Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (57) DAS SAGEN DIE GRÖßTEN ZAHNPASTEN-HERSTELLER Ein Drittel mit Aluminum Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hatte Ende November vor Aluminium gewarnt – auch in Zahnpasta. Der Hersteller-Check zeigt: Nicht wenige verwenden die kritisierten Inhaltsstoffe. V erbraucher nehmen in Deutsch- land möglicherweise gesund- heitlich bedenkliche Mengen an Aluminium auf. So lautete die Botschaft einer Veröffentlichung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Ende November. Hintergrund war eine Studie des BfR, in der erst- mals die gesamte orale und dermale Aluminiumaufnahme der Bevölke- rung über die verschiedenen Alumini- umquellen gesundheitlich bewertet und im wissenschaftlichen Journal „Archives of Toxicology“ veröffent- licht wurde. Ergebnis: Der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleitete gesundheitliche Richtwert, der einer wöchentlichen duldbaren Aufnahmemenge (TWI) von 1 mg je Kilogramm Körpergewicht entspricht, wird im Durchschnitt zu circa 50 Prozent allein durch Lebens- mittel ausgeschöpft. Und: Während die Aluminium-Aufnahme durch nor- male Zahnpasta laut Studie zu ver- nachlässigen ist, zeigte sich, dass 11- bis 14-Jährige allein durch die Verwen- dung einer aufhellenden Zahnpasta pro Woche 100 Prozent der TWI auf- nehmen können – bei Erwachsenen sind es etwa 72 Prozent. Ausgangs- punkt der Berechnung des BfR: eine durchschnittliche Aluminiumkonzen- tration von 4,5 Prozent für aufhellende Zahnpasten, die 2013 vom norwegi- schen wissenschaftlichen Komitee für Lebensmittelsicherheit VKM publiziert worden war. Die zm haben daraufhin die 19 größten Zahnpastahersteller für Deutschland angeschrieben und gefragt, in welchen Zahnpflege-Produkten Aluminium- bestandteile – in welcher Form und in welcher Konzentration – enthalten sind, wie die Studie des Bundesinsti- tuts für Risikobewertung bewertet wird und ob ein Verzicht auf Aluminium- bestandteile in seinen Zahnpflege- produkten geplant ist. Ergebnis: Zwei Hersteller antworteten nicht, in den Produkten der übrigen ist Aluminium zum Teil enthalten. Dort, wo Hersteller Angaben zur Konzentration machen, allerdings maximal in einem Umfang von 1,04 Prozent. Am 9. Dezember 2019 hat dann der wissenschaftliche Ausschuss für Ver- brauchersicherheit der EU-Kommissi- on (SCCS) eine vorläufige gesundheit- liche Bewertung zur Aufnahme von Aluminium über kosmetische Mittel veröffentlicht. Diese widerspricht der Darstellung des BfR. Die 58-seitige Be- wertung kommt zu dem Schluss, dass die Verwendung von Aluminium in Konzentrationen von 2,65 Prozent in Zahnpasta per se sicher ist. Nach Einschätzung des Toxikologen Prof. Ralf Stahlmann, dem ehemaligen Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité Berlin, fehlen für eine valide wissenschaftliche Bewertung nach wie vor wichtige Daten. Weder seien die Aluminium-Konzentrationen aller im Handel befindlichen Produkte noch die Bioverfügbarkeit von Aluminium- oxid und -hydroxid abschließend ge- klärt. Prof. Stahlmann: „Das sollte ge- nauer untersucht werden.“ mg Quellen: Tietz, T., Lenzner, A., Kolbaum, A.E. et al.: Arch Toxicol (2019) 93: 3503. https://doiorg/10.1007/s00204– 019–02599-z U. Bernauer, L. Bodin, Q. Chaudhry, P. J. Coenraads, M. Dusinska, et al.: „SCCS OPINION ON the safety of Aluminium in cosmetic products – Submission II“ – SCCS/1613/19 – Preliminary Opinion. 2019. Foto: Adobe Stock_bergamon ALUMINIUM IN ZAHNPASTEN HERSTELLER Aldi-Nord Aldi-Süd Budnikowski CP Gaba Dental- Kosmetik dm Dr. Liebe Dr. Wolff Edeka GlaxoSmith- Kline Henkel Kaufland Lidl Müller Netto Penny/Rewe Rossmann Unilever Tabelle Quelle: zm BETROFFENES PRODUKT – – – elmex Intensiv- reinigung el-ce med Kräuter Dontodent Kräuter – – – Odol-med3 Whitening Sensodyne Multi- care Sanftweiss – Bevola dental Kräuter – keine Rückmeldung keine Rückmeldung – Prokudent White Cocnut Prokudent Brillantweiss – KONZEN- TRATION (%) – – – k.A. <0,5 1,0 – – – k.A. k.A. – 1,04 – – 1,04 <1,0 – POLITIK | 59

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