Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (14) ZAHNÄRZTEKAMMER BERLIN PHILIPP-PFAFF-PREIS AN STEFAN HERDER Dr. Stefan Herder erhielt den Ehrenpreis für die vor 30 Jahren revolutionäre Implementierung der Individualprophylaxe, die er als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Jean-François Roulet gemeinsam mit ihm und Dr. Susanne Fath, Ilona Kronfeld-Möhring und Zahnarzt Georg Scherpf trotz Gegenwind eingeführt hatte. „Die Widerstände, die auch innerhalb der Zahnärzteschaft zu über- winden waren, waren vielfältig und heftig. In einem Artikel aus dieser Zeit wird in diesem Zusammenhang von ‚Dentalterroristen‘ gesprochen“, erläuterte Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin, in seiner Rede zur Preisverleihung. Damals spielten sowohl wirtschaftliche Bedenken als auch die Profes- sionalisierung der Zahnarzthelferinnen, wie der Beruf der ZFA 1989 noch hieß, eine wichtige Rolle. Herder habe mit seinem Engagement wesentlich zum Paradigmenwechsel von der restaurativen zur präventiven Zahnheilkunde beigetragen, betonte Heegewaldt. mg/pm PROF. DR. BURKHARD TIEMANN IST 75 JAHRE Die lange Liste der Aufgaben und Funktionen mag seine Verdienste für den Berufsstand eher verdecken als offenbaren. Denn ob als Haupt- geschäftsführer der KZBV, in Personalunion Geschäftsführender Direktor des „Institut der Deutschen Zahnärzte“, als Leiter der „Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxis- management“, ebenso wie als Koordinator des Consiliums unabhängiger Wissenschaftler bei der BZÄK: Prof. Dr. Burkhard Tiemann, der am 15. Januar sein 75. Lebensjahr vollendet hat, war in allen Ämtern immer mehr Gestalter als Verwalter, ein kreativer Impulsgeber, ideenreicher Stratege mit dem klaren Blick für das Nötige und Mögliche und die richtigen Wege zum Erfolg. Dabei kam der Sohn eines Apothekers eher zufällig zur Zahnmedizin. Ein für den Freien Verband der deutschen Zahnärzte erstelltes Gut- achten über Prothetikverträge machte den Juristen 1977 schlagartig bekannt. Tiemann übernahm zwei Jahre später die KZBV-Geschäftsführung, initiierte das Institut der Deutschen Zahnärzte, lehrte ab 1996 an der Katholischen Hochschule NRW in Köln und betrieb mit dem damaligen Präsidenten der Zahnärztekammer Westfalen, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, die Gründung der Akademie für Fortbildung. 1984 wurde er Mit- gründer und stellvertretender Vorsitzender der „Deutschen Gesellschaft für Kassenarztrecht“. Stets leitete Tiemann die Erkenntnis, dass die Zahnärzte für eine wirksame Interessenvertretung – als kompetente Partner in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft – und für die komplexen Frage- stellungen ihrer Disziplin über deren Grenzen hinaus qualifiziert sein müssen. Dazu hat der Jubilar, ausgezeichnet mit der Goldenen Ehren- nadel der deutschen Zahnärzteschaft, große Beiträge geleistet. Im Ruhestand bleibt dem gebürtigen Sauerländer, seit 50 Jahren verheiratet mit der früheren Präsidentin des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses und MdB (1994 bis 2002), Prof. Dr. Susanne Tiemann, vor allem Zeit für seine drei Kinder und vier Enkel. Und zufrieden macht ihn, „dass fast alles Bestand hat, was geschaffen wurde“. Reinhard Günnewig Freier Autor und Biograf DER PHILIPP-PFAFF-PREIS Der Ehrenpreis der Zahnärztekammer Berlin wird an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich in herausragender Weise um den zahnärztlichen Berufsstand verdient gemacht haben. Namens- geber ist der Mediziner Philipp Pfaff (1713–1766). Pfaff widmete sich der zu seiner Zeit völlig unterentwickelten und verrufenen Zahn- medizin und veröffentlichte das erste Lehrbuch über Zahnmedizin in deutscher Sprache: „Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten“. Damit legte er Mitte des 18. Jahr- hunderts den Grundstein zu einer eigenständigen Zahnheilkunde in Deutschland und gilt als Vordenker der modernen Zahnheilkunde. Foto: Jens Jeske Dr. Karsten Heegewaldt (l.), Präsident der ZÄK Berlin, überreicht Dr. Stefan Herder die Auszeichnung. 16 | NEWS/PERSÖNLICHES
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