte applizierte Kompositmasse genügend Bestrahlungs- stärke empfängt! \ Bedenken Sie mögliche Hitzeschäden! \ Schützen Sie Ihre Augen! Fazit Damit ein Kompositmaterial seine Eigen- schaften voll entwickeln kann, muss die Polymerisation zu einer optimalen Ver- netzung der Monomere führen. Bei licht- härtenden Produkten muss dazu eine aus- reichende Belichtungsdosis das Komposit- material erreichen, die sich in einer ein- fachen Approximation aus dem Produkt der Bestrahlungsstärke (mW/cm 2 ) und der Be- lichtungszeit berechnen lässt. Die wirksame Bestrahlungsstärke wiederum ist abhängig von der spezifischen Ausstrahlung (Intensität) des Geräts, der Entfernung vom Lichtaus- trittsfenster, dem Winkel der Einstrahlung und der Schichtstärke des applizierten Kom- positmaterials. Das kann nur mit visueller Kontrolle des Belichtungsvorgangs mit Augenschutz erfolgen. Die Lichtpolymerisation ist also ein komple- xer Vorgang, dem genügend Aufmerksam- keit gewidmet werden muss! Es kommt somit nicht auf eine möglichst schnelle, sondern auf eine maximal mögliche Aus- härtung an, um dauerhafte Restaurationen erfolgreich legen zu können. OA Dr. Uwe Blunck Charité – Universitätsmedizin Berlin CharitéCentrum für Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde, Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin Aßmannshauser Str. 4–6 14197 Berlin ublunck@charite.de Prof. Dr. Dipl-Ing. Nicoleta Ilie Klinikum der Universität München, LMU München Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Goethestr. 70 80336 München nilie@dent.med.uni-muenchen.de Oberarzt Dr. Uwe Blunck · 1975 Approbation als Zahnarzt · 1987 Promotion zum Dr. med. dent. · 1975–1977 Tätigkeit als Assistent in zahnärztlicher Praxis · 1977–1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung Zahn- erhaltung und Parodontologie der Freien Universität Berlin · 1984 Ernennung zum Oberarzt in der Abteilung für Zahn- erhaltung an der Zahnklinik Nord der Freien Universität Berlin · 1990/91 Neun Monate Forschungsaufenthalt an der University of Florida, Gainesville, USA · 1994 Oberarzt in der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin am Zentrum für Zahnmedizin (nach Übernahme der Zahnklinik Nord ins Universitätsklinikum Charité) · 2003–2008 Oberarzt in der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie · 07.2011– 06.2013 Kommissarischer Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin im Charité Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde · seit 2013 Oberarzt unter der Abteilungsleitung von Prof. Sebastian Paris Foto: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 58 Fortbildung Restaurative Zahnerhaltung
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