Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (21) vollerweise bereits im Vorfeld auch unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Und eben dies kann das Zahnärztliche Satellitenkonto leisten. Das ZSK bereitet die ökonomischen Zusammenhänge des zahnärztlichen Systems detailliert auf. Es betrachtet die pri- vate und die gesetzliche Leistungserbringung in verschiedenen Praxistypen, differenziert für privat vollversicherte und gesetzlich versicherte Patienten, jeweils in Abhängigkeit da- von, wer die Leistung letztlich bezahlt. Konkret: Wie viele über dem GKV-Niveau liegende Kronenleistungen werden in Einzelpraxen an GKV-Patienten erbracht und wieviel wird hierfür von der GKV, von Zusatzversicherungen oder vom Patienten direkt bezahlt? Schaut man sich die veröffentlichten betriebswirtschaft- lichen Zahlen zu Zahnarztpraxen an, sieht man zunächst: Der Gewinn der Zahnarztpraxen steigt, die Zahl der Nieder- lassungen geht zurück, aber insgesamt sind immer mehr Menschen in Zahnarztpraxen tätig – für die Politik seit Jahren ein Grund zu sagen: Kein Handlungsbedarf, der Zahnärzteschaft geht es gut! Die Folge: Seit über 30 Jahren ist der GOZ-Punktwert unverändert – oder anders gesagt: Stagnierende Preise sind seit über 30 Jahren verordnet, während alle sonstigen Preise steigen. DIE JAHRZEHNTELANGE STAGNATION DER GOZ BREMST Die Ergebnisse des Zahnärztlichen Satellitenkontos zeigen: Solche pauschalen Rückschlüsse greifen deutlich zu kurz. Wie steht es also tatsächlich um die Zahnarztpraxen und die mit der zahnärztlichen Versorgung eng verzahnte Wirtschaft? Es stimmt, die Wertschöpfung steigt – und damit auch der Gewinn. Warum? Weil die Preise in der gesetzlichen Versor- gung steigen, weil mehr gearbeitet wird. So werden bei- spielsweise immer mehr Prophylaxeleistungen (insbesondere Professionelle Zahnreinigung) erbracht, Zahnärzte schließen sich vermehrt zusammen ... Und doch: Sowohl im Ver- gleich zur Gesundheitswirtschaft insgesamt als auch zur Gesamtwirtschaft entwickeln sich die Zahnarztpraxen wie auch das zahnärztliche System als Ganzes unterdurch- schnittlich. Und es ist eben die jahrzehntelange Stagnation in der GOZ, die hier bremst. Für den wichtigen Bereich der PKV-Voll- versicherten und Beihilfeberechtigten finden sich keine positiven Impulse, weder bei den Mengen noch bei den Preisen. Betrachtet man nur diese Patientengruppe, die auf die gesamte GOZ zurückgreift, zeigen sich die negativen Auswirkungen stagnierender Preise schon deutlich. Was würde die dringend geforderte Preisanpassung kosten und wem käme sie zugute? Auch dies zeigt das ZSK auf. Über- raschender Befund: Für den Staat, der die Beihilfe trägt, wäre eine GOZ-Punktwerterhöhung aufgrund zu erwartender Steuerrückflüsse nahezu kostenneutral! Ein mögliches Gesetz als ökonomisches Szenario im Vorfeld bereits zu berechnen – dies ist nur möglich, wenn das Rechenmodell auch alle Aspekte des Gesetzes bereits ab- bilden kann. Daher versucht die BZÄK, das Rechenmodell kontinuierlich weiterzuentwickeln und auch neue Zusam- menhänge abzubilden, um für künftige Entwicklungen und Herausforderungen gerüstet zu sein. ! Die aktuellen Ergebnisse des Zahnärztlichen Satellitenkontos finden sich im Statistischen Jahrbuch der Bundeszahnärzte- kammer, das auf deren Webseite bestellt werden kann. Entwicklung der realen Wertschöpfung des zahnärztlichen Systems zu konstanten Preisen 2010–2017 2010 2014 2012 2016 2011 2015 2013 2017 Zahnärztliches System Gesundheitswirtschaft* Zahnarztpraxen Gesamtwirtschaft 6 4 2 0 -2 Veränderung in % Quelle: Zahnärztliches Satellitenkonto (BASYS) *Kernbereich ohne Zahnärztliches System Abb. 2 DR. KLAUS BARTLING Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Vorsitzender des Ausschusses Statistik der Bundeszahnärztekammer Foto: KZVWL | 23
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