Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (48) Glasfaserverstärkte Restaurationen Cornelia Frese Glasfaserverstärkte Kompositrestaurationen weisen materialspezifische Limitationen auf. Dennoch bieten sie einige Vorteile, die ihren Einsatz in bestimmten Situationen rechtfertigen. Der Beitrag stellt beispielhaft zwei Techniken vor, mit deren Hilfe sich Einzelzahnlücken schließen und selbst extrem tief zerstörte Frontzähne direkt restaurativ versorgen lassen. K omposite werden zuweilen in Kombination mit kurzen, mit langen oder mit quer verwebten Glasfasern verwendet, um die mecha- nischen Eigenschaften zu verbessern. Fasermaterialien in Form von uni- direktionalen Strängen kommen zur Stabilisierung von Kompositbrücken [Aktas et al., 2019; Frese et al., 2014; Unlu und Belli, 2006; Wolff et al., 2011; Wolff et al., 2018], als faser- verstärkte Wurzelstifte [Scribante et al., 2018], für parodontale Verblockungen sowie als kieferorthopädische Retainer [Kumbuloglu et al., 2011a; Kumbuloglu et al., 2011b] zum Einsatz. Quer ver- webte Fasermaterialien und neuartige Bulk-Fill-Komposite mit kurzen Fasern werden unter anderem zur internen Verfestigung von tief zerstörten Zäh- nen angeboten [Garoushi et al., 2018]. Alle Fasermaterialien bedürfen einer zuverlässigen Überschichtung mit Res- taurationskomposit. Voraussetzung für einen dauerhaften Verbund der Fasern mit dem Kompo- sitmaterial ist eine ausreichende Di- mensionierung der Restaurationen, um dem mechanischen Stress in der Mundhöhle standzuhalten [Perea- Lowery und Vallittu, 2018]. Im Rah- men eigener klinischer Studien zu faserverstärkten Kompositbrücken zeig- ten sich lediglich mittlere Überlebens- raten, so dass hier momentan am ehesten der semipermanente Einsatz als sinnvoll erscheint. Unerwünschte Ereignisse kommen beispielsweise in Form von Abplatzungen des Verblend- komposits vom Glasfasergerüst (Chip- pingfrakturen), von Frakturen im Ver- bindungsbereich zum Nachbarzahn (Konnektorfläche) sowie von komplet- tem Verlust der faserverstärkten Kom- positbrücken zum Tragen [Frese et al., 2014; Wolff et al., 2011; Wolff et al., 2018]. Die unterschiedliche Natur der beiden Werkstoffe führt offensichtlich zu einer unbefriedigenden Langzeit- stabilität des Verbunds zwischen Faser und organischer Matrix – dies ist nach wie vor die wichtigste Schwachstelle. Solange keine relevanten werkstoff- kundlichen Verbesserungen in Sicht sind, kann man durch Optimierungen der Gestaltung – einschließlich breiter Adhäsivflächen und größtmöglichem Restaurationsvolumen – die Stabilität erhöhen. Aufgrund der Problematik stark heterogener Strukturelemente werden mittlerweile in der Literatur auch metall-, keramik- und glasfaserfreie Zahnanhänger aus Komposit zum minimalinvasiven Schließen von Ein- zelzahnlücken beschrieben, die in Ein- zelfallbeobachtungen gute Ergebnisse zeigen [Staehle, 2018]. Als etablierte Option im Frontzahn- bereich lassen sich ein- oder zweiflüge- lige metallkeramische Adhäsivbrücken wie auch keramische Adhäsivbrücken aus Zirkonoxid erfolgreich einsetzen [Kern et al., 2017; Wei et al., 2016]. Ohne die Position im Kieferbogen zu berücksichtigen, sind die ermittelten Überlebensraten von Adhäsivbrücken mit denen konventioneller Brücken und implantatgetragener Einzelkronen über einen mittleren Zeitraum von fünf Jahren vergleichbar [Alraheam et al., 2019] und nach zehn Jahren mit 82,9 Prozent nur geringfügig geringer [Thoma et al., 2017]. Seit 2016 werden in Deutschland ein- und zweiflügelige Adhäsivbrücken zum Ersatz eines Schneidezahns auch über das 20. Lebensjahr hinaus als Regelleistung durch die gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst beziehungsweise können in der vollkeramischen Variante als gleichartige Versorgung beantragt werden. Eine Übersicht zum Vergleich der Therapieoptionen ist in Tabelle 1 aufgeführt. Folglich sind die Indikationsbereiche für glasfaserverstärkte Kompositrestau- rationen derzeit limitiert. Gleichwohl können sie in speziellen Fällen, bei- spielsweise bei Kindern und Jugend- lichen, bei allgemeinmedizinisch beeinträchtigten Patienten oder bei Patienten mit bestimmten Lücken- situationen eine wertvolle Option zur Erweiterung des Therapiespek- trums sein. Anhand von klinischen Fallbeispielen werden zwei mögliche Restaurationskonzepte mit faser- verstärkten Kompositmaterialien vor- gestellt. CME AUF ZM-ONLINE Glasfaserverstärkte Restaurationen Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME- Punkte der BZÄK/ DGZMK. 50 | FORTBILDUNG RESTAURATIVE ZAHNERHALTUNG

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